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Yasmin fliegt mit ihrer zehnjährigen Tochter Ruby nach Alaska, um dort ihren Mann Matt zu besuchen, der in der Natur Tieraufnahmen macht. Gerade auf dem Flughafen gelandet, bekommt sie von der Polizei die Nachricht, dass der kleine Ort, in dem Matt untergekommen war, vollkommen niedergebrannt sei. Alle Einwohner seien ums Leben gekommen, zu ihnen gehöre auch Matt. Yasmin mag nicht an den Tod ihres Mannes glauben und macht sich mit ihrer tauben Tochter auf den Weg Richtung Polarkreis, um dort ihren Mann zu suchen. Auf ihrer beschwerlichen Reise muss sie feststellen, dass sie von einem Unbekannten verfolgt wird. Und dann kommt auch noch ein Schneesturm auf...
Wer hätte gedacht, dass die Schilderung einer Reise an den Polarkreis so spannend wie ein Thriller sein kann. Mit "Lautlose Nacht" ist Autorin Rosamund Lupton ein fesselnder und ungeheuer atmosphärisch dichter Roman gelungen. Idealerweise sollte diese zur dunklen Jahreszeit gelesen werden, dann wirkt dieser noch nachhaltiger.
Yasmin und ihre Tochter Ruby kommen während der Winterzeit in Alaska an, was bedeutet, dass es fast die ganze Zeit dunkel ist und die Temperaturen deutlich unter Null liegen. Die Landschaft ist vollkommen mit Schnee bedeckt, nur am Flughafen und den Truckstops sind Menschen anzutreffen. Dann zieht auch noch ein lebensbedrohlicher Schneesturm heran, der die Temperaturen unter -40 °C fallen lässt. Wäre diese Kulisse nicht schon bedrohlich genug, haben es die beiden außerdem mit einem unbekannten Gegner zu tun, der sie verfolgt. Denn während sie im Truck durch die Nacht unterwegs sind, verfolgt sie ein weiteres Fahrzeug, von dem nur die Scheinwerfer zu sehen sind. Halten sie an, stoppt ihr Verfolger ebenfalls. Schließlich erhält Yasmin auch noch E-Mails, die nur Bilder von toten Tieren im Anhang haben. Ruby ist davon überzeugt, dass die E-Mails von ihrem Vater stammen, aber warum sollte er diese grausigen Fotos schicken?
Neben der Reise zum Polarkreis ist es für Yasmin auch eine Reise in ihr Inneres. Vor der Geburt ihrer tauben Tochter war sie eine wissbegierige Physikerin, die jetzt alles für ihr Kind zurückgestellt. Sie macht sich große Sorgen um Ruby, die durch ihre Gehörlosigkeit eine Außenseiterin an ihrer Schule ist und versucht sie dazu zu drängen, sich nicht nur über die Gebärdensprache zu artikulieren, da sie hofft, dass Ruby so besseren Anschluss bei ihren Schulkameraden findet. Hinzu kommen außerdem Zweifel an der Treue ihres Ehemanns. Die Reise nach Alaska ist der Versuch, ihre Ehe zu retten. Denn mit den Sorgen um ihre Tochter hat sich auch ihre Beziehung verändert. Auf dem Weg zum Polarkreis erinnert sich Yasmin an die Anfänge ihrer Beziehung mit Matt, aber auch an ihre Jugend.
Erzählt wird die Geschichte aus dem Blickwinkel von unterschiedlichen Beteiligten, wobei das Hauptaugenmerk auf Yasmin und Ruby liegt. Ist Ruby an der Reihe, wechselt die Erzählperspektive in die Ich-Form. Aufgrund ihrer Hörlosigkeit hat Ruby ihre ganz eigene Sicht auf die Dinge. Sie beobachtet die Menschen sowie ihre Umgebung und merkt somit Dinge, die anderen verborgen bleiben.
Fazit: "Lautlose Nacht" ist ein unglaublich fesselnder und atmosphärischer Roman. Die beeindruckende Schilderung des arktischen Winters mit all seinen Widrigkeiten macht den Leser dankbar, gemütlich im warmen Zuhause auf dem Sofa sitzen und schmökern zu können.
Eine Leseprobe ist auf der Verlagsseite zu finden.