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In einem Waldstück eines verschlafenen Örtchens im US-Staat Virginia wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Auffällig ist, dass die offensichtlich Ermordete sorgfältig "drapiert" wurde - ein Arm ist zum Himmel ausgestreckt, am Handgelenk findet sich eine auffällige Uhr, die bei genau ein Uhr stehen geblieben ist. Sowohl die Polizei als auch die beiden Privatdetektive Michele Maxwell und Sean King vermuten zunächst, dass sie es mit einem Nachahmungstäter des berühmten "Zodiac"-Killers zu tun haben, der in den 60er und 70er Jahren in den USA sein Unwesen trieb.
Der nächste Mord, eigentlich ein Doppelmord, lässt nicht lange auf sich warten: Ein junges Pärchen wird tot in seinem Wagen aufgefunden, beide wurden mit einer Schrotflinte erschossen. Die Toten tragen Armbanduhren, auf denen die Uhrzeiten zwei und drei Uhr festgehalten sind. Auf dem Boden des Autos wird ein Hundeshalsband gefunden, was ebenfalls als Hinweis auf die Nachahmung eines berühmten Serienmordes gewertet wird. Der Killer meldet sich bald darauf in mehreren Briefen an die örtliche Presse, in denen er weitere Morde ankündigt und dabei darauf beharrt, eben kein Imitator zu sein. Die auf den Armbanduhren festgehaltenen Uhrzeiten lassen befürchten, dass der Killer wirklich beabsichtigt, "mit jedem Schlag der Stunde" weiterzumorden.
Parallel zu den rätselhaften Mordfällen sollen Maxwell und King auch einen dubiosen Diebstahl im Haus der steinreichen Familie Battle aufklären. Die beiden Fälle verstricken sich miteinander, als Robert Battle, das Familienoberhaupt, ermordet wird. Der Mord trägt die Handschrift des Serienkillers, doch einige Unstimmigkeiten werfen die Frage auf, ob es sich nicht um einen Trittbrettfahrer handeln könnte. Maxwell und King geraten im Zug ihrer Ermittlungen selbst ins Visier des Mörders und müssen um ihr Leben fürchten
"Mit jedem Schlag der Stunde" von David Baldacci ist ein routinierter, recht actionreicher Thriller, der keine großartig neuen Elemente zu bieten hat und sich stattdessen auf die klassische Ermittlungsarbeit eines ungleichen Duos auf Serienmörder-Jagd konzentriert. Im Verlag Lübbe Audio ist der Roman nun als Hörbuch mit einer Gesamtspiellänge von vierhundert Minuten auf sechs CDs erschienen. Obgleich Baldaccis Romanvorlage fiktiv ist, sind die Serienmörder, die dort genannt werden, echt: Der "Zodiac"-Killer hat in den USA etwa den gleichen Berühmtheitsgrad wie Jack the Ripper in Europa, auch wird Bezug auf Richard Ramirez, den "Nightstalker", und David Berkowitz, bekannt als "Son of Sam"-Mörder, Bezug genommen. Baldacci lässt in seinem Werk auch den Killer selbst in Erscheinung treten; in zahlreichen beklemmenden Einschüben sieht der Zuhörer quasi durch seine Augen und ist Zeuge, wenn er seine nächsten Opfer auswählt. Gerade in Bezug auf das bei vielen Lesern beliebte "Serienkiller-Genre" hätte der Autor hier noch mehr aufs Ganze gehen müssen. Die einzelnen Morde sind zwar brutal und grausam, doch in Zeiten von abgedrehten Werken wie "Saw", "Sieben" oder "Das Schweigen der Lämmer" sind sie zu wenig spektakulär - so abstoßend dies auch klingen mag, doch schließlich will man sich als Leser dieses Genres auch ordentlich gruseln oder sogar ekeln.
Insgesamt bietet die Geschichte zwar ausreichend solide Spannung und Logik, sie vermag jedoch den Zuhörer nicht durchgehend zu fesseln. Die Elemente der einzelnen Morde und die Nachahmung von berühmten Serienmorden erinnern zu stark an Werke wie "Copykill". Auch die Protagonisten und Nebenfiguren schwächeln ein wenig - sie sind zwar recht gut charakterisiert und wirken hinreichend echt, jedoch berühren sie den Zuhörer nicht wirklich, sondern lassen ihn eher gleichgültig. Das Klischee der ungleichen Ermittler - Maxwell als toughe und humorlose Ermittlerin und King als ihr ruhiger, aber cleverer Partner - bietet ebenfalls kaum neue Impulse, zumal die beiden Charaktere einem aus zahlreichen anderen Filmen und Büchern irgendwie vertraut erscheinen, also praktisch austauschbar sind. "Mit jedem Schlag der Stunde" ist der inzwischen zweite Fall für Maxwell und King, die beiden ehemaligen Secret Service-Agenten tauchten schon in David Baldaccis Roman "Im Bruchteil der Sekunde" auf. Sprachlich wirkt der Thriller ebenfalls nicht herausragend und lehnt sich stark an andere US-amerikanische Kriminalgeschichten an, wobei berücksichtigt werden muss, dass die Lesung gekürzt ist.
Gerettet wird die Hörbuchproduktion durch Franziska Pigulla, die sich vor allem als Synchronsprecherin eines sehr hohen Wiedererkennungswertes erfreut: Pigulla ist unter anderem die deutsche Synchronstimme von Agent Dana Scully aus der Mystery-Serie "Akte X". Die spröde, tiefe Stimme und die dabei ausgezeichnete Betonung umschifft manche Klippen des Hörbuches, an denen der Hörer sonst geistig abschalten würde, weil die Spannung sich streckenweise doch sehr in Grenzen hält.
Alles in allem kein schlechter Thriller, der aber viel zu wenig Überraschungen und fast gar keine Originalität aufweist, um aus der Masse der typischen "Ermittler-Duo jagt psychopathischen Killer"-Geschichten herauszuragen. Viele Elemente, Schauplätze und Personen erscheinen dem Hörer von vergleichbaren US-amerikanischen Thrillern und Krimis her vertraut, was gegen Baldaccis Einfallsreichtum spricht. Das Hörbuch kann vor allem durch die angenehme und markante Stimme von Franziska Pigulla punkten und bietet sich daher durchaus als unterhaltsame Thriller-Kost für zwischendurch an.