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Es ist das wohl menschlichste aller Zimmer. Wir verbringen darin einen Großteil unseres Lebens, und so haben sich im Laufe der Zeit die schönsten Euphemismen entwickelt, wie etwa Befreiungshalle, Meditationsraum oder eben das stille Örtchen, auch wenn es dort manchmal alles andere als still zugeht. Der KBV-Verlag hat nun zu diesem Thema eine Krimi-Anthologie herausgebracht, in der vierzig deutschsprachige Autorinnen und Autoren entweder besagtes Örtchen oder den Drang, es aufzusuchen, in ihren Kurzkrimis verarbeitet haben.
Nach einem kurzen Vorwort von Herausgeberin Petra Busch geht es zunächst mit einem zweiseitigen Gedicht über einen Geheimagenten mit Doppelnull aus der Feder von Ralf Kramp los. Leider handelt es sich hier um den einzigen stilistischen Ausreißer, es folgen neununddreißig eher klassische Kurzgeschichten. Die Qualität der einzelnen Beiträge ist dabei sehr schwankend. Während manche Kurzkrimis durch flotten Schreibstil und geschickt aufgebaute Spannung überzeugen, ist man bei anderen froh, dass nach wenigen Seiten alles vorbei ist.
Insgesamt muss man der Herausgeberin jedoch zugutehalten, dass sie für eine abwechslungsreiche Mischung an Geschichten gesorgt hat. Heimlicher Höhepunkt des Bandes ist Claudia Rossbachers "Er oder ich", welches nicht nur die Verbindung zum Thema "stilles Örtchen" sehr originell aufgreift, sondern gleichzeitig eine Eifersuchtsgeschichte der besonderen Art darstellt. Der Band umfasst insgesamt 320 Seiten, er endet nach Krimi Nummer vierzig mit einer Vorstellung der einzelnen Autorinnen und Autoren sowie den obligatorischen vier Seiten Werbung.
"Mördchen fürs Örtchen" wird mit dem Slogan "Kurzkrimis für Geschäftige" beworben. Ob man die vierzig Geschichten wirklich nur im gekachelten Räumchen lesen muss, bleibt jedem selbst überlassen. Insgesamt bietet der Band eine gelungene Auswahl an besseren und schlechteren Kurzkrimis, die thematisch alle mit dem stillen Örtchen zu tun haben. Für ein paar heitere Leseminuten für zwischendurch, abends auf dem Sofa oder tatsächlich zur Ablenkung bei manch anstrengender Sitzung eignet sich "Mördchen fürs Örtchen" jedenfalls ziemlich gut, kommt aber dabei insgesamt nicht über soliden Durchschnitt hinaus.