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Sommer 1973: Fünf Teenager – Erin, Kemper, Morgan, Andy und Pepper – fahren mit ihrem Van zu einem Lynyrd-Skynyrd-Konzert in Dallas. Auf einer einsamen Landstraße in Texas überfahren sie beinahe eine junge Frau, die plötzlich vor dem Auto auftaucht. Die Gruppe nimmt das völlig verstörte und von Todesangst gezeichnete Mädchen mit und will sie in einem Krankenhaus abliefern, als es plötzlich einen Revolver zieht und sich in den Kopf schießt. In einem heruntergekommenen Plantagenhaus abseits der Straße wollen Erin und ihre Freunde den Sheriff telefonisch über den Vorfall informieren. Doch das Haus ist ein Ort unvorstellbaren Grauens, von dem es scheinbar kein Entkommen gibt: Ein Hüne mit Kettensäge und einer Maske aus Menschenleder macht unbarmherzig Jagd auf die Gruppe …
Kritik zum Film:1974 lief Tobe Hoopers "The Texas Chain Saw Massacre" in den Kinos an und rief Sittenrichter und Zensurbehörden rund um den Globus auf den Plan. Nahezu einhellig wurde der Film als obszön und jugendgefährdend abgeurteilt, in Deutschland wurde er auf den Index verbannt und erst im Dezember 2011 von der FSK rehabilitiert. Was dem Triumphzug des Films aber keinen Abbruch tun konnte: "The Texas Chain Saw Massacre", von den Fans später liebevoll TCM genannt, gestaltete das Slasher-Genre maßgeblich mit, zog mehrere Sequels und Nachahmer nach sich und schuf mit Leatherface eine Furcht einflößende Ikone des modernen Horrorkinos. Keine x-beliebige terrorfilmische Ausschussware also, an die sich Produzent Michael Bay ("The Rock", "Transformers") 2003 mit Remake-Plänen heranwagte. Das Rezept, das der Neuinterpretation zum gewünschten Box-Office-Erfolg verhelfen sollte: härter, blutiger, sadistischer sein als das Original. Zu vollen Kinokassen hat diese simple Formel zwar gereicht, doch an sein legendär-berüchtigtes Vorbild kommt "Michael Bay's Texas Chainsaw Massacre" – so der deutsche Verleihtitel – nicht heran.
Das Original, das lose auf dem realen Fall des US-amerikanischen Serienmörders Ed Gein basiert, verstört auf einer dermaßen raffiniert suggestiven Ebene, dass der Zuschauer sich mit brachialen Filmeindrücken und Szenen konfrontiert zu sehen meint, die so gar nicht im Film enthalten sind. Trotz aller sich hartnäckig haltenden Gerüchte ist Hoopers Film keine überbordende Splatterorgie, sondern präsentiert sich nahezu blutleer; der brachiale Psychoterror wird auf der Leinwand nur vorbereitet, abspielen tut er sich stets im Kopf des Zuschauers. Indem der Film den Menschen zum Urheber allen Grauens macht und der heilen Welt des Hollywoodkinos den Krieg erklärt, schafft er die ultimative Verstörung des Publikums. Hoopers Kettensägenmassaker war und ist kein Film für die breite Masse.
Das Remake hingegen will das Gore-verwöhnte Publikum von heute nicht vergraulen und biedert sich unübersehbar dem Mainstream an. Wo das Original ohne Splatter auskam und großen Wert auf eine morbid-bedrohliche Atmosphäre legte, ist die Neuverfilmung um keinen Ekel-Effekt verlegen und streut wiederholt einige Gore-Events ein, die der Film in Hochglanzoptik delektiert. Drehbuch und Dramaturgie zeigen sich bewusst glatt gebürstet, ohne jegliche Kanten und Ecken, an denen sich das heutige, auf Mainstream eingeschworene Kinopublikum stoßen könnte. Somit sind Klischees in Handlung und Figurenzeichnung unvermeidlich: Eine Gruppe amerikanischer Teenies dreht sich Joints und zeigt sich in Sachen Sex ziemlich hormongesteuert, folglich ist sie ganz in der Tradition des Slasher-Genres prädestiniertes Schlachtvieh für den maskierten Psychopathen aus der Provinz. Erin, dargestellt von Jessica Biel, frönt weder Drogen noch vorehelichem Sex und avanciert so zum genretypischen
final girl, das dem mordenden Ungetüm entkommen darf.
Dass dabei das Drehbuch mit der Logik ungefähr so drastisch verfährt wie Leatherface mit seinen Opfern, verwundert folglich ebenfalls kaum: Weshalb greift Erin nicht zur fallen gelassenen Kettensäge, als ihr Leatherface den Rücken zudreht und sich einem anderen Opfer widmet, sondern attackiert ihn mit bloßen Händen? Woher kramt das verstörte Mädchen zu Filmbeginn plötzlich den Revolver hervor? Und wie stoned muss man (einschließlich des Drehbuchautors) eigentlich sein, um nicht misstrauisch zu werden, wenn man nach Meldung eines Selbstmords aufgefordert wird, sich samt Leiche mit dem Sheriff auf einer verlassenen Mühle abseits der Hauptstraße zu treffen, anstatt brav auf das Eintreffen des Ordnungshüters zu warten?
