Spazierengehen und Wandern im Wald, an Feldern und Wiesen, aber auch aufmerksames Betrachten des Gartens oder städtischer Parks bieten die Möglichkeit, Natur in unserer technisierten und durchkultivierten Welt zu beobachten.

Marc Giraud beschreibt die uns umgebende Natur Westeuropas anhand der Jahreszeiten, und so enthält es auch vier große Kapitel, beginnend mit dem Frühling. Flankiert werden sie von einer Einleitung, einem kurzen Abschnitt über Gefahren an den Wegen, einem Register, dem Dank und dem Bildnachweis.

Viel Natur gibt es in Westeuropa nicht mehr – die wirklichen Reservate machen einen sehr geringen Anteil der Fläche aus. Mancher Spaziergänger sieht die uns umgebenden intensiv bewirtschafteten Agrarflächen als Natur, obwohl sie meist wesentlich weniger Arten Zuflucht bieten als beispielsweise Hausgärten und Friedhöfe. Doch können alle Arten der Landschaften um uns Naturerlebnisse bieten, wenn wir nur aufmerksam genug sind, um sie wahrzunehmen.
So könnte die Prämisse zu Marc Girauds Buch "Natur am Wegesrand" lauten, dessen Text von zahlreichen Fotos von Fabrice Cahez und Marc Giraud selbst ergänzt wird.

Beginnend mit dem Frühjahr reist der Leser gewissermaßen durch die Jahreszeiten. Einzelne Themen umfassen je eine oder zwei Doppelseiten. So geht es beispielsweise um Hecken, Wasser, Heuballen oder Böschungen als Lebensräumen, einzelne Pflanzen wie den Aronstab, verschiedene wilde oder domestizierte Tiere, Nadelbäume und vieles mehr. Abschnitt für Abschnitt erschließt sich dem Leser eine jeweils neue, kleine, kostbare Welt.
Ein bis zwei kurze Texte informieren über das Thema der Doppelseite, den Rest des Platzes beanspruchen die qualitativ sehr hochwertigen Fotos und kurzen dazugehörigen Erläuterungen. Fettdruck und Farben heben Textteile hervor, sodass auch flüchtige Betrachter die wesentlichen Punkte nachvollziehen können. Es kommt Sympathie für die Wesen um uns auf, zusammen mit dem Verständnis für ihre Bedürfnisse und der Freude an ihren Eigenheiten. Wilde Tiere aller Größen und Haustiere wie Kühe und Pferde stehen dabei gleichberechtigt nebeneinander. Und auch die Pflanzen und Pilze finden angemessene Beachtung.
Ob Nachttiere oder eher versteckt lebende Geschöpfe – Marc Giraud gibt dem Leser Tipps, wie er die unterschiedlichsten Arten auffinden und beobachten kann, weitgehend ohne sie zu stören.

Es geht dem Autor nicht nur darum, kleine und große Ökosysteme und Lebensgemeinschaften oder Arten mit ihren Lebensweisen darzustellen und ihre Funktion zu erläutern, sondern auch darum, für die Zerbrechlichkeit dieser Gefüge, ihre enorme Gefährdung zu sensibilisieren und Möglichkeiten aufzuzeigen, sie zu schützen. Dieses Buch geht mit viel Liebe, Sachverstand und Respekt an das Thema Natur heran und bietet nicht nur Informationen und Hinweise, sondern auch – dank der vielseitigen, aussagekräftigen und nicht zuletzt durchaus künstlerischen Fotos sowie dem kurzweiligen Stil der Texte – ästhetischen Genuss und Freude am Lesen und Betrachten.

Große Klasse!

Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagsseite.