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Der reichste Mann von Nazareth besitzt eine ganze Reihe von Eseln. Einer von ihnen hält den Kopf besonders hoch und trippelt daher, als sei er etwas Besonderes. Zudem verweigert er, wenn irgend möglich, die Arbeit. Da der Stallgehilfe nicht minder faul ist als er, sieht der kleine Esel jedoch struppig und ungepflegt aus und wirkt somit aufgrund seiner Arroganz geradezu grotesk.
Am Brunnen von Nazareth lernt der kleine Esel Maria kennen. Sie ist so liebevoll zu ihm, dass er von da an immer versucht, in ihrer Nähe zu sein. Als ihr Verlobter Josef ihn kauft, weil der zottige, hässliche und störrische kleine Esel der einzige ist, für den sein Geld reicht, ändert sich das Eselsleben von Grund auf. Denn Josef hat das Geld für den Esel zusammengespart, um Marias Arbeit zu erleichtern. Der Esel aber, von Maria gepflegt und geliebt, wird plötzlich fleißig und folgsam.
Als der kaiserliche Erlass zur Volkszählung erfolgt, zeigt sich eine weitere besondere Eigenschaft des kleinen Esels: Er kann Engel sehen. Es ist ein Engel, der ihm den Weg weist, wenn Maria und Josef auf dem beschwerlichen Weg nach Bethlehem nicht mehr weiter wissen. Rasch lernt das Paar, dem Esel zu vertrauen, selbst wenn er es in eine Räuberhöhle führt.
Natürlich ist es der Esel, der dank der Führung des Engels den Stall findet, in dem schließlich das Jesuskind zur Welt kommt. Der Esel veranlasst die Flucht nach Ägypten, und nur dank seiner Fähigkeit, Engel zu sehen, gelangt die heilige Familie dorthin. Während der Jahre im Exil altert der kleine Esel und kann weniger gut sehen. Doch Jesus, mittlerweile zum Laufen und Sprechen befähigt, versteht sich mit dem Eselchen ganz ausgezeichnet. Als die Familie den Rückweg ins Gelobte Land antreten kann, sieht Jesus die Engel, und der kleine Esel folgt einfach seinen Vorgaben. So gelangt die kleine Familie nach vielen Abenteuern zurück nach Nazareth.
Die Geschichte von Jesu Geburt und dem Exil in Ägypten aus der Sicht von Marias Esel: eine wirklich geniale Idee, zumal Kinder Tiere lieben und ein Esel bekanntlich keineswegs so dumm ist, wie der Volksmund es ihm nachsagt. Dem kleinen Außenseiter traut man durchaus zu, dass er im Grunde nur auf seinen Auftritt in einer großen Rolle wartet.
Und dies ist ihm vergönnt, ihm, der Engel sieht und sich nicht um Konventionen schert. Selbst die Kamele der Heiligen Drei Könige beeindrucken ihn nicht sonderlich, weiß er sich doch als Marias Esel in der Obhut des wunderbarsten Menschen. Erst recht können ihm die hochmütigen Kamele der Karawane nicht imponieren, mit der die Familie schließlich nach Ägypten zieht.
Die Geschichte vermittelt sehr gut die Besonderheit der Heiligen Familie, deren Ausstrahlung nicht ausschließlich, doch zuerst die Tiere erliegen. Behutsam führt die Autorin hin zu dem Wunder der Heiligen Nacht, sie weckt die Erwartungshaltung und weiß das Glück angesichts des neu geborenen Jesuskindes zu vermitteln. Stellenweise mag etwas viel Zuckerguss aufgetragen sein, der die Zielgruppe im Allgemeinen nicht stören dürfte.
Das Buch eignet sich am besten für Kindergarten- und Vorschulkinder und somit als Vorlesebuch, allerdings ist der Umfang hinsichtlich dieser Altersgruppe beträchtlich und fordert Durchhaltevermögen, auch wenn man die gemeinschaftliche Lektüre auf mehrere Tage verteilt. Für ältere Kinder, die das Buch selbst lesen könnten, wirkt es bereits zu "kindlich".
Ausdrucksvolle Schwarzweiß-Zeichnungen begleiten die einzelnen Kapitel, die den Zeitraum vom Erlass zur Volkszählung bis hin zur Rückkehr aus Ägypten abdecken.
Spannend, liebevoll und einfühlsam schildert das Buch Kindern ab dem fortgeschrittenen Kindergartenalter die Ereignisse um Jesu Geburt aus einer ungewöhnlichen, für Kinder jedoch sehr attraktiven Perspektive.