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Dies ist die Geschichte des jungen Autors Samuel Beauclair. Er ist in große Fußstapfen getreten, denn sein Vater war ein erfolgreicher Autor, Samuel aber hat erst einen einzigen Roman veröffentlicht. Dieser hat sich zwar sehr gut verkauft, jedoch hat Samuel nun Probleme mit seinem zweiten Werk. Sein Verleger wartet dringend auf das zugesagte Manuskript. Aber ... Samuel schafft es einfach nicht. Er ist in einer Schreibkrise - seine Kreativität ist komplett blockiert, keinen einzigen Satz bringt er mehr zustande.
Samuel beschließt sich ins Haus seines verstorbenen Vaters zurückziehen. Es liegt im abgelegenen Ort Melvile. Aber auch dort wird es nicht besser, er scheint in eine Depression zu rutschen, ist womöglich schon mittendrin. Und seine schwangere Frau Sarah macht ihm die Sache nicht leichter.
Schließlich nimmt er einen Aushilfsjob als Maler an. Der Auftraggeber ist ein junger Kerl, der aufgrund eines Motorradunfalls nicht selbst sein Haus streichen kann. Bevor das Wetter umschlägt, ist dies dringend nötig, um das Häuschen in Schuss zu halten. Seine junge Schwester unterstützt ihn hier in der Wildnis, kocht für ihn und genießt außerdem selbst die Stille und Abgelegenheit des Ortes. Tag für Tag kommt Samuel zur Arbeit, dabei entwickelt sich eine gute Freundschaft zwischen den dreien. Zwischen der jungen Schwester und Samuel scheint mehr zu passieren. Zwar geht Samuel mittlerweile motiviert in seine Tage, jedoch, schafft er es weiterhin nicht zu schreiben. Die Inspiration reicht nicht aus und seine Situation spitzt sich immer weiter zu. Nicht mehr lange und dann wird der Gerichtsvollzieher vor der Tür stehen. Und was soll nur mit Sarah passieren?
"Melvile - Die Geschichte von Samuel Beauclair" erzählt von dem in einer Krise steckenden Autor Beauclair, der versucht neue Inspiration im Haus seines Vaters, dem Platz seiner Kindheit zu finden. Und außerdem einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Geschaffen wurde dieses Werk vom Künstler Romain Renard, der für jeden Strich, jede Farbgebung, jede Panelaufteilung, jedes Wort, ja das gesamte Szenario verantwortlich ist. Aber nicht nur das, er hat außerdem einen Soundtrack zum Comic geschrieben und etliche Videos erstellt. Zwar wird im Band selbst erst im Anhang auf diese Besonderheiten hingewiesen, jedoch lohnt es sich, schon gleich zu Beginn der Lektüre einen Blick auf die Seite des Autors zu "Melvile" zu werfen (
http://www.melvile.com). Über eine eigens für "Melvile" entwickelte App (iOS und Android) oder direkt über die Webseite lassen sich einzelne Musikstücke zu den Kapiteln abrufen. Auf einer virtuellen Karte können dort einzelne Schauplätze besucht werden. Es ist kaum fassbar, wie viel Zusatzmaterial Renard hier zur Verfügung gestellt hat. Der Soundtrack ist außerdem über Soundcloud abrufbar. Wer die Möglichkeit hat, sollte Romain Renards Melvile-Sound neben der Lektüre laufen lassen. Ein wirklich unvergleichliches Erlebnis, da die Musik den Bildern und dem Text nochmals weitere Tiefe und Dramatik verleihen.
Dies wäre allerdings gar nicht nötig, denn schon das Szenario und die Bilder dieser Graphic Novel zeugen von großer Emotionalität und Tiefgang. Auf 126 Comicseiten erforscht der Autor die menschliche Psyche, erzählt vom Leben, von Einsamkeit, Freundschaft, Liebe und Verlust. Samuel Beauclairs Geschichte liest sich besser an einem grauen regenverhangenen Tag denn einem fröhlichen Sommertag. Aber trotz der offenkundigen Tragik und Dramatik ist dieser feinfühlige Comic-Roman kein deprimierendes Buch. Es ist eher ein nachdenklich machender Roman in Bildern mit perfekt abgestimmter Musik, der Hoffnung machen kann.
Die ersten Seiten stehen auf der Seite des Splitter Verlags zur Verfügung: Leseprobe.