Der junge, schöne Massel wandert durch die Welt. Die Menschen können den Geist des Glücks natürlich nicht sehen, doch spüren sie seine Anwesenheit und vertrauen auf ihn. In seiner Begleitung ist der Geist des Unglücks, Schlamassel. Der miesepetrige Alte knüttert und grantelt, wie es seine Art ist. Doch insgeheim ist er sich sicher, dass er am Ende immer der Sieger ist und noch jedes Glück im Handumdrehen zerstören kann. Und das eitle, selbstbeweihräuchernde Geschwätz von Massel geht ihm mächtig auf die Nerven. Wieder einmal huldigt sich Massel selbst, lobt sich und schildert, wie sehr ihn die Menschen lieben.
Das reizt Schlamassel so sehr, dass er eine Wette mit Massel eingeht. Das Glück hat ein Jahr Zeit, einen Menschen aus Not und Pein herauszuführen und ihm soviel Gutes zu tun wie nur möglich. Schlamassel wiederum schwört, dieses Jahr nicht die Wege von Massel zu kreuzen oder sich einzumischen. Und nach dem Jahr, so wettet der Geist des Unglücks, braucht er nur eine einzige Sekunde, um das Glück wieder zu zerstören. Schwierig dabei ist nur, dass sich Schlamassel etwas Neues einfallen lassen muss. Tod, Verderben und Krankheit, seine üblichen Mittel, darf er nicht anwenden. Dennoch ist Schlamassel siegesgewiss. Er verspricht daher, wenn er die Wette verlieren sollte, fünfzig Jahre die Wege von Massel nicht zu stören. Wenn er aber gewinnt, bekommt Schlamassel ein Fass des kostbaren Weins des Vergessens, einem wahrhaft göttlichen Getränk.
Massel aber wandert in das angrenzende Dorf, geht zur verrottetsten Hütte und zu dem darin wohnenden jungen Waisen Tam und beginnt mit seinem guten Werk.

Nobelpreisträger Isaac Bashevis Singer verfasste sehr viele weltberühmt gewordene Kindergeschichten. Eine der schönsten und weisesten ist "Massel und Schlamassel". In ihr vermittelt er kleinen Kindern ein Gefühl für die eigene Stärke, das Vertrauen ins eigene Glück und den Mut, zu seinen Taten und auch Fehlern zu stehen.
In sehr einfachen Worten und einem unverwechselbaren, herrlich komischen Stil erzählt Singer von Massel und Schlamassel, ihrem Wettstreit um das Schicksal des jungen Tam und ganz nebenbei über Moral, Mut, Weisheit und Tapferkeit.

[imgleft]images/UploadGrafiken/massel1.jpg[/imgleft]Diese kleine, feine Geschichte eignet sich wie kaum eine andere für eine Umsetzung als Hörbuch. Zu sehr locken die Charaktere "Glück" und "Unglück", der Glückspilz Tam, der niederträchtige Kamzan oder der mächtige König nebst seiner süßen Tochter. Dieser Aufgabe stellt sich Sprecher Johannes Steck. Und er löst sie mit Bravour. Selbst sechsjährige Kinder - diese werden als Zielgruppe auf der CD-Hülle ausgewiesen - hören gebannt zu, wie Steck diese verschiedenen Rollen mit Leben füllt und ihnen einen eigenen Charakter gibt. Mit Begeisterung, fast atemlos vor Spannung, wenn Schlamassel ebenso knapp wie wirkungsvoll eingreift, und einer gehörigen Portion Schadenfreude zum Ende hin verfolgen sie diese kurze Lesung.

Fast noch beschwingter und amüsanter wird dieses Hörbuch durch die musikalischen Einlagen des Klezmer-Ensemble "Kolsimcha" (Fabian Kuratli, Michael Heitzler, Daniel Fricker, Ariel Zuckermann und Olivier Truran), vielen bekannt als "World Quintett" mit Gastsänger Herbert Grönemeyer. Sie lockern die Lesung auf, umrahmen sie und leiten mit geschickten Tempowechseln und instrumentalen Variationen die wichtigen Phasen der Geschichte ein.

Als nette kleine Zugabe findet man in der CD-Hülle eine kleine Holzfigur. Sie stellt Massel dar und wird wohl in vielen Autos als Spiegelhänger den Fahrer fürderhin begleiten oder an anderer Stelle ein wenig Glück bringen.

"Massel und Schlamassel" ist ein wundervolles Hörbuch. Es ist jedem zu empfehlen, der eine nette, kindgerechte Geschichte zu schätzen weiß, die auf lockere Art ein wenig Weisheit über das Wesen des Glücks und des Unglücks verbreitet.