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"Tot oder lebendig", diese auf Steckbriefen oft übliche Formulierung legt Kopfgeldjäger T L Barston (Bruce Dern) sehr pragmatisch aus und bemüht sich erst gar nicht, die von ihm Gesuchten lebend zu fangen.
Ein wortkarger Engel des Todes, so fährt er mit seinem klapprigen Wagen durch gottverlassene Gegenden im Mittleren Westen, bereit, schon für wenige Dollar steckbrieflich Gesuchte zu töten, um ihre Leichen in oft weit entfernten Orten abzuliefern und die Belohnung zu kassieren.
Aber in den "Badlands", wo außer Gesetzesflüchtigen kaum jemand freiwillig lebt und schon so mancher bei ewig heulendem Wind und nachts durch die Wildnis streifenden Wölfen den Verstand verloren hat, geht nicht alles mit rechten Dingen zu ...
Obwohl der Plot und die Tatsache, es bei "Into the Badlands" von 1991 "nur" mit einer TV-Produktion zu tun zu haben, bereits argwöhnen lassen könnten, hier nicht unbedingt ein Meisterwerk erwarten zu können, ist die Vorstellung, Bruce Dern, der in den nunmehr 50 Jahren seiner Karriere leider oftmals auf mehr oder weniger wichtige Nebenrollen festgelegt war, endlich mal wieder in einer Hauptrolle sehen zu können, die zudem wie für ihn gemacht zu sein scheint, für Fans schon alleine eine Empfehlung.
Wenn dann noch Namen wie Helen Hunt (hier kurz vor ihrem Durchbruch mit der erfolgreichen TV-Serie "Verrückt nach Dir"), Mariel Hemingway und Lisa Pelikan in der Besetzungsliste erscheinen, sollte ein Film, der mit seinem Setting zudem für schöne Außenaufnahmen prädestiniert zu sein scheint, eigentlich gar nicht schlecht sein können.
Leider jedoch stellt sich heraus, dass der Film nicht zu Unrecht trotz seiner interessanten Besetzung praktisch vollkommen unbekannt ist.
Zwei Figuren, die zu Beginn des Filmes als offenbar handlungswichtig recht ausführlich eingeführt werden, werden nach etwa einer halben Stunde abrupt auf Nimmerwiedersehen aus dem Drehbuch herausgeschrieben und auch sonst erweist sich der Film als leider vollkommen zusammenhanglos aus diversen Handlungssträngen zusammengeschnittenes Konstrukt.
Da ist einmal eine Liebesgeschichte zwischen einem Outlaw und einer jungen Frau, dann die seltsame Beziehung zwischen zwei Nachbarinnen, einer pragmatischen Farmersfrau und einer Dame von der Ostküste, die auf die Einöde, den ewig um die Häuser pfeifenden Wind und die heulenden Wölfe, die nachts umherstreifen, zunehmend hysterisch reagiert - für sich genommen durchaus nicht uninteressante, dazu zumindest von Hunt, Hemingway und Pelikan gut gespielte Episoden, die jedoch genauso plötzlich fallen gelassen werden, wie sie aufgenommen wurden und weder in einem Zusammenhang zueinander noch zu der Rahmengeschichte um T L Barston stehen.
Auch Derns angebliche "Hauptrolle" ist für eine solche deutlich zu wenig ausgebaut.
Dass eine Figur wie die des Barston nicht tiefer gehend psychologisch ausgearbeitet wird, sondern eher als "Type" des einsamen Schweigers dargestellt wird, ist bei einem Film, der sich stilistisch teilweise recht deutlich an diversen Italowestern orientiert, im Grunde kein Problem, aber Derns Leinwandzeit ist auch schlichtweg zu kurz, um als DIE Hauptfigur, die den Film zusammenhält, zu funktionieren.
Auch das Drehbuch und die Dialoge überzeugen leider weder inhaltlich noch stilistisch.
Der Film beginnt als Western, wechselt dann hintereinander zu Liebesgeschichte, Drama, Mystery und Horror, ohne dabei eine durchgängige Stimmung oder Atmosphäre zu erschaffen, die dies alles in irgendeiner Form zusammenhalten könnte.
Dazu gibt es Dialoge, die genau das in Worte fassen, was man ohnehin sieht und somit sinnlos sind (Beispiel: Mann läuft über die Straße, eindeutig sein Pferd suchend und sagt dabei unnötigerweise zu sich selber "Wo ist mein Pferd?").
Häufige Voice-Overs, wie hier die Stimme des Erzählers, sind grundsätzlich Geschmackssache, können aber, wenn sie gut gemacht sind, durchaus interessant sein und einem Film einen ganz eigenen Stempel aufdrücken, sind hier aber insbesondere in der deutschen Synchronfassung leider nicht besonders gut gesprochen (wobei es in der Originalversion zwar ein wenig, aber nicht viel besser ist).
Am ehesten überzeugt der Film abgesehen vom Spiel Derns und der erwähnten drei Damen noch durch seine teilweise schönen Bilder.
Wie Barston seinen Opfern in bodenlangem, staubigen Mantel wie ein düsterer Engel des Todes erscheint und wie er in seinem klapprigen Wagen mit vollkommen verrottetem Sonnenschirm über die endlos erscheinende Prärie fährt, das ist teilweise sehr schön und atmosphärisch anzuschauen und wäre teilweise sogar der großen Kinoleinwand würdig.
Dazu passt auch die musikalische Untermalung, die ebenfalls an wenig an Italowestern erinnert, recht gut.
Leider jedoch wechseln sich auch diese zumindest visuell gelungenen Momente mit jeder Menge in Zeitlupe von einer Kugel getroffen sehr theatralisch zu Boden fallenden Körpern ab.
Die recht zahlreichen Leichen, Körperdurchschüsse und weiteren Appetitlichkeiten sollten mit der daraus resultierenden FSK 18-Einstufung wohl die genau darauf anspringende Klientel anlocken, aber für diese wiederum dürften diese Sequenzen gemessen an den heute, fast ein Vierteljahrhundert später üblichen Sehgewohnheiten eher unspektakulär erscheinen.
Um ernst genommen zu werden, ist der Film, man kann es leider nicht anders sagen, schlichtweg zu schlecht, für Trashfreunde wiederum nicht trashig und splatterig genug.
Zusammengefasst ein sehr kruder und unausgegorener Genremix, der hauptsächlich am so gar nicht überzeugenden Drehbuch krankt.
Auf der Habenseite bleiben ein paar gute Darsteller, die sich hier jedoch leider weit unter Wert verkauft haben, einige für sich genommen durchaus gelungene Handlungsfetzen wie die Sequenz mit Mariel Hemingway und Lisa Pelikan als ungleiche Nachbarinnen, die zumindest ansatzweise recht gelungene Hommage an (bessere) Vorbilder und ein paar wenige schöne und stimmungsvolle Bilder der Einöde des Wilden Westens.
Für hartnäckige Bruce Dern-Fans mit einem Herz auch für trashige Filme reicht das für ganz knappe drei Sternchen, alle anderen dürften den Film wohl eher als noch schlechter empfinden.