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Omar Sharif ist jetzt 77 Jahre alt und immer noch sehr fleißig. Kleinere Auftritte etwa in "Hidalgo", immer wieder Rollen in TV-Historienfilmen - für den Altstar ist noch lange nicht Schluss. Auch Bibelverfilmungen sind dabei: Bevor er eine Nebenrolle in einer
Moses-Verfilmung hatte, spielte er 2005 in der italienischen Produktion "San Pietro" die Hauptrolle. Als "Petrus - Die wahre Geschichte" kommt dieser Film nun in Deutschland auf DVD heraus.
Der Fernsehfilm erzählt in zwei Teilen die Geschichte des Jüngers Petrus von Jesu Kreuzigung bis zu seiner eigenen. Zweifel und Hoffnungslosigkeit nach dem Tod des Messias, Hoffnung nach dessen Auferstehung und der Aufbruch der Jünger in verschiedene Länder stehen im ersten Teil im Vordergrund. Die Jesus-Anhänger werden von den Römern verfolgt und besonders der Jude Saulus ist hinter ihnen her. In diesen Wirren versucht Petrus, trotz seiner eigenen Unsicherheit - er hatte Jesus verleugnet, wie sollte er da dessen Nachfolger werden? - seine Getreuen beisammen zu halten. Jesus kann ihm diese Selbstzweifel nehmen. Auch der Weg des Saulus, der nach seiner Gotteserfahrung als Paulus der jungen Christengemeinde beitritt, wird verfolgt.
Nachdem Petrus entschieden hat, dass auch Nicht-Juden getauft werden dürfen, zieht Paulus nach Rom, wohin ihm Petrus nach einiger Zeit folgt. Der zweite Teil des Films setzt bei seiner Ankunft in Rom ein. Paulus hat dort eine kleine Christengemeinschaft gegründet, wird aber wegen wiederholten öffentlichen Predigens verhaftet und in Neros Namen hingerichtet. Jetzt liegt es an Petrus, die Christen in Rom zu leiten. Als Rom brennt und Nero die Christen dafür verantwortlich macht, muss Petrus entscheiden, ob er mit seinen Anhängern flüchtet oder sich dem römischen Herrscher stellt.
Dieser Film erzählt die Zeit nach Jesu Kreuzigung und den Weg des Protagonisten Petrus salbungsvoll und mit viel religiösem Pathos, aber auch mit viel Gefühl. Und Sharif geht in diesem Konzept voll auf: Vom Zweifler zum Menschenfischer, vom Hirten zum Märtyrer kauft man ihm die Rolle ab. Über die Tatsache, dass Petrus hier bei der Kreuzigung Jesu (im Jahr 33) genauso alt und ehrwürdig aussieht wie beim historisch belegten Brand Roms (64), muss man allerdings wohlwollend hinwegsehen. Der Film vermittelt nicht den Eindruck, über eine Zeitspanne von mehr als dreißig Jahren zu berichten.
Die meisten Charaktere um Petrus herum bleiben dagegen blass und stereotyp, die Ausnahmen sind Daniele Pecci als Paulus, der im Film den stärksten Wandel vollzieht, der gebürtige Frankfurter Johannes Brandrup als Jesus, der der vom Drehbuch vorgesehenen Überhöhung des Messias vollauf gerecht wird, und die süße Bianca Guaccero, die nicht nur durch ihr attraktives Äußeres auffällt, sondern auch Leinwand-Potenzial offenbart. Magdalena wird von Milena Miconi als angenehm starke Frau in einem Trupp zögerlicher und ständig zweifelnder Jünger dargestellt, leider ist von ihr viel zu schnell keine Rede mehr.
Die Apostelgeschichte des Evangelisten Lukas wurde für den Film stark zusammengekürzt, zudem beschreibt sie nicht die ganze Geschichte von Petrus. Von den drei Missionsreisen, die Paulus laut Apostelgeschichte unternimmt, bevor er nach Rom kommt, wird nichts berichtet, zudem begibt sich Paulus freiwillig zur Mission nach Rom, was so zumindest nach Lukas nicht der Fall war. Besonders im zweiten Teil kommen dadurch auch noch einige fiktive Elemente hinzu, etwa eine Liebesgeschichte zwischen der Christin Silvia und dem Sohn eines römischen Machthabers.
Da man, um die "wahre Geschichte" von Petrus zu erzählen, über historische Quellen verfügen müsste, was nur sehr begrenzt der Fall ist, ist dieser deutsche Untertitel eigentlich völliger Unsinn. Der italienische Titel erhebt auch keinerlei Anspruch auf Realitätsgehalt. Wenn man aber von dieser Angelegenheit, hat man einen monumentalen Sandalenstreifen nach dem klassischen Stil der Bibelverfilmungen vor sich: Viel zu bunte Kostüme, die wichtigeren Figuren erhalten eine deutsche Synchronisation wie eine Bibellesung, die kleineren Nebenfiguren sind sehr grob und einseitig gehalten und eine Musik von Marco Frisina ist pompös und getragen mit viel Chor und Streichern. Oft klingt sie sehr nach Ennio Morricone, ist in mehreren Szenen unpassend und auf Dauer leider eintönig, weil sich das Hauptthema ständig wiederholt, ohne variiert zu werden.
Die Extras sind dürftig: Neben einer Bilder-Slideshow, die viel zu lang ist, und dem englischen Filmtrailer gibt es nur noch ein Making-of, das aus vielen Szenen des Zweiteilers zusammengestückelt ist und hin und wieder Kommentare von Sharif einflechtet - auf Italienisch, aber der deutsche Untertitel, den man für den Film einschalten kann, funktioniert hier nicht. Das ist wirklich schwach.
Knapp 190 Minuten Bibelkunde vermischt mit einigen fiktiven Handlungselementen zur Dramatisierung des Stoffes, eine solide, aber völlig unspektakuläre, zum Teil träge und etwas altbackene Inszenierung und ein Omar Sharif, dem die Hauptrolle auf den Leib geschneidert wurde, das bietet "Petrus". Man gewinnt einen gewissen Eindruck von den frühen Jahren des Urchristentums. Der deutsche Untertitel ist vermessen, das Drehbuch ist weitgehend bibelnah. Wer solche Produktionen ohne Experimente bevorzugt, ist bei dieser italienischen Produktion gut aufgehoben.