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Etwa 930 Seiten eines Hardcover-Buches in dunklem Braun mit goldener dekorativer Aufschrift, geschützt durch einen Schutzumschlag, die sich allein mit diesem Thema befassen.
Das Vorwort gibt allerdings schon zu denken. Es stammt aus dem Jahr 1974, denn solch ein Alter hat das vorliegende Werk eigentlich schon, und der Autor zeigt in diesem umfassenden Vorwort bereits einige seltsam anmutende Ansichten vor allem zum Kulturbegriff und dem Sexualverständnis der Gesellschaft. Dass diese (aus seiner Sicht angebliche) Zivilisation unter anderem deswegen schon zum Scheitern verurteilt ist, scheint für ihn eher Tatsache als Vermutung. Nicht unbedingt erfrischende Worte zur Einleitung eines Sachbuches über Geheimgesellschaften.
Das schwer zu lesende Buch, zum einen aufgrund der verwendeten Schriftgröße, zum anderen aufgrund unnötig komplizierter Äußerungen, ist allerdings sehr umfangreich geworden und bietet viel Einblick in das Thema. Erstaunliches tut sich auf, wenn man entdeckt, dass es viel mehr Geheimgesellschaften zu geben scheint, als einem je bewusst war.
Da ist zunächst von indischen Geheimgesellschaften die Rede, dann von den frühchristlichen und mittelalterlichen Gesellschaften als Vorläufer der Neognostiker des neunzehnten Jahrhunderts, Strömungen bis zum achtzehnten Jahrhundert, von neoplatonischem Hermetismus bei Bruno und Campanella und deren Einfluss auf die Rosenkreuzer und schließlich von den Rosenkreuzern selbst und den Verbindungen der deutschen Gesellschaft zu Italien und England.
Sechzig Seiten etwa widmen sich König Salomo und seinem Tempelbau in der Geschichte der "Erleuchteten" und die letzten Seiten laufen unter der Überschrift
Rückblick und Ausblick.
Der zweite Band, denn im Fall des vorliegenden Werkes handelt es sich um zwei Bände in einem, beginnt mit den Geheimgesellschaften des neunzehnten Jahrhunderts. Es folgen von Gnosis und Rosenkreuzertum beeinflusste Strömungen bis ins zwanzigste Jahrhundert, die "modernen" Rosenkreuzer und Illuminaten des neunzehnten Jahrhunderts und schließlich wiederum Rückblick, Errata zum ersten Band sowie ein Personenregister von gut zwanzig Seiten.
Das Buch zu lesen war eine echte Qual. Zum einen wegen der bereits angesprochenen, viel zu kleinen Schriftgröße, dann wegen der unnötig komplizierten Formulierungen des Autors, wegen den nicht deutlich abgegrenzten Themen, Zitaten und fehlenden Übersichten, und nicht zuletzt auch wegen des Inhalts. Wenn das Buch zudem schon so überarbeitet wurde, dass beide Bände als ein Buch erscheinen, hätten zumindestens die Errata auch eingearbeitet werden können, statt sie ab Seite 535 des zweiten Bandes zu verstecken, ohne je vorher auf sie hin zu weisen.
In diesem Buch steckt mit Sicherheit sehr viel Arbeit, allerdings scheint es sich am ehesten um eins dieser Werke zu handeln, die sich aus allerlei Quellen alle möglichen Informationen zusammen suchen, sie neu ordnen und dann, im vorliegenden Fall allerdings immerhin mit Angabe von Literaturverzeichnissen, neu als eigenes Werk ausgeben.
Ohne Zweifel habe ich auch mehr erwartet als solch eine Menge hochtrabenden Geschwafels, Informationen zu indischen Geheimgesellschaften und den immer wiederkehrenden Sexualpraktiken und -auffassungen. Mag sein, dass diese tatsächlich so zentral auftraten wie vom Autor genannt, ich selbst bin nie zuvor bei einer Publikation zum Thema so gehäuft auf dieses Thema gestoßen, aber ich bin mir auch nicht sicher, ob so Unterkapitel wie "Spermabegriff im gnostischen Denken" wirklich irgendeinen tieferen Sinn in der Thematik haben.
Auf der Rückseite des Buches heißt es:
"Rosenkreuzer - Freimaurer - Alchemisten - Theosophen (...) Die perfekte Enzyklopädie für diejenigen, die sich für Geheimbünde und deren geschichtliche Hintergründe interessieren. (...) Karl R. H. Frick versteht es durch seine Klarheit dem Leser dieses doch mit vielen eigenen Projektionen verhaftete Thema zu erklären." Offen gesagt muss ich dann ein anderes Buch gelesen haben, als das auf der Rückseite beschriebene, denn dieses Buch hat meine Erwartungen absolut nicht erfüllt, hat schon allein wegen der fehlenden Indizes nichts von einer Enzyklopädie und von Klarheit kann überhaupt keine Rede sein.
Ich weiß nicht, für wen dieses Buch interessant ist oder sein könnte. Für Leute, die es einfach in ihrer Freizeit lesen wollen, ist es sicherlich nichts. Bei Leuten, die sich aus beruflichen Gründen womöglich mit dem Thema auseinander setzen, liegt nahe, dass sie eher die angegebenen Quellen des Autors als diesen selbst nutzen und dann bleiben dann noch die "Erleuchteten" selbst. Vielleicht ist es was für diese?