Die Jahreszeiten ziehen durch den Englischen Garten in München – und mit ihnen verändern sich nicht nur die Natur und die Kleidung der Menschen, sondern auch deren Treiben.
Bunt und lebendig geht es jedoch in allen acht Szenen zu, mit denen Ali Mitgutsch uns durch das Jahr führt. Besonders ausgelassen scheinen die Bewohner seines kleinen Universums den Frühling zu feiern. Dies zeigt sich bereits in den Bildern auf dem Einband und setzt sich auf der ersten Doppelseite fort: Erwachsene Parkbesucher turteln auf Parkbänken und unter Bäumen miteinander, Kinder tollen auf dem Spielplatz und den Wiesen herum und wagen sich auch schon mit hochgekrempelten Hosenbeinen ins noch etwas kalte Nass.
Im Sommer sind der See und die Bäche des Parks schon etwas wärmer geworden und stehen mehr im Mittelpunkt des Geschehens: Am sommerlichen Tag finden dort unter anderem Wasserschlachten statt, sie werden balancierend überquert, dienen als Hintergrund für ein Bikini-Fotoshooting und als Tummelplatz für Ruderboot-Aktivitäten. In der lauen Sommernacht verbreiten Laternen eine romantische Stimmung auf dem und um das Wasser herum – schön für die rudernden Pärchen, für die Besucher der Gaststätte an der Uferpromenade, die Nacktbader und alle anderen nachtaktiven Parkbesucher.
Im Herbst sind viele Bäume bunt und manche tragen Früchte, die Alt und Jung zum Ernten einladen. Eine besondere Anziehungskraft übt der frühherbstliche Park natürlich auch auf Drachenbegeisterte und Segelflieger aus. Der Spätherbst ist da deutlich ungemütlicher: Ein Sturm versetzt zwar noch einige in Begeisterung, die meisten jedoch in Schrecken. Denn schließlich fliegen nicht nur Schirme und Toupets davon, sondern auch ein Zeitungspavillon, und sogar Bäume werden entwurzelt.
Die beiden Winterseiten stehen ganz im Zeichen von Schnee und Eis – was bieten sich da nicht alles für Aktivitäten an: Ski, Snowboard und Schlitten fahren, Schneemänner, -drachen und Iglus bauen, Schneebälle werfen, Eishockey spielen, mehr oder weniger elegant über den gefrorenen See gleiten und und und ...
Übrigens lässt sich durch ein bisschen Suchen mindestens eine Person in jeder Szene entdecken: ein kleines Mädchen mit einem rosafarbenen Luftballon und ihrem Hund.

Wimmelbücher gehören seit langem sowohl bei Kindern unterschiedlichen Alters als auch bei Erwachsenen zu den beliebtesten Bilderbüchern: Sie lassen so viel Raum zum Entdecken der Einzelheiten ihrer Mikrokosmen und auch für die eigene Phantasie, mit der sich etliche Geschichten zu den vielen Szenen ersinnen lassen. Auf diese Weise bietet auch "Mein Wimmel-Bilderbuch. Frühling, Sommer, Herbst und Winter" viel Abwechslung und eine atmosphärische Reise durch die verschiedenen Stimmungen des Jahres.

Ali Mitgutschs Zeichnungen mögen manchen nicht so aufgeräumt erscheinen wie beispielsweise die der etwas jüngeren Rotraut Susanne Berner, die ebenfalls einige sehr erfolgreiche und schöne Wimmelbücher zu den verschiedenen Jahreszeiten auf den Markt gebracht hat. Gerade dies macht jedoch den besonderen Charme seines Stils aus und passt zu dem leicht anarchischen Touch seiner wuseligen Idyllen. Noch dazu transportieren selbst seine neueren Bücher immer einen Hauch von Nostalgie: Die Zeichnungen werden wohl bei vielen Eltern und sogar schon bei heutigen Großeltern Erinnerungen an deren eigene Kindheit wecken, in der sie selbst ihre kleinen Köpfe in die großformatigen Zeichnungen versenkt haben. Schließlich ist Ali Mitgutsch bereits seit den 1960er Jahren als Zeichner bekannt.

Fazit: Mindestens ein Wimmelbuch von Ali Mitgutsch gehört auf jeden Fall in jedes Kinderzimmer! Warum also nicht dieser stimmungsvolle Jahresreigen? Und wer bereits einen oder mehrere seiner Klassiker sein Eigen nennt, kann seiner Sammlung hiermit ein weiteres schönes Stück hinzufügen und wieder einmal neue Geschichten entdecken.

Einen Blick ins Buch gibt es hier auf der Website von Ravensburger.