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Paul McCartney, der Beatle. So kennt ihn wohl jeder, der sich auch nur minimal für Musik interessiert, war doch der gut aussehende Gitarrist der Gegenpart zum intellektuellen John Lennon, vielleicht ein bisschen weniger künstlerisch begabt, doch dafür der Traum der jungen Mädchen und ihrer Schwiegermütter. Freundlich, wohlerzogen und ruhig, dieses Bild von ihm existiert in der Öffentlichkeit und so ganz falsch ist es nicht. Doch die Beatles sind nur ein kleiner Teil dieses so ungewöhnlichen Lebens. Philip Norman, Musikjournalist und Beatleskenner widmet McCartney zu dessen fünfundsiebzigsten Geburtstag eine umfassende Biografie, die den Menschen McCartney seinen Fans näher bringt.
Ausgerechnet Philip Norman also bringt ein Buch über Paul McCartney heraus. Wer bereits frühere Werke des Autors gelesen hat, den wird diese Biografie überraschen, war Norman doch nicht unbedingt für freundliche Worte über den Beatle bekannt. Im Gegenteil, Norman war bekennender Lennon-Fan und schlug sich auf die Seite dessen Frau, Yoko Ono, die in einem Interview kein gutes Haar an McCartney ließ. Da verwundert es schon, dass der mittlerweile geadelte ausgerechnet diesem Journalisten die Erlaubnis gab, seine Biografie zu schreiben.
Immerhin, es fehlt Philip Norman nicht an Selbstreflektion oder Humor; er weiß selber nur zu genau, dass die Chancen für dieses Buch unglaublich schlecht standen. Dafür legt er sich dann bei dem fertigen Werk ungemein ins Zeug und liefert ein Mammutwerk von über neunhundert Seiten ab, das sich gründlich mit McCartneys gesamten Leben befasst, sei es die Kindheit in Liverpool, wo der kleine Paul schon früh seine Mutter verlor, seine Jugendjahre, als er George Harrison und John Lennon kennenlernte, seine spirituelle Suche und die Jahre nach den Beatles. Seine Zeit mit den "Wings" wird im Buch ausgiebig beleuchtet, ebenso wie seine beiden Ehen, von denen die zweite reichlich Material für die Klatschzeitschriften bot und seine Loyalität zu alten Freunden. Es wussten wohl nicht viele Leser, dass sein Jugendfreund George Harrison seine letzten Tage in einem von Pauls Häusern verbrachte, um in Ruhe und Frieden sterben zu können?
Es ist allerdings auch so, dass dieses Buch nicht die erste Biografie Paul McCartneys oder der Beatles ist und so ist fast jede Information bereits irgendwann, irgendwo bereits erwähnt worden. Will heißen, eingefleischte Fans werden nur selten überrascht. Dies liegt jedoch eher daran, dass die unglaubliche Popularität der Beatles über Jahrzehnte für Schlagzeilen sorgte, nicht daran, dass Norman es an auch nur einem Punkt versäumt hätte, Informationen zusammenzutragen.
Das Buch endet mit einem Konzertbesuch des Autors, der mit sehr viel Sympathie und Bewunderung endet. Nachdem Paul McCartney drei Stunden lang auf der Bühne stand, geht der mittlerweile auch älter gewordene Philip Norman nach Hause, da er nach eigenen Angaben dem Konzert stehend gelauscht hat. Er ist jedoch der einzige Fan, der vorzeitig das Konzert verlässt und die überraschten Ordner teilen ihm mit, dass doch noch sechs Lieder gespielt werden. McCartney hält also länger durch als Norman, der in diesem Buch freimütig zugibt, dass er den Sänger jahrelang falsch eingeschätzt hat und ihm nun großen Respekt entgegenbringt. Damit rundet sich sein Buch ab und findet einen versöhnlichen Grundton, der gut zum Leben des Musikers passt.
Auf der Verlagswebseite ist ein Blick ins Buch möglich.