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Die so genannte klassische Musik ist für viele Menschen ein Buch mit sieben Siegeln. Selbst Opern- und Konzertgänger und Menschen, die ein Instrument spielen, kennen sich mit den Hintergründen oft nicht sonderlich gut aus. Doch gerade das Wissen um die Entstehung mancher musikalischer Konventionen kann sehr aufschlussreich sein - und häufig auch verblüffend.
Im Buch "Musikgeheimnisse" findet man ein ausgesprochen buntes Potpourri von, nun, nennen wir es ruhig Geheimnissen, auch wenn man die kurz und knapp erläuterten Fakten natürlich in der Fachliteratur nachschlagen kann. Es handelt sich um Grundlagenwissen, das in der Schule nur unzureichend vermittelt wird, aber auch um verschiedenste interessante Details, die ein Musikfreund nicht unbedingt kennen muss. Zum Basiswissen gehören beispielsweise die ausführliche Instrumentenkunde, die Notennamen in verschiedenen Sprachen, die Intervalle, Tonleitern, übliche Orchesterbesetzungen, der so genannte Quintenzirkel der Tonarten, doch auch eine Liste der in der Musik verwendeten Tempo- und Ausdrucksangaben mit "Übersetzung". Wie sich einzelne Musikstile entwickelt haben, die Geschichte des Einsatzes von Kastraten in der Vokalmusik, die Physik der Musik (etwa die Sichtbarmachung von Schallwellen), und wann welches Instrument zum ersten Mal im Orchester erschien, muss der Laie nicht unbedingt wissen. Aber das Interesse manches Lesers mag dadurch geweckt werden.
Ebenfalls nicht unbedingt zum Musikverständnis notwendig, doch sehr unterhaltsam sind die zahlreichen eingestreuten Anekdoten über Komponisten, Sänger, Dirigenten und Instrumentalisten, unter denen es bekanntlich etliche schräge Vögel gab und gibt.
Ein Stichwortverzeichnis hilft beim Finden oder Wiederfinden einzelner Einträge.
Während die Erläuterungen zu Sachverhalten aus der Musik und der Musikgeschichte relativ nüchtern und knapp - manchmal für den unerfahrenen Laien eine Spur zu knapp - gehalten sind, haben die Anekdoten reichlich Witz und Charme. Auch die als Rätsel ("Wer steckt dahinter?") gestalteten Lebensbilder von Komponisten lesen sich kurzweilig. Der ständige Wechsel zwischen recht anspruchsvollen Hintergrundinformationen und gehaltvoller Unterhaltung macht das Buch zu einem aparten Leseerlebnis.
An welche Zielgruppe es sich explizit wendet, bleibt etwas unklar - im Grunde wohl an jeden, der sich für Musik, vor allem "Klassik", interessiert. Wer sich nicht für die Physik des Schalls erwärmt oder für Gregorianik, kann entsprechende Beiträge problemlos überspringen und einfach weiterlesen.
Musikinteressierte Jugendliche, die gern lesen, aber keine Lust auf trockene Fachliteratur haben, finden in diesem originellen Potpourri aufschlussreiche und nur gelegentlich weniger leicht verständliche Lektüre. Tabellarische Übersichten und Grafiken veranschaulichen indes manchen Zusammenhang. Die Aufmachung wirkt relativ schlicht, doch edel, das Layout überzeugt durch die Übersichtlichkeit. Trotzdem wirkt der Preis relativ hoch. Ein anderer Kritikpunkt ist das nicht ausreichend sorgfältig vorgenommene Korrektorat; das Buch enthält zu viele Zeichensetzungsfehler und dergleichen.
Was den Inhalt angeht, so kann man das Buch durchaus als einmalig bezeichnen: Eine solche Mischung aus Detailwissen, zum Beispiel die Herkunft der verschiedenen Werkverzeichnisse der Komponisten wie Hoboken- oder Köchelverzeichnis, Basiswissen wie Dur-, Moll- und weniger gebräuchliche Tonarten und humorvoller Unterhaltung dürfte man im Bereich der Musik wohl kaum noch einmal finden.