Wohl jeder, der nicht gerade ein Meeresfrüchteverächter ist, hat schon Kopffüßer auf dem Teller gehabt: Kalmare, Tintenfische und ihre Verwandten sind rund um den Globus in vielen Küchen beliebt. Konsumenten machen sich freilich selten bewusst, um welch hoch entwickelte Tiere es sich bei den Angehörigen der Klasse der Cephalopoden handelt.

"Octopus & Co." bietet einem interessierten Publikum einen Überblick über diverse Themen rund um die Kopffüßer. Auf eine Einführung und eine Art Gebrauchsanweisung zum Buch folgen die einzelnen Kapitel: "Anatomie der Kopffüßer", "Stammesgeschichte und Evolution", "Charakteristische Lebensweise", "Verhalten, Kognition und Intelligenz" sowie "Kopffüßer und Mensch". Sämtliche Kapitel enthalten eine Reihe von Unterkapiteln sowie mehrere Artenporträts.
Den Abschluss bilden ein Glossar, eine Liste mit weiterführender Literatur, das Register und die Danksagung inklusive Bildnachweis.

Wesentlich häufiger als komplett und in natura begegnen Tintenfische, Kraken und Kalmare den meisten Menschen in Teilen, gekocht, gebraten oder frittiert und mit einer leckeren Soße. Für die Leser des hier besprochenen Buchs könnte sich das ändern.
Sie lernen eine ganz neue Welt kennen: jene der sehr alten Klasse der Kopffüßer, die im Verlauf ihrer Evolution Wesen hervorgebracht hat, die sich in puncto Intelligenz und leistungsfähige Sinne mit vielen der höher entwickelten Wirbeltiere messen können.

Auch wenn beim ersten Durchblättern vor allem die vorzüglichen Fotos auffallen, handelt es sich bei "Octopus & Co." keineswegs um einen klassischen Bildband. Schon das erste Kapitel, das sich mit der Anatomie der Kraken und ihrer Verwandten befasst, zeigt den Anspruch des Buches auf. Vorkenntnisse werden zwar nicht benötigt, doch sollte echtes Interesse vorhanden sein. Sonst könnten die detaillierten Erläuterungen, Fotos und Skizzen zu den Lochkameraaugen, der Funktion der einzelnen Arme, dem Kreislauf-, Nerven- und Verdauungssystem sowie diversen weiteren Aspekten langweilig werden. Auch die weiteren Kapitel bieten reichlich Information – anschaulich dargestellt, bei allem Gehalt recht kurzweilig und reich bebildert.

Sozusagen als Kontrapunkt zu den Themenkapiteln fungieren die Artenporträts. Die Autoren stellen sowohl ganz "gewöhnliche", weitverbreitete Spezies vor als auch spektakuläre, wenig bekannte wie den Löcherkraken mit einem sehr speziellen Schutzmechanismus, das Papierboot, das ein Gehäuse für seine Eier bildet, oder den winzigen Hawaiianischen Zwergtintenfisch. Zu den Porträts gehören je eine kleine Weltkarte mit markiertem Vorkommen, eine tabellarische Übersicht über biologische Familie, weitere Namen, die für die Art gelten, den typischen Lebensraum, die Größe, die Ernährungsweise und besonderes Verhalten. Weitere Informationen liefert der Text zum jeweiligen Tier. Ein ganzseitiges Foto zeigt einen oder mehrere Vertreter der Spezies.

Oben wurde die Qualität der Bilder bereits erwähnt. Es handelt sich um herausragende Aufnahmen, oftmals unmittelbar in der natürlichen Umgebung des Kopffüßers angefertigt, manchmal wohl auch in einem großen Aquarium. Die Fotografien bestechen durch ihre Lebendigkeit und trotz der mit Sicherheit schwierigen Aufnahmebedingungen exzellente Schärfe und Farbgebung.

Dank der Kombination aus den Themenkapiteln, den Porträts und den Fotos erhält der Leser einen tiefen und erstaunlichen Einblick in eine ihm vermutlich bis dahin sehr fremde Lebenswelt und Zugang zu faszinierenden Geschöpfen, die mit enormer Intelligenz und äußersten raffinierten Anpassungen an ihre Umgebung aufwarten. Die Bilder zeigen Wesen von überraschender Ästhetik und Eleganz.
Ein ganz starkes Buch für wirklich Interessierte, das nur den bereits angeführten Nachteil hat: Nach der Lektüre bringt es wohl mancher Leser nicht mehr über sich, Kalmar in Tomaten-Knoblauchsauce, frittierte Tintenfischringe und ähnliche Leckereien zu verzehren.

Weitere Informationen werden auf der Verlagsseite angeboten.