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Caleb, ein junger Farmersohn, lernt eines Nachts in seinem Heimatort im Mittleren Westen die hübsche, geheimnisvolle Mae kennen. Sie verstehen sich gut, und am Ende der Nacht kommt es zum Kuss. Doch statt eines Knutschflecks hat Caleb plötzlich Bissspuren am Hals, und am darauf folgenden Tag geht es ihm zusehends schlechter. Plötzlich findet er sich in einem Wagen voller Freaks wieder, die ihn aufgegabelt haben, und unter ihnen befindet sich Mae. Sie nehmen ihn mit in ihr Versteck für den Tag. Raue Gesellen sind das, die Spaß am Töten haben, und töten müssen sie, denn sie brauchen Menschenblut, um zu überleben. Angeführt werden sie von dem alten Jesse, der beschließt, Caleb eine Chance zu geben.
Da Caleb vor den Augen seiner Schwester Sarah und seines Vaters entführt wurde, starten diese eine großangelegte Suchaktion und fahren von Ort zu Ort, um ihn zu finden. Aber auch die Polizei ist den Blutsaugern auf der Spur: Caleb hat nämlich Anpassungsschwierigkeiten, denn das Töten von Menschen liegt ihm nicht, und als er während eines grausigen Blutbades in einer Taverne auch ein Opfer zugewiesen bekommt, lässt er es laufen. Der undankbare Kerl kommt am helllichten Tage mit der Polizei wieder ...
"Near dark" von 1987 ist einer der ganz frühen Filme der Regisseurin Kathryn Bigelow, die heute mit James Cameron verheiratet ist. Ihm voraus gingen nur ein Biker-Film mit Willem Dafoe ("The Loveless") und ein Kurzfilm in den Siebzigern ("The Set-Up"), und man merkt, dass die Regisseurin von großartigen Filmen wie "Blue steel" und "Strange days" 1987 noch in ihrer Experimentierphase war. Der Plot hat seine kleinen Macken - woher will Caleb zum Beispiel wissen, wie man den Vampirismus wieder aus den Adern bekommt? -, die Charaktere sind recht oberflächlich gehalten und die Effekte, die über Maske und Pyrotechnik hinausgehen, sind nicht sehr gelungen.
Was Bigelow allerdings gelungen ist, ist die durchgehend beklemmende, etwas triste Atmosphäre, die auch maßgeblich unterstützt wird durch die hypnotische Elektro-Musik von Tangerine Dream. In diesem Film schon zeigt die Regisseurin ihr Können, wenn es um intensive Bilder, dichte Spannung und Szenendramaturgie geht.
So ist dieses Vampir-Roadmovie mit Western-Flair nicht wirklich gut, aber auch nicht wirklich schlecht. Die Altersfreigabe ab 18 Jahren ist vermutlich in besonderem Maße dem Tavernen-Massaker zuzuschreiben, bei dem die Regisseurin gnadenlos mit der Kamera den Spaß der Vampire am Morden einfängt. Lance Henriksen als Jesse hebt sich schauspielerisch ein wenig vom Mittelmaß der übrigen Besetzung ab, was aber vermutlich daran liegt, dass er das mit seinem markanten Gesicht und seiner rauen Stimme grundsätzlich tut. Auch Bill Paxton, der mit Severen die blutrünstigste Rolle hat, hat schon bessere Leistung geboten.
Die Bildqualität ist in Ordnung, der Ton kommt mal lauter, mal leiser aus den Lautsprechern, und zumindest die vorliegende DVD vertrug sich nicht mit der PS2 als Abspielgerät, lief aber im richtigen DVD-Player fehlerfrei. Die Extra-Ausstattung beschränkt sich auf eine aus nur einer Vorschau bestehenden Trailer-Show, mit der man belohnt wird, wenn man den Abspann bis zum Schluss sieht. Ansonsten gibt es nur Kapitelwahl und als Audio-Auswahl neben der deutschen die englische Fassung jeweils in Dolby Digital 5.1. Hörgeschädigte haben hier das Nachsehen. Negativ anzumerken ist, dass auf der Rückseite der DVD-Hülle ein Audiokommentar versprochen wird, den uns die DVD selber aber vorenthält. Sehr amüsant, aber tendenziell zutreffend ist die Cover-Überschrift: "Der härteste Film, der je von einer Frau gedreht wurde."
"Near dark" ist kein Film, den man gesehen haben muss, aber eine nette moderne, schlichte Vampirgeschichte, die man durchaus mitnehmen kann, wenn man sie irgendwo zu einem günstigen Preis findet. Kathryn Bigelow im Frühstadium ihres Schaffens macht einiges richtig und einiges nicht, und wer Tangerine Dream mag, sollte ohnehin zugreifen.