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1945: Das Dritte Reich steht kurz vor seinem endgültigen Zusammenbruch, doch dem diabolischen KZ-Lagerarzt Dr. Josef Mengele gelingt mit einer Handvoll treuer Gefolgsleute die Flucht ins antarktische Neuschwabenland. Hier, unter dem ewigen Eis des Südpols, führt Mengele seine Menschenexperimente fort, um hinter das Geheimnis der Unsterblichkeit zu gelangen. Rund siebzig Jahre später stößt ein internationales Forscherteam bei Bohrungen auf ein merkwürdiges metallenes Objekt, welches ein Hakenkreuz ziert. Die Forscher folgen einem Tunnelsystem tief ins Erdinnere, wo sie auf die letzte Bastion von Hitlers Reich stoßen und prompt in Gefangenschaft geraten. Mengele zwingt sie zur Mitarbeit an seinen Experimenten, die nur eines zum Ziel haben: den erneuten Griff nach der Weltherrschaft …
Kritik zum Film:Man kann über die unterhaltungsabtreibenden Kreativköpfe von The Asylum viel lästern, doch eines muss man ihnen lassen: Sie sind ausgesprochen kritikresistent und bleiben sich selbst treu. Ihr patentiertes Mockbuster-Konzept erweist sich mittlerweile seit mehreren Jahren als ausgesprochen erfolgreich. Parallel zu angekündigten Hollywood-Blockbustern kurbelt die US-amerikanische Direct-to-Video-Schmiede in Rekordzeit einfallslose Billigstkopien herunter, die durch beabsichtigte Ähnlichkeiten in Titel und Aufmachung zur Vorlage den potentiellen Käufer täuschen und so Geld in die Kassen spielen sollen; der Gewinn wird prompt in den nächsten Sondermüll investiert, der auf der Produktionsagenda der Trash-Manufaktur steht. Abseits Hollywood'scher Bombastspektakel wie "Battleship" oder "Abraham Lincoln: Vampirjäger" kam heuer auch die finnisch-deutsche Sci-Fi-Satire "Iron Sky", die mittels Crowdfunding finanziert worden ist, zum fragwürdigen Handkuss. Das Ergebnis hört im Original auf den Namen "Nazis at the Center of the Earth", ist hierzulande (natürlich ohne jeden Hintergedanken!) in "Nazi Sky" umgetauft worden und präsentiert sich als ausgesprochen asylumeskes Werk: sterbenslangweilig, zum Weinen schlecht und obendrein ein triftiger Grund, das Studio auf Schmerzensgeld zu verklagen.
Nazi-Trash ist aktuell in Mode (neben "Iron Sky" sei noch auf die Low-Budget-Schote
"The 25th Reich" verwiesen) und die Trashfabrikanten von Asylum wären gewiss die letzten, die den Sprung auf diesen Zug nicht gewagt hätten. Und so tut es "Nazi Sky" seinem finnischen Vorbild gleich und greift gehörig in den Topf absurder Nazi-Verschwörungstheorien: Die braunen Schurken flüchten gegen Kriegsende nach Neuschwabenland, besitzen Flugscheiben und hausen im Erdinneren in einer Art Hohlwelt, die über eine eigene Sonne verfügt. Gewiss nicht die schlechteste Ausgangslage, um Futter für einen netten B-Movie-Abend oder gar einen herrlich ironischen Nazi-Esoterik-Trash zu liefern. Doch wie die anderen Rohrkrepierer, die Asylum in leidlicher Regelmäßigkeit auf die Menschheit loslässt, entpuppt sich auch "Nazi Sky" als Entzug an Lebenskraft, der Dilettantismus zur Methode und Schwachsinn zur filminternen Logik erhebt.
