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Um erfolgreich Poker zu spielen, muss man sich mit den strategischen Konzepten und der Wahrscheinlichkeitsrechnung auseinandersetzen. Auf den niedrigen Limits kann man mit der Anwendung dieser Grundprinzipien gewinnen, doch was passiert auf den höheren Limits, auf denen die meisten nach ebenjenen Prinzipien spielen? Die einfache Befolgung der strategischen und mathematischen Richtlinien reichen dort nicht mehr aus. Wirklich erfolgreiche Pokerspieler beherrschen nicht nur die erforderlichen Strategien, sondern haben auch ein Gespür für ihre Gegner. Sie haben ein Gefühl, das ihnen sagt, dass der Gegner blufft oder aber ihnen mit einem besseren Blatt das Geld aus der Tasche ziehen will. "Sie sind eher intuitive Psychologen als systematische", sagt Alan N. Schoonmaker. Die Mehrheit der Pokerbücher befasst sich vor allem mit den Strategien und Wahrscheinlichkeitskonzepten, die "systematische" psychologische Herangehensweise wird zumeist vernachlässigt. Das man die Psychologie am Pokertisch jedoch durchaus systematisch betrachten kann, zeigt Alan N. Schoonmaker in seinem Buch "Poker-Psychologie".
Zunächst geht es darum, die Frage zu beantworten, warum und wie man Poker spielt. Schoonmaker macht deutlich, wie wichtig es ist, dass der Spieler sich hinterfragt und sein Spiel analysiert. So spielen die wenigsten Freizeitspieler, um Geld zu verdienen. Die Motive jedoch, die Spieler veranlassen zu pokern, sagen bereits viel über ihr Spielverhalten aus, denn jeder Spielstil ist mit bestimmten Bedürfnissen verknüpft, die er befriedigt. Im zweiten Kapitel geht Schoonmaker auf zwei bedeutsame Fähigkeiten ein, die ebenfalls für erfolgreiches Pokern unerläßlich sind: Handanalysen und die Auswahl der richtigen Partien. Natürlich beschränkt sich Schoonmaker als Psychologe auf psychologische Konzepte. Zunächst geht es darum, sich selbst und seine Fähigkeiten einzuschätzen, anschließend um die Handanalyse, bei der Setzmuster und Körpersprache behilflich sein können. Der Schwerpunkt des Buches liegt auf der Analyse der unterschiedlichen Spielstile. Doch bevor diese in je eigenen Kapiteln besprochen werden, stellt Schoonmaker ein Spielstil-Raster vor, in dem jedem Spieler eine aus zwei Ziffern bestehende Kennzahl zugeordnet wird. Die erste Ziffer steht dafür, wie tight / loose ein Spieler ist und die zweite wie aggressiv / passiv ein Spieler ist. Nach der Vorstellung dieses Rasters werden schließlich in vier Kapiteln die verschiedenen Spielertypen vorgestellt: loose-aggressive, loose-passive, tight-passive und tight-aggressive. Diese Kapitel sind in jeweils zwei Abschnitte gegliedert, die zum einen die Gegner betreffen und zum anderen der Frage nachgehen, was es bedeutet, wenn man selbst diesem Spielertypus angehört. Schoonmaker gibt je nach Spielstil Hinweise, wie man sein Spiel verbessern kann. Außerdem geht es um Strategien, wie man den unterschiedlichen Spieltypen während des Pokerns begegnen sollte beziehungsweise kann. Das letzte Kapitel listet zehn Todsünden wie zum Beispiel Ungduld oder das Beklagen seines Peches, was Schoonmaker als eine Form der Selbstlüge sieht. Im Anhang finden sich noch ein Fragebogen, fünf Gründe, warum man seinen Job nicht kündigen und Vollzeitprofi werden sollte, vier kurze Zusammenfassungen zu den Spielertypen und eine Liste mit weiterführender Pokerliteratur.
Alan N. Schoonmaker ist Psychologe und Freizeitpokerspieler. Er bevorzugt niedrige Limits und spielt Poker vor allem aufgrund seines Interesses an Menschen und zum Entspannen.
Ihm geht es um reflektiertes Spiel, darum die Handlungen und Entscheidungen nachvollziehbar zu machen. Der erste Blick des Lesers wird also auf sein eigenes Spielverhalten gerichtet. Erst nachdem man seine eigenen Motive und die damit einhergehende Spielweise bewusst betrachtet hat, wirft Schoonmaker eine Blick auf die Gegner, die ebenso von Motiven und Bedürfnissen geprägt sind, die uns, wenn wir sie erkennen und verstehen, helfen, richtige oder eben gewinnbringende Entscheidungen zu treffen. Man merkt Schoonmaker sehr deutlich den Psychologen an. Das beginnt bei der Fokussierung auf psychologische Konzepte, wobei er die grundlegenden Stratgien natürlich nicht in Abrede stellt. Er betrachtet sich nur nicht als Experte auf diesem Gebiet und meidet dieses Thema größtenteils. Und das geht weiter mit einem Schreibstil, der viele Wiederholungen bereithält, so beispielsweise der oft wiederkehrende Hinweis, wie wichtig die Analyse des eigenen Spiels ist. Zudem gibt es Fragebögen, die helfen, mehr über sein eigenes Spiel und seine Motive herauszufinden. Damit ist das Buch vor allem für jene Spieler gedacht, die diese "psychologische" Komponente bisher vernachlässigt haben. Alle, die bereits erfolgreich auch auf höheren Limits pokern, werden diese Konzepte wohl bewusst oder unbewusst anwenden. Für sie bietet Schoonmaker hier jedoch eine systematische Auseinandersetzung, die helfen kann, Dinge (noch) bewusster wahrzunehmen und entsprechend zu handeln.
Ein Buch, das vor allem Anfängern hilft, sich zwischen den vielen unterschiedlichen Spielern zurecht zu finden und Strategien an die Hand gibt, auf diese zu reagieren. Zusammen mit entsprechender Pokertheorie-Lektüre eine sehr gute Kombination.