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1763, am sächsischen Hof in Dresden.
Wie viele mittellose Adelssöhne dient auch der italiensche Conte Camillo Marcolini mit seinen fünfzehn Jahren am Hofe des Kurfürsten als Silberpage, um vielleicht eines Tages Günstling eines der Reichen und Mächtigen zu werden. Doch während Marcolini von seidenen Decken träumt, muss er erstmal dem Kurprinzenpaar zu Diensten sein. Dazu gehört es auch, sich jederzeit sämtlichen Launen der Kurprinzessin zu beugen. Als diese ihre Silberpagen zum Appell ruft, um sie zu prüfen, weiß keiner der Jungen warum. Während es für den Silberpagen Libsteinsky aus Böhmen eine erfreuliches Ereignis darstellt, da ihn die Kurprinzessin in ihren Oper auftreten lassen will, beschert diese Musterung Marcolini ein eher zweifelhaftes Vergnügen. Marcolini, den sie als einfältig und etwas verdruckst einschätzt, bekommt die Aufgabe, Kammerpage des dreizehnjährigen Kurprinzen Friedrich August zu werden. Dieser ist ein stiller, verschlossener Junge, der von seinem Vater dessen Verkrüppelung an den Beinen geerbt hat. Von der Mutter des Kurprinzen bekommt Marcolini die Aufgabe, den Prinzen auszuhorchen und ihr von jeder Schwäche oder Neigung ihres Sohnes zu berichten. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse und plötzlich ist Marcolini Page des zukünftigen Kurfürsten, da der Vater Friedrich August plötzlich stirbt. Natürlich regiert ein anderer noch an seiner Stelle, aber mit dem Tod des Kurfürsten werden Ereignisse angestoßen, die das Leben des jungen Kurfürsten und seines Kammerpagen noch ziemlich durcheinander bringen werden.
Mit „Marcolini“ entführt Autorin Karla Schneider ihre jungen Leser zurück in das Jahr 1763 an den sächsischen Hof. Dadurch, dass der Leser Seite an Seite mit Marcolini dessen Dienst versieht, erkennt man schnell, dass das damalige Leben sich doch erheblich von dem unterscheidet, welches man heute gewöhnt ist. Zwar würde man bei näherer Betrachtung zu dem Schluss kommen, dass es vor allem eklig war gemessen an heutigen Standards. Aber Karla Schneiders gibt die damaligen Verhältnisse zwar realistisch und ohne zu beschönigen wieder, erwähnt aber schmutzige Details, in diesem Fall im wahrsten Sinne des Wortes, nicht zu deutlich. Dadurch ergibt sich, dass der junge Leser in diesem Buch viel über die Umstände dieser Zeit lernen kann. Um das Buch authentischer zu gestalten, legt sie den Figuren immer wieder französische Wörter in den Mund, da dies die übliche Sprache am sächsischen Hof war. Dazu kommt die Muttersprache Marcolinis, die auch immer wieder Platz findet. Damit man aber auch versteht, was gesagt wird, gibt es einen kleinen Anhang, in dem zum einen die Wörter aus dem Italienischen und Französischen übersetzt werden und zum anderen einige Personen von Rang und Namen noch mal näher erklärt werden.
Die Handlung erzählt von unruhigen Zeiten. Und immer dort, wo es um Macht geht, sind Intrigen nicht fern und Karla Schneider lässt auch sie natürlich nicht aus. Gerade in solchen Zeiten sind Freunde und Vertraute die Einzigen, auf die man sich verlassen kann - doch wer ist Freund oder wer Feind. Dies herauszufinden ist ebenfalls eine Lektion, die die jungen Helden in diesem Buch lernen müssen. Dadurch vermittelt die Autorin ihrem Publikum noch eine wichtige Botschaft. Als kleine Garnierung bietet sie auch noch ein klein wenig Liebe, um die ganze Geschichte abzurunden.