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 Niagara

Autoren: Thomas Liesching
Verlag: Zoch

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Glück
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Spielregel
Strategie


Am Rande der berühmten Niagara-Fälle bewegen sich die Spieler auf ihren Kanus gefährlich dicht an den Abgrund, um die wertvollen Edelsteine zu bergen, die dort am Ufer des Flusses lagern.
Während man das Wetter und die Flussgeschwindigkeit abschätzen muss, erwehrt man sich der Konkurrenten, die einem schon mal einen frisch gefundenen Edelstein aus dem Boot klauen.

Auf dem dreidimensionalen Spielfeld befinden sich in einer großen Rinne neun Plastikscheiben, die den Fluss darstellen und gleichzeitig die Spielfelder sind, auf denen sich die Kanus der Spieler fortbewegen. Am Rande des Flusses gibt es fünf Edelsteinfelder von unterschiedlicher Farbe, in der viele der Schätze lagern.
Die Spieler müssen nun so clever wie möglich die Edelsteine aufsammeln und zur Anlegestelle zurück bringen, ohne dabei über den Abgrund der Fälle zu stürzen.

Jeder Spieler bekommt Paddelkarten mit Zahlen von eins bis sechs und eine Wetterkarte. Am Anfang einer Runde legen alle eine Paddelkarte verdeckt vor sich hin. Der jede Runde wechselnden Zugreihenfolge nach decken die Spieler ihre Paddelkarten auf und dürfen ihre Kanus entsprechend der Zahl, die sie sich ausgesucht haben, vorwärts bewegen und Edelsteine bei den Fundstellen auf- und abladen.
Hat jeder Spieler einmal gezogen, bewegt sich der Fluss. Das heißt, es werden der niedrigsten ausgespielten Paddelkarte entsprechend neue Plastikscheiben von hinten in die Rinne geschoben, wodurch die Kanus alle flussabwärts treiben und vielleicht sogar den Wasserfall hinunter stürzen.
Über ihre Wetterkarte können die Spieler die Flussgeschwindigkeit in einer Runde sogar noch erhöhen oder verringern. Außerdem ist es erlaubt, einem anderen Kanu einen Edelstein zu klauen, wenn man flussaufwärts bewegt auf dem gleichen Feld landet.
Derjenige Spieler gewinnt sofort das Spiel, der entweder vier gleiche, fünf verschiedene oder sieben beliebige Edelsteine gesammelt hat.

Wie alle mit dem "Spiel des Jahres" ausgezeichneten Titel der letzten Jahre ist auch "Niagara", Preisträger des Jahres 2005, sehr einfach zu verstehen und zu erklären. Die Anleitung ist sehr verständlich, gut gegliedert und liegt sogar in Deutsch und Englisch vor.
Sobald es jedoch an die tieferen Mechaniken geht, wird "Niagara" etwas seltsam. Irgendwie ist es die ersten Partien über nicht ersichtlich, wie man denn nun genau im Spiel taktieren oder sich gar eine Strategie ausdenken kann. So ist "Niagara" zwar schnell gelernt, die paar Kniffe und Tricks, die die Regeln zulassen, werden aber nur recht zögerlich begriffen und verwendet.

Ohne Frage, "Niagara" ist ein echtes Highlight in der Ausstattung. Am auffälligsten ist natürlich der leicht dreidimensionale Spielplan, den man auf die Schachtel legt und der am Ende so tatsächlich einen kleinen Abgrund bildet. Vor allem die Jüngeren werden es lieben, die durchsichtigen Plastikscheiben hinten in die Rille zu schieben, sodass die vorderen Teile über den Abgrund gehen.
Die Scheiben selbst sind groß und robust, aber manchmal nicht groß genug, um sämtliche Kanus zu beherbergen, da kein Limit dafür besteht, wie viele Kanus auf einem Feld stehen dürfen. Die Schiffchen selbst sind aus Holz, bunt angemalt und haben eine kleine Kuhle für den zu transportierenden Edelstein - hübsch! Und die Schätze schließlich sind die Art von Edelsteinen, die man in der Schmuckkiste von achtjährigen Mädchen findet, was als Ausstattung für ein Brettspiel trotzdem eine tolle Sache ist, schließlich werden sie auch noch mit ausreichend Ersatz geliefert.
Selten findet man außerdem einen Karton, in der alle Teile so schön säuberlich ihren Platz finden, wie hier.
Die gesamte Grafik des Spiels ist äußerst bunt, wirkt aber ein wenig zu grell. Vor allem das Cover der Schachtel und der dreidimensionale Spielplan könnten auf ein Kinderspiel schließen lassen. Für die Kleinen ist "Niagara" letztendlich aber nicht geeignet.

Fazit:
Als Familienspiel ist "Niagara" passabel, mir persönlich fehlte allerdings bei den bisher gespielten Partien so einiges. Das Spiel könnte spannender sein, es geht kaum mal jemand über die Klippe. Die Regeln sind zwar simpel, aber die Motivation, mal etwas anderes zu machen als immer nur Edelsteine hin und her zu karren, ist gering. Zwar muss man schon nachdenken, wie man seine Paddelkarten aufbraucht, um nicht plötzlich am Rande des Abgrunds mit einer mickrigen Eins zu verwässern, bevor man neue Karten bekommt, aber darauf scheint sich das Spiel auch schon zu beschränken. Vor allem das Klauen bei anderen Mitspielern klappt nur sehr selten, weil deren Züge zu schwer vorherzusehen sind.
Als ansonsten recht anspruchsloses Schätzesammeln mit toller Ausstattung und spaßiger Flussbewegung ist es aber sehr brauchbar.

Julius Kündiger



Brettspiel | Erschienen: 01. August 2005 | FSK: 8 | ISBN: B0006HJEMM | Preis: 19,95 Euro

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