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Dass sich Filmschaffende auch noch heute von Alfred Hitchcocks Meisterwerk "Psycho" (1960) inspirieren lassen, dürfte sicherlich kein Geheimnis sein. Insofern verwundert es wohl auch kaum, bereits in der Eröffnungssequenz von "Motel" einen schwachen Anflug von Déjà-vu zu verspüren, das sich mit zunehmender Spielfilmdauer sogar noch verstärkt. Kunststück bei dem Setting!
Doch glücklicherweise kupfern Drehbuchautor Mark L. Smith und der ungarische Regisseur Nimród Antal nicht einfach nur ab, sondern erschaffen einen Film nach ihren eigenen Vorstellungen. Heutzutage auch nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit.
Im Mittelpunkt von "Motel" steht das Ehepaar David und Amy Fox (Luke Wilson und Kate Beckinsale), wobei deren Ehe eigentlich nur noch auf dem Papier existiert. Der Tod ihres Sohnes hat die beiden entzweit und zu zynisch-depressiven Individuen werden lassen, die sich nicht mehr viel zu sagen haben. Lediglich für den Besuch bei Davids Eltern reißen sich die beiden - ein allerletztes Mal - zusammen.
Völlig übermüdet, gereizt und außerdem mit einem immer unschöner werdenden Klappern unter der Motorhaube beziehen David und Amy schließlich ein Zimmer in dem abseits gelegenen "Pinewood Motel", welches dem Manager Mason (Frank Whaley) unterstellt ist; einer reichlich zweifelhaften Mischung aus Hinterwäldler und Achtzigerjahre-Relikt.
Die angemietete "Hochzeitssuite" entpuppt sich zudem als verdreckte und muffige Absteige, die stiltechnisch eher in die Sechziger des vergangenen Jahrhunderts gepasst hätte als in die Gegenwart. Wen wundert es da also noch, dass auch der Fernseher streikt? Die einzige Alternative auf ein bisschen Ablenkung scheinen lediglich ein paar unbeschriftete Videobänder zu sein. Denkt sich David zumindest und erlebt daraufhin sein blaues Wunder. Denn auf den Bändern werden echte Menschen vor laufenden Kameras brutal gequält und ermordet. Schlimmer noch: Die Aufnahmen wurden in ihrem Zimmer gemacht! Sekunden später geht das Licht aus - und für David und Amy beginnt eine lange Nacht ...
Das heikle Thema Snuff-Filme wurde schon des Öfteren in die Handlung eines Filmes eingesponnen, unter anderem auch in "Tesis - Faszination des Grauens" (1996) oder "8 MM" (1999). In "Motel" ist besagte Thematik sozusagen der Motor, der den Film vorantreibt und das Tempo vorgibt. Doch leider gerät dieser Motor gelegentlich auch schon mal ins Stottern, was unter anderem diverse Längen (besonders am Anfang) und eine stellenweise schon fast als transparent zu bezeichnende Vorhersehbarkeit beweisen. Zudem muss man Regisseur Antal den Vorwurf machen, ein einfach zu glattgebügeltes Werk abgeliefert zu haben, dem etwas mehr Kaltschnäuzigkeit und Originalität sehr gut getan hätten.
Positiv zu vermerken ist die - mal wieder - exzellente Kameraarbeit des Polen Andrzej Sekula, die mit langen Kamerafahrten und hektischen Steadycamaufnahmen stets den Ton der jeweiligen Lage reflektiert. Luke Wilson und Kate Beckinsale als gescheitertes Ehepaar können ebenfalls überzeugen und es ist erfreulich, Frau Beckinsale mal wieder als richtige Schauspielerin zu erleben und nicht als kühl und aalglatte Kämpferin in Latex und Leder wie beispielsweise in "Underworld" (2004). Auch die Gegenparts sind mit Frank Whaley als Manager und Ethan Emry als dessen Mitstreiter hervorragend besetzt. Besonders Embry erstrahlt in dem Wechselspiel aus freundlicher Zuvorkommenheit und gnadenloser Abgebrühtheit - wie auch schon zuletzt in der großartigen "Masters of Horror"-Episode "Incident on and off a Mountain Road" (2005), wo er einen ähnlichen Part innehatte.
Großartige Extras hat die DVD leider nicht zu bieten: Die entfallenen Szenen und ein Blick hinter die Kulissen gehören ja mittlerweile fast schon zum guten Ton einer jeden Disc. Ein Audiokommentar wäre jedoch schon erfreulich gewesen, ein etwas besseres Bild ebenfalls. Dafür erklingt ein schön sauberer Ton aus den Lautsprechern, und - es muss einfach mal erwähnt werden - eine 1A-Synchro.
Fazit: "Motel" bietet solide Hausmannskost für jeden Thrillerfreund. Guter Durchschnitt - nicht mehr, nicht weniger.