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Wie jedes Jahr zu Weihnachten besucht die kleine Lisbeth ihre Großmutter Olga, bei der sie sich rundum verstanden fühlt. Freudig wird das Mädchen am Bahnhof empfangen und schon bald haben sie die herrliche Villa erreicht, in der sie die Feiertage verbringen. Auch der Nachbarsjunge Edward freut sich riesig über ihren Besuch, denn ihr macht sein Stottern nichts aus. Bei Lisbeth genügt es, einen Satz zu beginnen und schon weiß sie, was ihr Gegenüber sagen will. Wie macht sie das nur?
Kaum angekommen verschwinden die Kinder auf den Dachboden, wo ihnen ein altes, verstaubtes Buch in die Hände fällt. Doch bevor die beiden einen Blick hineinwerfen können, stürmt Olga unwirsch herein, nimmt das Buch an sich und schickt Edward nach Hause. Stunden später ist er noch immer nicht bei seiner Familie angekommen, sodass eine große Suchaktion gestartet wird. Obwohl alle zutiefst beunruhigt sind, wird die Suche bei Beginn der Dunkelheit abgebrochen. In dieser Nacht findet Lisbeth aus Sorge keinen Schlaf und schleicht durchs Haus, dabei entdeckt sie wieder das verbotene Buch und kann nicht widerstehen. Doch damit lüftet sie nicht nur ein uraltes Familiengeheimnis, sondern sie tritt auch in die Fußstapfen ihrer Vorfahren.
"Lisbeth, die kleine Hexe" lautet der Titel des zauberhaften Werkes von Autor Sébastien Perez und Illustrator Benjamin Lacombe. Dabei ist hauptsächlich Lacombes unverkennbar künstlerische Darstellung der wirklich kurzen Handlung das Zauberhafte daran. Denn auf gerade mal 38 Seiten (Text und Illustrationen zusammengenommen) wird die zwar süße, aber ziemlich ruhige Geschichte von der kleinen Lisbeth erzählt, die mithilfe eines alten Buches herausfindet, dass sie und ihre Großmutter Hexen sind. So, wie es schon einige starke Frauen in ihrer Familien-Historie zuvor waren.
Wer nun jedoch mehr über Lisbeths Familie und das Hexenhandwerk erfahren möchte, über die Vererbung dieser Bestimmung oder außergewöhnliche Zaubersprüche erwartet, der wird enttäuscht, denn Erklärungen dazu gibt es keine. Zudem ist die Geschichte zu diesem Zeitpunkt schon fast vorbei. Lediglich Lisbeths Freund Edward, der auf dem Heimweg verschwindet, muss noch gefunden werden. Durch ihre (unspektakuläre) Magie geschieht dies sehr schnell. Viel Spannung kommt dadurch nicht auf.
Dafür entschädigen voll und ganz die atmosphärischen Illustrationen, die regelmäßig eine ganze Seite nur für sich einnehmen. Zu sehen sind vor allem Großdarstellungen der Charaktere - dann meist ohne ablenkende Details -, aber auch die Szenerien, durch die sie sich bewegen. Dabei wirken nicht nur die Kinder sanft und anmutig, sondern auch die Tiere, wie etwa ein üblicherweise unheimlicher Schwarm Raben oder der süße, schwarze Kater Sokrates, der die kleine Hexe auf Schritt und Tritt begleitet. Je nach Ort und Situation sind die Farbnuancen mal mehr, mal weniger satt, einzig die Farbe Rot ist stets intensiv; wie in Lacombes anderen Publikationen bisher ("
Undine", "
Schneewittchen").
Des Weiteren sind die Textstellen hin und wieder mit kleinen Zeichnungen verziert oder diese sogar in einigen Gemälden eingebettet, was wirklich großartig aussieht; genau wie das Format (30 x 23,4 cm). Schließlich gibt dieses den traumhaften, weichgezeichneten Bildnissen genügend Raum um zu wirken. Zu guter Letzt überzeugt noch das stabile, qualitativ hochwertige Papier.
Insgesamt ist "Lisbeth, die kleine Hexe" leider nur eine kurze (Kinder-)Geschichte ohne besondere Höhen und Tiefen, trotzdem machen Lacombes fantastische Bilder dieses Buch zu etwas Besonderem. Diese kleinen Kunstwerke bezaubern sogar so sehr, dass auch - oder gerade - Erwachsene Gefallen an diesem Werk finden.
Und nicht zu vergessen: Natürlich richtet sich diese Ausgabe wieder an alle Benjamin Lacombe Fans.