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Endlich hat Bo Laramie es geschafft! Mit seinem neuen Actionfilm "Adrenaline Force" ist er endlich in die A-Liga der Prominenz aufgestiegen. Leider treten mit Ansehen, Reichtum und Popularität aber auch Schattenseiten in sein Leben. In erster Linie sind dies vier besonders lästige Paparazzi, angeführt vom schmierigen Rex Harper, der sich auch nicht zu schade ist, Bos Familie ins Kameravisier zu nehmen. Als der Schauspieler deswegen ausfällig wird, rächt sich das, als Rex eine mediale Schmuddelkampagne gegen ihn anzettelt.
Zu weit gehen die Paparazzi jedoch, als sie einen Autounfall provozieren, der die Familie Laramie beinahe das Leben kostet. Für den Schauspieler hört der Spaß an dieser Stelle auf - es wird Zeit, zurückzuschlagen.
Dieser Film ist so ziemlich genau zehn Jahre zu spät. Die Zeit, da sich alle Welt fürchterlich über die miesen Methoden publicity-geiler Fotografen auf der Jagd nach prominentem Frischfleisch mokierte, war vielleicht nach dem Tode von Lady Di im August 1997 - mittlerweile machen schwarze Schafe unter den Paparazzi aber nur noch sehr selten Schlagzeilen. Doch unter Hollywood-Stars scheint die Wut auf lästige Fotografen regelrecht zu brodeln - und im Film "Paparazzi" findet sie ein Ventil. So geben Stars wie Mel Gibson, Matthew McConaughey, Chris Rock und Vince Vaughn in Gastauftritten diesem Film ihren Segen - und dies darf als offenes Stinkefinger-Statement gegen die sensationslüsterne Presse und ihre Agenten gewertet werden.
Die Hauptrolle in diesem Film spielt dafür ironischerweise Cole Hauser, ein Star der zweiten Reihe, der einem in der einen oder anderen mittelgroßen Produktion schon mal als Nebenrolle aufgefallen sein dürfte. Ob sich "Paparazzi" seiner eigenen Ironien aber überhaupt bewusst ist, muss sehr in Frage gestellt werden, denn mit Feinfühligkeit hat der Film es mal so gar nicht. Die vier Haupt-Paparazzi der Handlung etwa sind so unglaublich verkommene, finstere Typen, das selbst die Bezeichnung als Karikatur diesen Charakteren nicht mehr gerecht wird. Sie alle sind unrasiert, schmutzig und ohne jeden Modegeschmack, einer ist ein Biker, einer wohnt in einem unaufgeräumten Hausboot, ein anderer in einer verlotterten Dreckswohnung. Sie benehmen sich wie die älteren Kinder auf dem Schulhof, denen der Protagonist gar nichts anhaben kann, sind böse, widerlich, fies, rücksichtslos, gemein und überhaupt total doof. Ihr Anführer, Rex Harper - was für ein fieser und schmutziger Name! -, ist sogar so böse, dass er alleine vor dem Rechner sitzend vor sich hinmurmelt, wie er es gar nicht mehr erwarten könne, Bo Laramie fertig zu machen und sein Leben zu zerstören, und das nach einer kleinen Beleidigung im Fernsehen. Da wundert man sich doch, warum die Paparazzi nicht noch kleine Hitler-Bärtchen spendiert bekommen haben - nur, um auch sicher zu gehen. Die Darstellung dieser Figuren ist so hochgradig lächerlich, man sollte eigentlich mit dem Fazit enden, dass man diesen Film alleine schon deswegen gesehen haben muss.
Aber es kommt ja noch besser, wenn auf einmal die Geschichte selbst einen Weg einschlägt, der ähnlich dreckig ist wie die Methoden der Paparazzi - nur mit dem Unterschied, dass die Methoden des sich rächenden Schauspielers voll und ganz gebilligt werden. So wird dann der Zuschauer dazu aufgefordert, sich in Selbstjustiz zu ergehen und auf der Seite des Protagonisten zu stehen, der gen Ende des Films eigentlich nichts verloren, dafür aber vier Existenzen zerstört hat. Es ist unglaublich, dass den Zuschauern eine dermaßen unreflektierte Geschichte überhaupt noch zugemutet wird.
Deswegen sollte man "Paparazzi" möglichst mit Humor nehmen. Das macht den Film dann zwar nicht gerade spannender und ändert garantiert nichts an den überzogenen Figuren, aber auf eine sehr schäbige Weise macht dieser hochgradig lächerliche Streifen dann doch irgendwie Spaß.
Dass die Verantwortlichen des Films das, was sie da produziert haben, völlig ernst meinen, wird in den Interviews bei den Extras der DVD deutlich. Voller Zorn wird da die Schlechtigkeit der Paparazzi angeprangert und der Film zum offiziellen Gegenschlag erklärt. Da wundert man sich dann, wie die Premierenfeier zu "Paparazzi" ausgesehen haben mag - das Blitzlichtgewitter blieb wahrscheinlich aus.