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 Megamind


Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Was würde eigentlich passieren, wenn Lex Luthor, der Joker, der Green Goblin oder Gargamel ihren jeweiligen Erzfeind besiegten? Wenn ihnen nichts und niemand mehr beim Streben nach der Weltherrschaft im Weg stünde? "Megamind", der aktuellste Animationsfilm der Studios von DreamWorks Animation, hat auf diese Frage eine erstaunlich nüchterne Antwort: Langeweile! Der titelgebende Superschurke mit dem blauen Wasserkopf liegt seit seiner frühen Kindheit mit dem Strahle- und Supermann Metro Man im Clinch – und wurde von ihm immer und immer wieder in seine Schranken verwiesen. Megamind ist daher so überrascht wie der Rest von Metro City, als es ihm gelingt, Metro Man zu besiegen. Doch die Freude über seine Machtergreifung währt nur kurz – ohne einen echten Gegenspieler macht das Leben als Superschurke wenig Spaß, schlimmer noch: keinen Sinn! Kurzerhand erschafft sich Megamind daher einen neuen Widersacher … mit fatalen Folgen.

Die DreamWorks-Studios können sich wahrscheinlich selbst ganz gut mit ihrer Hauptfigur Megamind identifizieren. Jahr für Jahr produzieren die großen Saubermänner des Animationsfilms, die Pixar-Studios, einen Kritiker- und Publikumsliebling nach dem anderen, stehen für Kreativität, große Emotionen und künstlerisch wertvolle Produktionen, während die Produktionen der wahrscheinlich ebenso hart arbeitenden Leute bei DreamWorks als infantile Popkultur-Massenware abgetan werden. Ob "Antz" gegen "Das große Krabbeln", ob "Große Haie, kleine Fische" gegen "Findet Nemo", ob "Wall-E" gegen "Kung-Fu Panda" – stets musste sich das Studio des Ex-Disney-Gurus Jeffrey Katzenberg der Konkurrenz qualitativ geschlagen geben. Vielleicht spielt der Konflikt zwischen langweilig-perfektem Saubermann und rotzigem Schurken in "Megamind" also auch auf diese Realität an … unabhängig davon markiert der Film jedoch einen Wendepunkt für das Animations-Studio, denn DreamWorks trauen sich immer mehr, eigene Geschichten zu erzählen, die nicht mehr in reine "Finde das Popkultur-Zitat!"-Suchspiele ausarten.

Zugegeben, "Megamind" hat auch davon immer noch genug zu bieten, schließlich basiert der gesamte Film auf dem großen Comic-Fundus der Superhelden. So ergeben sich all die Anspielungen und Zitate aus dem Material jedoch ganz von selbst und wirken nicht mit der Brechstange reingehämmert, so wie es die letzten beiden "Shrek"-Filme etwa unglücklich vorgemacht haben. Regelrecht erwachsen wirkt "Megamind" bei der Story. Wer jetzt erwartet, dass sich hinter dem Superschurken letztendlich ja doch ein ganz lieber Kerl versteckt, der liegt damit sicherlich nicht völlig falsch. Im spektakulären Finale des Films ist es natürlich Megamind, der Metro City vor einer großen Bedrohung retten muss. Doch dieser Gesinnungswandel leitet sich aus einer gut erzählten Geschichte ab, die weder völlig vorhersehbar ist noch unnötig viele Haken schlägt und ihre wenigen Figuren überzeugend charakterisiert. Vor allem Megaminds geheime Romanze mit seinem ewigen Kidnapping-Opfer Roxanne ist durchaus rührend, und auch der böse Superheld Titan ist kein ganz gewöhnlicher Widersacher.

Aber natürlich ist "Megamind" keine große Charakterstudie, sondern ein spaßiger, verrückter Animationsfilm. Bei all den interessanten Untertönen, die der Film anschlägt, ist doch vor allem Slapstick mit bizarren Figuren und noch bizarreren Gerätschaften angesagt. Von Megaminds Fisch-Helfer Minion über unsichtbare Autos und Dehydrier-Kanonen bis hin zu riesigen Kampfrobotern fährt der Film einiges an bizarren und spaßigen Ideen auf. Leider neigen die Drehbuchautoren und Animatoren von DreamWorks immer noch dazu, ihre Charaktere mit zu lautem Slapstick und zu überzogenen Reaktionen agieren zu lassen, als hätte jede Figur drei Tassen Kaffee zu viel getrunken. Kindern werden die albernen Einlagen von Megamind, Minion und Co. natürlich Spaß machen, Erwachsenen geht das irgendwann auf den Geist. Die freuen sich dafür über einige gekonnte Anspielungen und vor allem den rotzig-rockigen Soundtrack mit AC/DC, Guns 'n' Roses und Ozzy Osbourne.

Dass weniger halt manchmal mehr ist, haben DreamWorks Animation mit ihrem wunderbaren Film "Drachenzähmen leicht gemacht" bisher am besten bewiesen. Dennoch ist "Megamind" besser als die Animationsgurken des Hauses, "Große Haie, kleine Fische" und "Shrek 4". Mehr noch, "Megamind" und "Drachenzähmen" waren 2010 der Beweis dafür, dass Jeffrey Katzenbergs Studio auch anders kann, dass mit mehr Vertrauen in die eigenen Charaktere auch bessere Filme entstehen können, die sich vor der Konkurrenz und hinter Popkultur-Referenzen nicht mehr verstecken brauchen. Der beste Animationsfilm 2010 war trotzdem "Toy Story 3" von Pixar … aber was wäre ein Superschurke auch ohne seinen Gegenspieler?

Julius Kündiger



DVD | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 4047552500479 | Erschienen: 4. April 2011 | FSK: 6 | Laufzeit: 92 Minuten | Originaltitel: Megamind | Preis: 15 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch, Englisch, Türkisch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch, Türkisch

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