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Wie so oft besucht Joan mit ihrem vierjährigen Sohn Lincoln den Zoo. Die Öffnungszeit nähert sich ihrem Ende, und Joan bemüht sich, Lincoln zum Aufbruch zu bewegen. Dann hört sie Schüsse. Im Eingangsbereich des Zoos sieht sie Menschen reglos am Boden liegen, und sie beobachtet einen Mann mit Gewehr. Ein Amoklauf! Für Joan bleibt nur noch der Gedanke, dass sie ihren kleinen Jungen retten muss, um jeden Preis.
Ein Albtraum beginnt, der drei Stunden lang währen wird. Joan versucht während der einsetzenden Dunkelheit, mit Lincoln tiefer in den Zoo hinein zu fliehen, in Bereiche, in denen sich Verstecke anbieten. Die Täter – offensichtlich handelt es sich um zwei oder drei Personen – haben jedoch nicht vor, jemanden entkommen zu lassen.
Keine Mutter, die mit ihrem Kleinkind einen fröhlichen Nachmittag im Tiergarten verbracht hat, rechnet mit einem Amoklauf ebendort. Genau dies widerfährt jedoch Joan, aus heiterem Himmel, und als sie die Situation erfasst, versucht sie, den kleinen Lincoln und sich selbst in einem ungenutzten Gehege zu verbergen. Doch jede Sicherheit erweist sich als trügerisch, ein Versteck entpuppt sich als Falle. Andere Menschen, ebenfalls im Zoo gefangen, werden zur Belastung auf ihrer Flucht durch die Anlage. Und wie soll sie den verstörten Lincoln daran hindern, zu plappern oder zu schreien? Er hat Hunger und friert.
Gin Phillips erschafft eine Extremsituation mit schier unerträglicher Spannung. Der Großteil der Geschichte wird aus Joans Sicht erzählt, doch die Perspektive wechselt mehrfach zu weiteren Figuren, darunter einem der Amokschützen.
Und hier setzt die Kritik an. Zwar bietet die Idee den Stoff für einen wirklich atemberaubenden Thriller, doch die Autorin bremst die Spannung immer wieder aus. Statt die Geschichte voranzutreiben, stören die, wie es scheint, erratisch platzierten Perspektivwechsel eher, da die auf diese Weise in den Vordergrund rückenden Charaktere farblos und im Grunde nebensächlich bleiben, bis auf den natürlich bedeutsamen Amokläufer, dessen Motivation sich jedoch nicht erschließt.
Und Joans quantitativ weit überwiegender Anteil überzeugt auch nicht sehr. Da sich drei Stunden nicht so leicht auf Romanlänge aufblähen lassen, verliert sich die Spannung viele Male in unerheblichen Rückblenden, Betrachtungen zu Schuldgefühlen und anderen Grübeleien, die im Übrigen keineswegs dazu führen, dass Joan als Charakter plastisch hervortritt. Manche Aktion wirkt kaum nachvollziehbar, auch wenn die Extremsituation einbezogen wird, in der sich Joan befindet. Warum die Polizei erst nach zweieinhalb Stunden eingreift, bleibt ebenfalls ein Rätsel. Am Ende ergeben sich mehr Fragen als Antworten.
Einen ganz starken Job machen die Sprecher, allen voran die großartige Andrea Sawatzki, die so packend liest, dass doch stellenweise eine Weile "Thrillergefühl" aufkommt. Auch Maren Kroymann, Rike Schmid und Barnaby Metschurat holen für die anderen Rollen das Beste aus der nicht so recht überzeugenden Vorlage heraus. Applaus dafür.
Insgesamt jedoch bleibt eine gewisse Enttäuschung, denn, wie bereits erwähnt, hätte die Idee wesentlich mehr hergegeben.
Eine Hörprobe gibt es auf der Verlagsseite.
Die sechs CDs befinden sich in einem Karton-Leporello mit Steckfächern für die Scheiben.