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 Nachts kommt der Tod

Autoren: Linwood Barclay
Übersetzer: Silvia Visintini
Verlag: Knaur

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Als ein junges Mädchen auf der Suche nach einer Mitfahrgelegenheit an sein Autofenster klopft, ahnt der Privatdetektiv Cal Weaver nicht, dass dieses eine kleine Klopfen sein komplettes Leben von Grund auf verändern wird. Wider besseren Wissens nimmt er Claire, die er als Schulkameradin seines Sohnes Scott erkennt und die die Tochter des Bürgermeisters ist, im Auto mit. Als das Mädchen an einem Diner eine Toilettenpause einlegt, ahnt Cal zunächst nichts Böses - doch als sie zurückkehrt, erkennt er verblüfft, dass es sich um ein anderes Mädchen handelt.
Nicht Claire ist es, die nun auf dem Beifahrersitz Platz nimmt, sondern ihre Freundin Hannah, die sich mit einer Perücke als Claire verkleidet hat. Wem wollen die beiden Mädchen etwas vorspielen, und was soll das Versteckspiel?
Kurz darauf überstürzen sich die Ereignisse und Hannah wird ermordet aufgefunden. Galt der tödliche Angriff nicht ihr, sondern Claire, als die sich ihre Freundin ausgegeben hatte? Und wo steckt Claire nun?
Cal fühlt sich verantwortlich, da er das Mädchen im Auto mitgenommen hat, und beginnt auf eigene Faust die Suche nach der Vermissten. Während er in der kleinen Stadt Griffon an zahlreiche Türen klopft und Menschen befragt, die mit Claire und Hannah in Verbindung stehen, gerät er immer tiefer in ein Gewirr aus Lügen, Schuld und Verbrechen ...

Trailer zum Buch (englisch):



Linwood Barclays Thriller besitzen typischerweise ein winzig kleines Element, das für sich genommen harmlos erscheint, das aber für den jeweiligen Protagonisten eine Kette von fatalen und meist blutigen Ereignissen in Gang setzt. Nur ein kleiner Moment, und schon befindet sich ein eben noch völlig normaler Bürger inmitten von Chaos und Verbrechen. Ziemlich gemein, aber eben auch wahnsinnig spannend! Auch in "Nachts kommt der Tod" - im Original viel treffender mit "A tap on the window" betitelt - ist es ein harmloses kleines Klopfen an ein Autofenster, das das Leben von Cal Weaver gründlich über den Haufen wirft. Dessen Leben liegt ohnehin seit zwei Monaten in Scherben: Damals stürzte sein Sohn Scott sich im Drogenrausch von einem Häuserdach und verletzte sich tödlich. Seitdem ist Cal Weaver davon besessen, denjenigen zu finden, der seinem Sohn die verhängnisvolle Droge verkauft hat.
Die Suche nach dem verschwundenen Mädchen, das an einem regnerischen Abend an sein Autofenster klopfte, stellt da eine willkommene Ablenkung für den Detektiv und ehemaligen Cop dar. Doch Cal muss schnell feststellen, dass er mit seiner Vermisstensuche in ein Wespennest sticht - und dass es möglicherweise eine Verbindung zwischen Scotts Tod und den schrecklichen Ereignissen, die auf Claires Verschwinden folgen, gibt. Linwood Barclay versteht es wie immer ausgezeichnet, anhaltende Spannung zu erzeugen und den Leser von der allerersten bis zur letzten Seite zu fesseln. Der Schwerpunkt liegt auf den Ermittlungen, die Cal in mühsamer Kleinarbeit in Griffon durchführt - einer Kleinstadt, in der nicht alles so harmonisch und gesittet zugeht, wie es die Bewohner gerne nach außen hin darstellen. Die Polizei ist gewalttätig und überschreitet permanent Grenzen, Jugendliche dealen mit Alkohol und Drogen und so mancher braver Bürger hat ein düsteres Geheimnis - ein Hauch von Twin Peaks weht, neben einem gewissen Alfred-Hitchcock-Flair, durch den Krimi.

Cal Weaver ist ein sympathischer und glaubwürdig erdachter Protagonist, aber einer mit Ecken und Kanten - einerseits ein guter Mann, andererseits jemand, der im Versuch, den Tod seines Sohnes zu verstehen, selbst auf bedenkliche Weise Grenzen überschreitet. Linwood Barclay zieht den Spannungsbogen im Laufe des Romans immer weiter an, erst nur subtil, dann aber immer schneller, bis es endlich zur spannungs- und actiongeladenen Auflösung der rätselhaften Ereignisse kommt. Nicht nur die Mörderjagd und die Suche nach dem verschwundenen Mädchen lesen sich hier wahnsinnig packend, sondern vor allem die unheimliche, von Spannung, Misstrauen und gegenseitiger Überwachung geprägte Atmosphäre der Kleinstadt Griffon zieht den Leser in ihren Bann und lässt ein zunehmend ungutes Gefühl entstehen, bis man sich sicher ist: Hier will man bestimmt nicht leben!

Nach einem kleinen Hänger mit dem unglaubwürdigen "Frag die Toten" ist "Nachts kommt der Tod" wieder ein rundum gelungener Thriller von Linwood Barclay: spannend, düster und voller Überraschungen. Sehr lesenswert!

Eine Leseprobe gibt es hier auf der Verlags-Website.

Christina Liebeck



Taschenbuch | Erschienen: 2. Juni 2014 | ISBN: 9783426514801 | Originaltitel: A tap on the window | Preis: 14,99 Euro | 560 Seiten | Sprache: Deutsch

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