Abgesehen davon präsentiert sich das Bay-Remake aber als grundsolider Terrorfilm. Freilich, mit der verstörenden, geradezu erdrückenden Atmosphäre und der makabren Originalität des Originals kann sich die Neuverwertung nicht messen, ohne dabei zu kapitulieren. Doch handwerklich überzeugen kann der Film allemal: Die Schockmomente sitzen, die Spannungsdramaturgie gelingt trotz ihres allzu berechneten und glatten Charakters über weite Strecken, die Splattereffekte sind quantitativ wohldosiert und können sich durchaus sehen lassen. Schauspielerisch gibt es ebenfalls wenig Grund zur Klage: Abgesehen von R. Lee Ermey ("Full Metal Jacket") als durchgeknallter Sheriff bekleckert sich der Cast zwar nicht mit Ruhm, liefert aber recht brauchbare Leistungen ab, was im modernen Teenie-Horrorkino fast schon einem Ritterschlag gleichkommt. Darüber hinaus erfreut sich das männliche Auge an einer leicht bekleideten Jessica Biel, die unter laufender Sprenkelanlage ihre körperlichen Qualitäten unter Beweis stellen darf. Der eigentliche Schwachpunkt des Remakes ist ohnehin woanders zu suchen: In einer Szene lüftet Leatherface drehbuchhörig seine Maske und demontiert so den Mythos des gesichtslosen Psychopathen mit dem Kettensägenfetisch – schade, zumal das entstellte Gesicht darunter die typische 08/15-Psychopathenfratze aus Hollywoods unorigineller Maskenproduktion ist!
Regisseur Marcus Nispel hat mit "Michael Bay's Texas Chainsaw Massacre" – seinem Spielfilmdebüt – einen recht ordentlichen, wenngleich auch alles andere als originellen Terrorfilm inszeniert, der trotz seiner vielen Schwächen eindeutig zu den besseren Vertretern der Welle glatt gebürsteter Horrorklassiker-Remakes der letzten Jahre gehört – und der, nebenbei bemerkt, Nispels bislang bester Film ist, waren seine Neuverwertungen von "Freitag der 13." und "Conan der Barbar" doch ein Graus.
Kritik zur Blu-ray Disc:Das AVC-kodierte Bild liegt in 1,78:1 (16:9 Vollbild) vor und weist einen guten bis sehr guten Schärfegrad auf, der gerade in Close-ups viele Details (Bartstoppel, Poren etc.) preisgibt. In einigen Szenen liefert das Bild sogar eine ordentliche Plastizität, in dunklen Einstellungen erscheint es hingegen oft weich. Leichtes Filmkorn ist den ganzen Film hindurch sichtbar, jedoch ein Stilmittel und erweist sich nie als störend. Lästig hingegen sind die Bildfehler, mit denen die Erstpressung der Blu-ray zu kämpfen hat: Abhängig vom jeweiligen Player treten Kompressionsspuren unterschiedlicher Stärke auf, bei Laufzeit 36:13-36:15 machten sich im Test eklatante Blockbildungen auf der unteren Bildhälfte bemerkbar. Eine korrigierte Neupressung wurde bereits in Auftrag gegeben, betroffenen Kunden wird die Möglichkeit zum Umtausch angeboten (siehe unten).
Der HD-Ton hingegen präsentiert sich fehlerfrei und ist eine Wucht: Die Abmischung zeigt sich dynamisch, bedient den Subwoofer mit wuchtigen Bässen und bietet eine hervorragende Surround-Soundkulisse, die viel zur Atmosphäre beiträgt und die man einem 9,5-Mio-Dollar-Horrorfilm nicht zugetraut hätte. Ein klares Upgrade zur ohnehin schon guten DVD.
Beim Bonusmaterial zeigt sich Constantin nicht knauserig und übernimmt sämtliche Extras der
DVD-Premium-Edition – und die können sich sehen lassen: Neben drei Audiokommentaren (DD 2.0) und Deleted Scenes (präsentiert und erläutert von Regisseur Marcus Nispel) bietet die Blu-ray noch einen Blick hinter die Kulissen, Features zum Darsteller-Casting, Interviews, TV-Spots, Darstellerinfos und ein Musikvideo. Die beiden interessanten Dokus über die TCM-Filmreihe (ca. 76 Min.) bzw. über den Massenmörder Ed Gein (ca. 25 Min.) bilden das eigentliche Herzstück unter den Extras und sind auf jeden Fall einen Blick wert. Eine Trailershow, ein Wendecover und ein Booklet mit Infos zu Darsteller und technischen Details der Blu-ray Disc runden das tolle Paket ab.
Informationen zur Umtauschaktion von Highlight:
Die Blu-ray Disc von "Michael Bay's Texas Chainsaw Massacre" weist mehrere Kompressionsartefakte und Bildfehler auf, die in Zahl und Auftreten von Player zu Player variieren kann. Highlight bietet Käufern, die mit dem Produkt unzufrieden sind, die Möglichkeit eines Umtausches an. Die Disc kann an folgende Adresse geschickt werden:
Highlight Communications (Deutschland) GmbH
Marion Vavra
Feilitzschstrasse 6, 80802 München
Sobald die Neupressung bei Highlight eingetroffen ist, werden die Ersatz-Discs an die betroffenen Kunden ausgesandt.