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In ihrer Ehe kriselt es, und so hat sich die englische Physikerin Yasmin entschlossen, zusammen mit ihrer zehnjährigen, gehörlosen Tochter Ruby ihren Mann Matt in Alaska zu treffen, der nördlich des Polarkreises Dokumentarfilme über Tiere dreht. Doch in Fairbanks angekommen, erfährt Yasmin, dass Matt bei einem schrecklichen Unglück umgekommen sei. Er und sämtliche Bewohner eines Inuit-Dorfes seien einem verheerenden Brand zum Opfer gefallen. Yasmin jedoch glaubt nicht, dass Matt tot ist. Auf eigene Faust macht sie sich auf den im Winter lebensgefährlichen Weg nach Deadhorse am Arktischen Meer, in dessen Nähe sich das Inuit-Dorf befand. Es erweist sich als schwierig, eine Mitfahrgelegenheit zu erhalten, und dann beobachtet Yasmin, dass sie und Ruby auch noch hartnäckig verfolgt werden. Doch Yasmin lässt sich nicht aufhalten bei ihrem Bestreben, Matt zu retten.
Yasmin, die Londoner Physikerin, hat sich nie sonderlich für die Arbeit ihres Mannes Matt interessiert, der zurzeit in Nordalaska Tier-Dokus dreht. Nun allerdings hat sie es eilig, zusammen mit ihrer tauben Tochter zu ihm zu gelangen, denn sie befürchtet, dass er eine Affäre mit einer Inuit-Frau begonnen hat.
Dass er bei einem Brand zusammen mit allen Bewohnern des von ihm besuchten Inuit-Dorfes ums Leben gekommen ist, kann sie trotz erdrückender Beweislage nicht akzeptieren, und so verlässt sie Fairbanks in Richtung Deadhorse, einer Siedlung nicht weit von dem Inuit-Dorf. Es ist ihr mit Mühe gelungen, den Fahrer eines Vierzigtonners zu überreden, sie und Ruby mitzunehmen. Doch an einer der wenigen Raststätten erleidet er einen Schlaganfall. Und nun entführt Yasmin den riesigen Truck und macht sich mit der zehnjährigen Ruby auf den Weg. Sie weiß, dass ein schwerer Schneesturm heraufzieht, der einen bedrohlichen Temperatursturz mit sich bringen wird, und dass ein gefährlicher Pass auf dem Weg liegt. Doch Yasmin gibt nicht auf. Sie muss Matt finden und retten.
"Lautlose Nacht" entwickelt sich hier zu einer Mischung aus Roadmovie mit extravagantem "Setting", nämlich der Polarnacht und einer einspurigen Autobahn, die sich für den Winter nicht sonderlich eignet, und einem Psychothriller: Ihr folgt ein Truck mit blauen Scheinwerfern immer im selben Abstand, Meile um Meile. Es gelingt der Autorin, eine sehr stimmungsvolle und spannungsgeladene Beschreibung der Fahrt durch die ständige Dunkelheit zu vermitteln, gerade auch in Bezug auf Naturphänomene. Und die Spannung hält sich sehr lange, auch wenn anfangs ein wenig Unlust aufkommt angesichts der immer neuen Beweise für Matts Tod und Yasmins Leugnung. Interessant ist vor allem der häufige Perspektivwechsel zwischen der kleinen Ruby als Ich-Erzählerin und ihrer Mutter. Rubys Erleben als Gehörlose wird authentisch und nachvollziehbar wiedergegeben, nicht zuletzt aufgrund der eindringlichen und dabei sensiblen, sich den Spannungsbögen gut anpassenden Sprecherin.
Manches jedoch erscheint unglaubwürdig oder nicht nachvollziehbar, etwa, dass Yasmin ihre kleine Tochter ohne merkliche Bedenken in ständige Lebensgefahr bringt, obwohl sie doch scheinbar einer Selbsttäuschung aufsitzt – Matt kann allen ihr vorliegenden Angaben zufolge gar nicht leben. Dann fährt sie problemlos einen Vierzigtonner mit einem Fertighaus auf dem Anhänger in ständiger Dunkelheit über eine eisige Piste, ohne je zuvor in einem solchen Fahrzeug gesessen zu haben, viele Stunden lang, obwohl sie keine passende Sitzeinstellung findet. Richtig absurd wird es zur Auflösung hin – hierzu darf natürlich nicht zu viel verraten werden. Nicht nur hilft der Zufall fleißig mit, sondern ein paar Charaktere agieren höchst widersprüchlich und, bei aller Bösartigkeit, sonderbar.
Interessant ist allerdings das im Verlauf der Handlung immer wieder und zunehmend intensiv und kritisch eingebundene Thema "Fracking". So weit sich das für Laien erkennen lässt, hat die Autorin diesbezüglich gut recherchiert und bindet realistische Szenarien zu der umstrittenen Technologie ein.
Sprich, es bleibt ein zwiespältiger Eindruck – der Hörer fühlt sich regelrecht in das winterliche, eisige Alaska versetzt und erlebt ein wild-stimmungsvolles Abenteuer mit, doch es fehlt stellenweise an einem stimmigen Aufbau.
Eine Hörprobe bietet die Verlagsseite.
Hier finden Sie weitere Rezensionen zu Titeln von Rosamund Lupton, darunter die Print-Ausgabe von "Lautlose Nacht".
Das Hörbuch besteht aus sechs CDs und einem Booklet in einer Multibox.