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Normal ist das nicht, was man neulich erlebt hat, als man einen Handwerker zu "Besuch" hatte und alles hinterher noch schlimmer war als vorher, selbstverständlich zu einem horrenden Preis?
Doch, ist es! Zumindest, wenn es um Satire geht. Denn darum handelt es sich bei "Normal ist das dicht!", auch wenn man bei der Lektüre beziehungsweise beim Zuhören einiges über die Natur des Handwerkers lernen kann. Man erfährt, welche Typen von Handwerkern es gibt – nicht etwa hinsichtlich ihrer Spezialisierung, sondern ihrer psychischen und strategiebezogenen "Strickart" -, und wie diese in der arbeitstäglichen Praxis agieren.
So wird zum Beispiel das altbekannte Problem aufgegriffen, dass man nie so recht wissen kann, wann der bestellte Handwerker kommt beziehungsweise ob man selbst derjenige der mindestens zwei vom Dienstleister parallel gelegten "Termine" ist, der fallen gelassen wird. Oder man möchte nur das Treppenhaus renoviert, sprich: neu tapeziert oder gestrichen haben, und der Meister versucht, einem eine komplette Umgestaltung samt Einsetzen neuer Fenster aufzuschwatzen, nachdem er mit einem raschen, kundigen Blick aufs Mobiliar des Hauses erkannt hat, dass der Auftraggeber finanziell gut ausgestattet sein dürfte.
Natürlich kann es auch geschehen, dass der Installateur nicht das richtige Ersatzteil dabei hat und deshalb nach der Reparatur eines Wasserhahns selbiger tropft. Und da der Handwerker nicht zugeben kann, dass er geschludert hat – "Normal ist das dicht!" -, versucht er, die Schuld auf den Auftraggeber zu schieben.
Solche und weitere Abenteuer werden in diesem Hörbuch präsentiert.
Spörrle und Ohl beschränken sich nicht darauf, satirisch überspitzt über solche Handwerkertypen und Katastrophen zu erzählen, sondern sie flechten auch "Musterdialoge" ein, die, witzig, aber nicht ganz ohne ernsten und praxistauglichen Hintergrund, zeigen, wie man Tricks von Handwerkern pariert, etwa bezüglich Reklamationen, Preisgestaltung und dem Aufnötigen von Dienstleistungen, die man gar nicht möchte.
All das hört sich in der Zusammenfassung an, als seien alle Handwerker gewiefte Betrüger, wenn nicht gar Verbrecher. Und in der Tat handelt es sich nicht unbedingt um erbauliche Lektüre für jene, die "auf die Schippe" genommen werden. Da wird, wie es sich für eine Satire gehört, kräftig pauschalisiert, auf bekannte Tatsachen witzig eins draufgesetzt (oder auch zwei) und keine Rücksicht auf Verluste genommen. Installateure, Elektriker, Malermeister und ihre Kollegen aus verwandten Sparten benötigen ein enormes Maß an Humor, um dieses Buch beziehungsweise Hörbuch amüsant zu finden.
Wer freilich schon Opfer von pechschwarzen Schafen im Handwerk geworden ist – und dass es diese gibt, lässt sich nicht leugnen -, bedarf ebenfalls einiger Eigenironie, um das Buch zu genießen. Im Prinzip wird wohl jeder Leser, der nicht in der Branche arbeitet, die ein oder andere Szene des Buchs zumindest in einer "Light-Version" erlebt haben und sich köstlich über das satirische Element amüsieren. Und wenn der "Überlebensführer" somit auch nicht ganz ernst genommen werden will, so macht er doch dem unbedarften Haustechniknutzer Mut, beim nächsten Notfall zu versuchen, sich mit dem Handwerker zu messen.
Robert Atzorn liest kurzweilig vor. Es gelingt ihm auch, die pointierten, sarkastisch konzipierten Dialoge mit ihrem schwarzen Humor so spritzig zu präsentieren, wie sie gedacht sind.
Wer wie die Rezensentin sowohl gedruckte als auch Hörbücher konsumiert, sollte vielleicht überlegen, auf die Printversion zurückzugreifen – trotz Atzorns vorzüglicher Lesung. Denn die klare, ratgeberähnliche Struktur des Buchs lässt sich im Hörbuch nicht so recht umsetzen, und zu manchem Detail würde man gern noch mal zurückblättern.
Insgesamt ein gelungenes Hörbuch und eine gute, zielgenaue Satire.