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 Lost in Translation


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Ton


Der fast fünfzigjährige Bob Harris ist für einige Tage nach Tokio gereist, um Werbeaufnahmen zu machen. Der bekannte Schauspieler wird von Dreharbeiten zu Talkshows und Presseterminen gereicht. Die Arbeit macht ihm keinen Spaß. Lieber würde er Theater spielen und zu Hause bei seiner Familie sein. Doch seine Frau kommt ganz gut ohne ihn zurecht und die Kinder gewöhnen sich immer mehr an ein Leben ohne Vater. Er sitzt in der Hotelbar, trinkt Whiskey und fühlt sich von der Welt verlassen.
Charlotte, fünfundzwanzig und grade mit dem Philosophiestudium fertig, ist mit ihrem Mann nach Tokio gereist. Er ist als Fotograf so sehr im Stress, dass er kaum merkt, wie einsam seine Frau sich in der fremden Stadt fühlt. Zugleich fühlt er sich angezogen von einer Zufallsbekanntschaft, die mit ihrem hohlen Geschwätz und ihrer in den Vordergrund gestellten Körperlichkeit das genaue Gegenteil seiner eher intellektuellen Frau ist. Charlotte sucht den Weg in die Bar, fühlt, wie ihr Mann sie innerlich bereits verlassen hat, und weiß mit ihrem Leben nichts anzufangen.
Bob und Charlotte begegnen sich mehrmals, ehe ihnen klar wird, dass sie beide einsam und ziellos sind. Es entwickelt sich ohne Worte und Erklärungen eine innige Freundschaft, die Ausdruck ihrer Seelenverwandtschaft ist. Die Beiden ziehen gemeinsam durch die Bars und Diskotheken der Stadt. Ihnen gelingt es nicht, ihre Einsamkeit abzuschütteln. Nur der gegenseitige Halt ist für einen kurzen Moment tröstend.

Vorsicht, dieser Film hat - entgegen der obigen inhaltlichen Zusammenfassung - keinen bemerkenswerten Inhalt. Er könnte bei Zuschauern, die eine sich entwickelnde Geschichte, einen Spannungsbogen oder eine Aussage erwarten, vielleicht gar Action und rasante Geschehnisse, schwere Enttäuschung hervorrufen. Die beiden Hauptdarsteller, der annähernd fünfzigjährige Bill Murray und die erst achtzehnjährige Scarlett Johansson, zeigen zwar eine beeindruckende schauspielerische Leistung, aber eine Geschichte erzählen sie nicht. Der Film ist ganz seinem Titel verpflichtet. "Lost in Translation" bedeutet im übertragenen Sinn, dass zwei Menschen im Nirgendwo verloren zu sein scheinen. Bob ist reich, hat Familie und alles läuft glatt - zu glatt. Er sieht keinen Sinn in dem, was er tut, merkt, dass er sich seiner Frau und seinem Leben entfremdet hat, und weiß nicht, wie er das ändern kann. Charlotte steht am Anfang ihres Berufslebens, weiß nicht, was sie tun soll und wem sie vertrauen kann. Sie fühlt, dass ihre Ehe mit ihrem Mann vor dem Ende steht, sie haben keine gemeinsamen Interessen mehr und leben aneinander vorbei. Sie fühlt sich einsam und verlassen, ohne Ziel und Sinn, und versucht sich neu zu orientieren. Diese zwei Seelen berühren sich und führen eine Art Tanz auf. Sie begegnen sich, kreisen umeinander und trennen sich wieder. Beiden gibt diese "Beziehung" einen Impuls für ihr weiteres Leben, beide sind, nachdem sie unwiederbringlich auseinander gleiten, ein wenig weniger einsam und finden ein Stück weit zu sich selber.
Der Film begleitet diesen Tanz, verharrt neben den beiden, ohne in sie zu dringen. Diese Beobachtung kann langweilig erscheinen. Doch gelingt der Regisseurin Sofia Coppola ein einmaliger Film. Sie vermittelt eine innere Welt, eine Reise zu sich selbst und zu einem anderen, eigentlich fremden Menschen mit einer Akkuratesse und in solch stilsicheren Bildern, dass man wie gebannt zuschaut, wie sich Bob und Charlotte finden und wieder verlieren.
Selten vermochte ein Film mit derart wenig Inhalt so sehr seine Zuschauer zu fesseln. Der überraschende Erfolg dieses Films gründet sich auf der grandiosen Leistung der Hauptdarsteller, der gelungenen Regieleistung Coppolas und vor allem der einmaligen Bildsprache dieses Dramas. Oder dieser Komödie. Denn ein Etikett lässt sich schwer finden, das für diesen Film aussagekräftig wäre. Der leise Humor der Geschichte, die feinsinnige Ironie der Bilder, der bitterböse Sarkasmus Bobs, die unschuldig wirkende Melancholie Charlottes - alles fügt sich zu einem wahren Kunstwerk zusammen, das nicht eine einzige Minute langweilig ist.
Die Extras sind recht interessant, aber nicht wirklich notwendig. Weder die entfernten Szenen, noch die Produktionsnotizen muss man gesehen haben. Einzig die sehenswerten Musikvideos sind ein Vergnügen.

Fazit: Dieser Film ist grandios. Obwohl nichts passiert, gelingt es ihm, einen Großteil seiner Zuschauer zu fesseln und zu begeistern. Eine Minderheit wendet sich mit Schaudern ab und lässt kein gutes Haar an ihm - aber das ist eindeutig das Qualitätsmerkmal jedes großartigen Films.

Stefan Erlemann



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. August 2004 | FSK: 6 | ISBN: B0002COAK2 | Laufzeit: 98 Minuten | Originaltitel: Lost in Translation | Preis: 9,95 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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