Schon oft hat sich wohl mancher U-Bahnbenutzer gefragt, ob es einen Zusammenhang all jener scheinbar wahllos verteilter Graffiti-Sprüche gibt, die man auf den Kacheln der U-Bahnstationen und andernorts findet.
Ausgehend von dieser Idee hat der junge Videoclip-Regisseur Jesse Warn einen Mystery-Thriller gesponnen, der mit interessanten Charakteren und einer ausgefeilten Optik aufwarten kann. "Nemesis Game" erschien hierzulande nie in den Kinos und wurde von MC One direkt auf DVD vermarktet.

Wie so viele Menschen sucht auch die attraktive Studentin Sara Novak (dargestellt von Carly Pope) nach Antworten auf die Fragen nach dem Sinn des Lebens. Erst recht, nachdem ein persönliches Unheil ihr Leben aus der Bahn warf und ihre Beziehung zur Umwelt trübte, denn ihre Mutter ist bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen.
Da entdeckt Sara wie zufällig in der nächtlichen U-Bahn ein an die Wand geschmiertes Rätsel, Teil offenbar eines geheimnisvollen Rätselspiels. Kryptische Botschaften, scheinbar wahllos über die ganze Stadt verteilt, führen zu jeweils neuen Botschaften und ermöglichen angeblich, wenn man fleißig genug weitersucht, irgendwann den Blick auf den "Plan", womit das System zu verstehen ist, das hinter dem undurchsichtigen Chaos des Lebens stehen soll.
Unterstützt vom etwas undurchsichtigen Musikshopbesitzer Vern (Adrian Paul, bekannt aus der Serie "Highlander") geht Sara der Sache auf den Grund - ohne zu ahnen, dass schon mancher Spieler teuer für seine Neugier bezahlte, zuletzt Emily Gray, die vor fünf Jahren versuchte einen Jungen zu ertränken und die nun aus dem Gefängnis frei kam. Es beginnt eine Suche quer durch die Stadt, welche in einem heruntergekommenen Gebäude endet, wo alle Spieler ihre Antworten mit Sprayflaschen auf den Wänden niedergeschrieben haben.

"NEMESIS GAME" besitzt eine ansprechende Idee, welche durchaus Potential besitzt. Leider geht im Laufe des Films viel davon verloren, da der Hintergrund immer weniger konkrete Züge annimmt, verwaschen wirkt und dadurch der Film den Zuschauer frustriert. Auch wenn dies Teil des Rätsel-Konzeptes gewesen sein sollte, wäre ein Mehr an Hinweisen für den Zuschauer bereichernd gewesen. So aber steht er am Ende des Films ein wenig verloren da.
Die Darsteller des Filmes zeigen fast ausnahmslos gute Leistungen. Überraschend blass bleibt die Hauptdarstellerin Carly Pope, deren Spiel sich nicht recht zwischen Enthusiasmus und gepflegter Langeweile entscheiden kann. Adrian Paul bemüht sich sichtlich um Mehrdimensionalität in seiner Rolle als Verne, der einen zwielichtigen Shop betreibt. Im Gedächtnis bleiben aber zwei Schauspieler, die in Nebenrollen brillieren. Zum einen ist hier Ian McShane zu nennen, der als Polizist und Vater von Sara Novak eine überzeugende Leistung liefert. Sein zerknautschtes Gesicht wirkt besonders ausdrucksstark in einer Szene, die er mit der zweiten hervorragenden Nebenrollenschauspielerin, Rena Owen, in einem Verhörraum bestreitet. Rena Owen spielt die durch das Spiel verrückt gewordene Emily Gray, ein Zustand, den man ihr sofort glaubt. Ihre Mimik und der bewusst kontrollierte Einsatz von Sprache sind fantastisch gut gelungen.

NEMESIS GAME weist folgende Zusatzmaterialien auf:
Making Of
Trailer
Biografien
Programmhinweise
Das 20-minütige "Making Of” ist ein interessanter Einblick in die Idee des Films, führt aber diese nicht weiter aus, so dass der Zuschauer auch hier keine weiterführenden Hinweise erhält. Die Biografien zu Schauspielern und dem Regisseur sind gut recherchiert, die Programmhinweise und der Trailer machen Lust auf weitere DVDs aus dem Hause MC One.

Fazit:
NEMESIS GAME ist ein optisch ansprechend düster-urbaner Thriller geworden, der auf einer kreativen Idee aufsetzt, sie aber nicht konsequent verarbeitet, sondern den Zuschauer halbwegs ratlos zurücklässt. Hier wäre wesentlich mehr herauszuholen gewesen. Die Leistungen der Schauspieler liegen auf einem hohen Niveau, wobei vor allem die Akteure der Nebenrollen brillieren.
Bild- und Tonqualität sind überzeugend, die Anzahl der Bonusmaterialien ist durchschnittlich.