London in den sechziger Jahren Die Stadt swingt, es herrscht Partystimmung, doch mitten in dem pulsierenden Leben versuchen auch Ganoven und Verbrecher, zu etwas Ruhm und Reichtum zu kommen. Zwei dieser Ganoven sind die Brüder Ronald und Reginald Kray. In East London haben die beiden einen Ruf wie ein Donnerhall. Die Zwillinge sind gewaltbereit und skrupellos, doch während Reggie darüber hinaus noch einen gehörigen Charme und Geschäftssinn besitzt, ist Ronald kaum zu bändigen. Er leidet unter Verfolgungswahn, ist misstrauisch und versteigt sich in absurde Ideen, die beide Brüder immer wieder in Gefahr bringen. Trotzdem werden die beiden gutaussehenden Männer zu Lieblingen der Gesellschaft. Ihr Aufstieg scheint kaum aufzuhalten, doch Ronald wird immer unberechenbarer.
Schon immer übte die Halbwelt eine gewisse Faszination auf die Menschen aus. Von Verbrechen, wie zum Beispiel dem großen Postzugraub von 1963 wird in den Medien gerne berichtet. Auch die Kray-Zwillinge gehören in diese Kategorie, hatten sie doch ebenso Beziehungen zu Künstlern wie Frank Sinatra und Mitgliedern des britischen Oberhauses, wie zur amerikanischen Mafia. Was für Gegensätze! Obwohl beide schon in ihrer Jugend gewalttätig waren, posierten sie später für Hochglanzmagazine und pflegten das Image der kultivierten Ganoven. Verbrechen light, sozusagen. Mit der Wahrheit hatte das nur wenig zu tun.
Auch Regisseur Brian Helgeland präsentiert in seinem Spielfilm eine aufpolierte Form der Krays. Sein Film erstrahlt in Hochglanz, nicht nur, was die Zwillinge angeht. Jedes Auto sieht frisch poliert aus, jeder Mantel, jedes Hemd sitzt tadellos. Jeder noch so brutale Verbrecher verfügt über höfliche Manieren und die Mütter werden immer respektiert. Ja, genau so wird es gewesen sein.
In die Tiefe geht Helgeland bei seinem Film nicht. So darf Reggie Krays Verlobte und spätere Ehefrau als Erzählerin aus dem Off von ihrem schönen Gatten schwärmen oder Ereignisse kommentieren, aber weiter bringt das den Film nicht. Pikant bei dieser Schwärmerei ist übrigens, dass bis heute nicht zweifellos geklärt ist, ob der "schöne" Reggie eben diese Frau nicht doch ermordet hat. Da sind die Film Verbrecher schon sehr reingewaschen. Und dem schönen Schein fehlt es auf die Dauer an Substanz.
Dabei verfügt "Legend" über Schauspieler, die einen differenzierteren Film locker tragen könnten. Tom Hardy spielt beide Brüder und überzeugt sowohl als smarter Reggie als auch in der Rolle des tumben, psychisch kranken Ronald. Auch die Nebenrollen sind sehr gut besetzt, sei es mit Christopher Ecclestone, der hier einen Kriminalbeamten gibt, der sich verbissen an die Fersen der Krays heftet, David Thewlis als Manager der beiden oder Taron Egerton und sogar die wunderbare Duffy, die einen Auftritt als Nachtclubsängerin hat. Es wäre mehr möglich gewesen, doch der Schwerpunkt des Films liegt auf Stil und schönem Schein, was gegen Ende recht ermüdend ist. Hübsche Bilder reichen nicht und so hat der Zuschauer bei aller Unterhaltung am Ende das Gefühl, dass etwas fehlt, Herz vielleicht.
Das ist jedoch Jammern auf hohem Niveau. "Legend" ist durchgestylt, sieht gut aus und wirft einen launigen, wenn auch undifferenzierten Blick auf das London der sechziger Jahre. Tom Hardy liefert eine beeindruckende Leistung ab und die Lebensgeschichte der Krays bietet genug Stoff, um neugierig zu machen. Der Film weist Längen auf, kann aber unterhalten.