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 Memento


Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Bildqualität
Extras
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
In einer düsteren Fabrikhalle streckt ein Mann einen anderen mit einem Schuss nieder. Er fotografiert die Leiche mit einer Polaroid-Kamera und sieht dabei zu, wie das Bild allmählich Konturen annimmt – und dann wieder verblasst. Es scheint, als schiebe er das Foto zurück in den Apparat, und auch die tödliche Kugel verlässt den Kopf des Opfers wieder und findet ihren Weg zurück in die Pistole – die Anfangsszene läuft rückwärts ab.
Mit dieser Eingangssequenz ist das erzähltechnische Programm von Christopher Nolans zweitem Spielfilm "Memento" umrissen: Über zwei Erzählstränge, von denen einer vorwärts, der andere rückwärts ablaufen wird, präsentiert er eine pessimistische Neo-Noir-Story, die für den Zuschauer zunächst ebenso verwirrend ist wie für den Protagonisten Leonard Shelby (Guy Pearce).

Dieser hat nur noch einen einzigen Lebensinhalt: blinde Rache. "Find him and kill him", das ist das Ziel, das er sich in großen Lettern auf die Brust tätowiert hat. Und dies ist nicht die einzige Botschaft, die er sich in seinen Körper gebrannt hat – denn nur seine Tattoos, Notizen und beschrifteten Polaroids geben ihm noch Orientierung darüber, was zu tun ist, mit wem er es zu tun hat und wer er selbst überhaupt ist. Seit der brutalen Vergewaltigung und Ermordung seiner Frau leidet Leonard nämlich an anterograder Amnesie: Das heißt, dass er sich durch eine Schädigung seines Kurzzeitgedächtnisses nur noch wenige Minuten lang daran erinnern kann, was gerade erst geschehen ist – dann sind diese Bewusstseinsinhalte wieder komplett gelöscht.

Diese Beeinträchtigung, die auch dazu führt, dass Leonard nicht sicher weiß, ob seinen einzigen möglichen Helfern, Teddy (Joe Pantoliano) und Natalie (Carrie-Ann Moss) wirklich zu trauen ist, macht es dem ehemaligen Versicherungsermittler bei seiner Suche nicht gerade leicht. Und auch dem Zuschauer wird einiges an Kopfarbeit abverlangt: Wie ein Puzzle breiten sich die einzelnen Filmsequenzen vor ihm aus und laden ihm zu einem besonderen Filmvergnügen ein, mit dem "Memento" (2000) und einige andere Filme wie David Finchers "Fight Club" (1999) oder M. Night Shyamalans "The Sixth Sense" (1999) um die Jahrtausendwende gar ein neues Filmgenre einleiteten: das der mindgame movies. In diesen werden mit der Wahrnehmung der Figuren und auch der der Zuschauer Spielchen gespielt, es gibt verschiedene Realitätsebenen, und es ist bis zum Schluss schwer auszumachen wenn nicht gar ununterscheidbar, was Traum und was Realität, was objektive Wahrheit und was nur subjektive Täuschung ist.

Dieses Spiel inszeniert die komplexe Narrationsstruktur von "Memento" auf eindringliche Weise. Und selbst, wenn sich in der Schlussszene (die ja eigentliche die Anfangsszene ist) alle Bausteine zusammenfügen, werden für viele Zuschauer nicht sofort alle Fragen beantwortet sein. Aus diesem Grund ist "Memento" der ideale Heimkino-Stoff: Man muss ihn mehrmals sehen, um wirklich alle Puzzleteile ineinander setzen zu können. Und ideal ist es, wenn man bei der Spurensuche auch die Standbildfunktion seines Players nutzen kann (dies sollte man bei den Szenen, die Sammy Jenkins im Krankenhaus zeigen, einmal tun, nachdem man den Film ganz gesehen hat).

Fazit:
Mit "Memento" belebte Christopher Nolan im Jahr 2000 nicht nur auf eindrucksvoll kreative Weise den Film Noir neu, sondern gab Impulse für eine ganze Welle von Filmen, deren Erzählungen den Zuschauer dazu einladen, sich auf spannende und bisweilen verstörende Verwirrspiele einzulassen – ein Must-have-seen!
Zehn Jahre nach der Erstveröffentlichung bringt Ascot Elite Entertainment parallel zur "Memento"-Bluray eine neue DVD auf den Markt. Bild- und Tonqualität sind – von einigen Abstrichen in den Schwarz-Weiß-Szenen, die etwas verrauscht sind – gut. Bei den Extras muss man gegenüber der Bluray aber einige Abstriche machen, und auch das Easter Egg, das einem dort wie auf der älteren 2-DVD-Edition die Option gibt, alle Szenen des Films in der richtigen Chronologie ablaufen zu lassen, ist nicht zu finden. Das Bonusmaterial kann sich gemessen am günstigen Preis jedoch trotzdem sehen lassen: Regisseur Christopher Nolan gibt in einem Audiokommentar und einem knapp halbstündigen Interview Einblick in seine Arbeit an dem Film, außerdem findet sich noch ein Making of. Die DVD-Hülle enthält dankenswerterweise ein Wendecover ohne das FSk-Logo.

Silke Hettich

Probe



DVD | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 4260041334458 | Erschienen: 25. Januar 2011 | FSK: 16 | Laufzeit: 108 Minuten | Originaltitel: Memento | Preis: 8,99 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch, Englisch
Audiokommentar: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)

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