Wohl jeder hat bei Restaurantbesuchen schon einmal unangenehme Überraschungen erlebt: sei es in Bezug auf Speisen und Getränke, sei es hinsichtlich des Service oder der Preise. Doch natürlich gibt es immer wieder auch Restaurants, die begeistern.

"Marcellino's Restaurant Report" beruft sich auf differenzierte Urteile von Restaurantbesuchern; Prüfer nehmen im Anschluss die im Report vorgestellten "Locations" noch einmal in Augenschein. Der Report erscheint jährlich aktualisiert. Neu ist 2010 die von der Redaktion vorgenommene Berechnung des Durchschnittspreises für ein Menü aus Vorspeise, Hauptgang, Wasser, einem Glas Wein und einem Espresso, der dann auch in Relation zum regionalen Durchschnittspreis gesetzt wird. So ist der Besucher vor Überraschungen angesichts der Rechnung geschützt, können doch etwa Wasser und Kaffee noch einmal kräftig zu Buche schlagen.
Das Buch beginnt mit einer Einführung in die "Marcellino's"-Idee und der Erläuterung der Punkteskala für die Bewertungen. Es schließen sich die Top 20 oder Top 10 in verschiedenen Rubriken an: Luxus, Premium, Moderat, Best Price, Sexy Food, Lieblings-Italiener, Spanischer Wein, Service. Danach findet man einen alphabetischen Index der im Buch präsentierten gastronomischen Einrichtungen, gefolgt von einem Abschnitt, in dem Marcellino's Restaurant-Test und die Tester vorgestellt werden, Einladung zum Mitmachen inklusive.
Den Hauptteil machen die einzelnen Testergebnisse aus, die alphabetisch nach Städten und innerhalb dieser wiederum, ebenfalls alphabetisch, nach den Namen der Restaurants, Bars und Szene-Treffs geordnet sind. Zwischendurch geben Prominente ihre persönlichen Ausgehtipps ab. Das Buch wird abgeschlossen von einer "Lust auf …"-Liste mit gastronomischen und persönlichen Schwerpunkten wie Vegetarisch, Indisch oder Geschäftsessen sowie einem Orte-Index.

Die ganze Aufmachung unterscheidet sich nicht sehr von den regionalen "Marcellino's Restaurant Reports"; freilich ist das Buch deutlich umfangreicher. Nicht alle Orte, die man erwarten würde, sind vertreten, zum Beispiel das feine Bad Homburg am Taunusrand, und manche weniger sinnenfreudige Großstadt wirkt schwach repräsentiert, während Städte mit pulsierendem Leben mit einer reichen Auswahl an Ausgehmöglichkeiten für jeden Geschmack aufwarten können. Das liegt nun freilich in der Natur der Sache, muss doch eine bestimmte Anzahl Tests zusammenkommen, damit eine "Location" aufgenommen wird.

Die Tests sind, wie erwähnt, ausgesprochen differenziert. Aufgeführt werden Name der Einrichtung, Lage (Stadtteil), Adresse und Telefonnummer, Öffnungszeiten, Preisspannen für Gerichte und Menüs, Karten und sowie der schon angesprochene Durchschnittspreis fürs Menü.
Mit Punkten von 1 bis 10 werden die Aspekte Essen, Trinken, Service und Ambiente beurteilt, wobei Lokalitäten mit einer Wertung von weniger als 5 Punkten selten auftreten. Zudem weisen kurze Texte auf ein paar (zumeist besonders empfehlenswerte oder ausgefallene) Gerichte hin, kommentieren, wenn es lohnt, die Weinkarte, das Publikum, das Ambiente und den Service und stellen andere Gegebenheiten vor, häufig mit Originalzitaten der Tester. Insgesamt kann man sich so ein vorzügliches Bild von den Restaurants und anderen Angeboten machen.

Die Übersichten wie etwa die Top 10/20 und "Lust auf …" sind für die deutschlandweite Ausgabe weniger interessant als für die regionalen Varianten, weil für die meisten Leser beispielsweise ein Restaurant in Dresden kein Ersatz für eines derselben Kategorie in Heidelberg sein dürfte, sollte das Letztgenannte am gewünschten Tag geschlossen haben oder überbelegt sein. Wer aber innerhalb Deutschlands viel reist, ob geschäftlich oder privat, findet eine Fülle von interessanten, seltener auch abschreckenden Angeboten in diesem Buch. Nach Meinung der Rezensentin, die mehrere der aufgeführten Restaurants kennt, sind die Angaben aktuell und die Urteile durchweg verlässlich beziehungsweise repräsentativ, wenngleich man individuell natürlich hier und da einen Punkt mehr oder weniger vergeben würde. Die Durchschnitts-Menüpreise samt Verhältnis zum regionalen Vergleich erweisen sich in der Praxis als recht nützlich, sofern der Restaurantbesucher darauf achtet, bei seinen Bestellungen einigermaßen im preislichen Mittelmaß der Karte zu bleiben, gibt es dort doch häufig beträchtliche Spannen.

Aufgrund der klaren Struktur - es fehlt allenfalls eine kleine Deutschlandkarte mit den Orten, die repräsentiert sind - findet man sich im "Marcellino's" bestens zurecht und kann mit diesem wirklich an den Bedürfnissen von Restaurantbesuchern ausgerichteten Führer somit Reisen gut vorbereiten oder sich auch in einer fremden Stadt darauf verlassen, als Gastgeber bei der Wahl eines Restaurants eine gute Figur zu machen. Rundum empfehlenswert!