Da wäre zum einen mal die kreuzüble Karikatur eines Drehbuchs, die sich nicht einmal ein Uwe Boll aus den Fingern hätte saugen können. Die Figuren tauschen viel zu oft dümmliche Dialoge aus, die sich durch hochkonzentriertes Sinnvakuum auszeichnen, und die Story ist ziemlich chaotisch zusammengemurkst, ohne auch nur ansatzweise zu unterhalten, sodass man sich eigentlich fragen muss, wie um alles in der Welt die Bilanz der Produktion die epische Drehzeit von zwölf Tagen (!) umfassen konnte. Dass "Nazi Sky" sein Potential als Hakenkreuz-Trash mit Pauken und Trompeten verschenkt, war angesichts der bisherigen trashigen Kaliber, die Asylum verbrochen hat, vorherzusehen; eher überrascht Michael Bay in nächster Zeit mit stillem Arthouse-Kino, bevor die Plagiatsschmiede zur Abwechslung mal unterhaltsame B-Pics produziert. Doch das Ergebnis ertränkt selbst gestandene Trashophile in übelster Langeweile. Schuld daran ist nicht zuletzt die Tatsache, dass hinter dem beschriebenen Fetzen Papier, der sich Drehbuch schimpft, kein Plan steckt: Der Film kann sich nicht entscheiden, ob er bierernster Zombie-Splattertrash oder ironischer Low-Budget-Nazi-Steampunk sein möchte – also will er kurzerhand (und unbewusst) beides sein und scheitert grandios. Die
gore events wollen nicht so recht schmecken, die Steampunk-Elemente und der Nazi-Verschwörungsmumpitz langweilen gehörig – und dazwischen eingestreute provokante Szenen wie eine Abtreibung oder Selektionen, in deren Zuge Frauen zu den Duschen gebracht werden (jede Ähnlichkeit mit gewissen Vorgängen in nationalsozialistischen Vernichtungslagern ist rein zufällig …), helfen dem Film auch nicht gerade, Punkte beim Zuschauer zu machen. Da nützen auch keine Nazi-UFOs und kein bis an die Zähne bewaffneter Cyborg-Hitler, den die Macher überdeutlich aus "Wolfenstein 3D" entlehnt haben …
Auch handwerklich blamiert sich Asylum erneut ohne jedes Schamgefühl. Die Handvoll wiederkehrende Kulissen sorgen für peinliche Déjà-vu-Momente, das Editing ist keine weitere Zeile wert und die Blue-Screen-Hintergründe sowie das CGI präsentieren sich ausnahmslos verwaschen und detailarm und erinnern mehr an Grafik-Demos für die gute alte 32-Bit-PlayStation denn an
special effects. Abgesehen von Jake Busey, dem Ace aus "Starship Troopers", stammt der gesamte Cast aus der hintersten Reservebank und bewegt sich zwischen mittelprächtig und ermüdend. Zum Schmunzeln laden lediglich die Versuche der Filmemacher ein, die Deutschen authentisch wirken zu lassen, was immer wieder für einige Fettnäpfchen sorgt: In Mengeles Labor finden sich Ordner mit sinnlosen Beschriftungen wie "Große Esel, Junge Dame" oder "Ich liebe es, Drogen zu tun". Und in mehreren Einstellungen wechseln die Erdkern-Nazis in derart bemühtes Deutsch, dass man ohne Untertitel nicht viel mitbekommt.
Unterm Strich bleibt zu sagen, dass Asylum sich erneut selbst treu bleibt und mit "Nazi Sky" den grenzdebilen Müll liefert, den der kundige Trash-Affine von der Plagiatsschmiede erwartet – wobei die Geschmacksverirrungen, die sich das Drehbuch erlaubt, zusätzlich zu Buche schlagen. Unterirdisch schlecht, inhaltlich völlig bescheuert und hochgradig langweilig obendrein – your average Asylum junk food!
Kritik zur Blu-ray Disc:Das AVC-kodierte Bild weist prinzipiell solide Schärfewerte auf, versagt aber dort, wo verwaschene CGI-Elemente ins Bildmaterial eingefügt worden sind. Detailwiedergabe und Kontrastwerte gehen für eine No-Budget-Produktion durchaus in Ordnung, doch echtes HD-Feeling stellt sich so gut wie nie ein. Dem Ton hätte eine bessere Abmischung gut getan, denn zu oft drängen sich entweder die lustlos heruntergebetenen Dialoge oder die Hintergrundmusik in den Vordergrund. Die deutsche Tonspur bietet prinzipiell die bessere Dialogverständlichkeit, der O-Ton ist aber aufgrund der oben angesprochenen misslungenen deutschen Dialoge vorzuziehen.
Das Bonusmaterial hält sich in Grenzen und bietet nichts Interessantes: Neben dem Audiokommentar des Regisseurs mit der obligatorischen Selbstbeweihräucherung bietet die Scheibe noch kurze Featurettes zu Preproduction, Production sowie Cast & Location, außerdem ein unlustiges Gagreel und den Originaltrailer. Der Blu-ray liegt ferner ein Wendecover bei.