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Nach dem Verlag Philipp von Zabern ("
Handbuch der Ikonographie" von Sabine Poeschel) folgt nun auch der Beck Verlag mit der Neuauflage eines Handbuchs zur Ikonographie. In diesem Falle handelt es sich um ein zweibändiges Handbuch zur "politischen Ikonographie", welches 2011 bereits in einer Hardcover-Ausgabe erschienen ist. Während bei Sabine Poeschel sowohl religiöse als auch weltliche Bildthemen behandelt werden, konzentriert sich der vorliegende Band ganz auf politische Motive.
Innerhalb der Kunstgeschichte (...) ist es die politische Ikonographie (...), von der ein Verständnis der komplexen visuell vermittelten Lebenszusammenhänge der modernen und nachmodernen Welt zu erhoffen ist.
Getragen wird das Buch von der Erkenntnis, dass politisch motivierte Bilder mehr sind als das Anschaulichmachen eines bestimmten Sachverhalts. Die Aufgabe einer "politischen Ikonographie" liegt vielmehr darin,
"die Differenz zwischen dem politischen Sachverhalt (...) und dem gattungsspezifischen Eigenleben bildmedialer Vermittlung als fruchtbar zu machender Mehrwert in Anschlag zu bringen". Oder anders gesagt: Politisch motivierte Bilder sind
"interessengeleitete Vorhaben", die nicht nur maßgeblich vom entsprechenden Auftraggeber beeinflusst werden, sondern auch auf entsprechende Erwartungen der Zielgruppe rekurrieren. Dies hat zur Folge, dass das Handbuch weit über den Horizont der Kunstgeschichte hinausgeht. Denn eine derartige Erschließung macht es notwendig, auch auf Erkenntnisse von Nachbardisziplinen wie der Literatur-, Film-, Theater- und Geschichtswissenschaft sowie auf die Ägyptologie oder Archäologie zurückzugreifen.
Die Faszination politischer Bildstrategien zu untersuchen, dieser Faszination dennoch nicht zu unterliegen, (...) ist das erklärte Ziel des "Handbuchs der politischen Ikonographie".
In seiner Konzeption folgt das von Uwe Fleckner, Martin Warnke und Hendrik Ziegler herausgegebene Handbuch einer alphabetischen Anordnung der entsprechenden Bildthemen. So reicht der erste Band von "Abdankung" bis "Huldigung", der zweite Band von "Imperator" bis "Zwerg". Die behandelten Gegenstandsbereiche umfassen dabei politische Ereignisse und Protagonisten als auch Mythen, Motive, Personifikationen und Allegorien politischer Begriffe. Abgerundet wird das Handbuch schließlich durch ein Verzeichnis der Stichwörter und Bildnachweise sowie ein "Namenregister".
Mit dieser preisgünstigen Studienausgabe hat nun auch eine breitere Leserschaft die Möglichkeit, dieses unverzichtbare Standardwerk zu erwerben. Unverzichtbar vor allem deswegen, weil das Handbuch tiefsinnige Einsichten in die politisch geprägte Bildsprache liefert. An vielen Stellen wird dabei deutlich, dass diese Bildsprache nicht nur historisch wirkte, sondern auch heute noch in vielfältigen Formen auftaucht.
Die Metapher vom Bild als Waffe (...) wird zunehmend zur blutigen Realität.
Besonders gelungen ist vor allem die Konzeption des Bandes, da die einzelnen Autoren auf eine reihende, auf die Chronologie des entsprechenden Bildmotivs abzielende Darlegung verzichten und stattdessen die "Differenz innerhalb kontinuierlich erscheinender Motivketten" herausarbeiten. Als äußerst gelungener Schachzug der drei Herausgeber erweist sich dabei, dass die einzelnen Verfasser angehalten wurden, ihre Darstellung ausgehend von einem exemplarischen Fallbeispiel aufzubereiten. Auch wenn dies naturgemäß - an dem Werk waren mehr als 100 Wissenschaftler beteiligt - mit ganz unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen erfolgte, so gewinnt der Band durch diese einheitliche Vorgehensweise. Der Vorzug liegt insbesondere darin, dass damit ein konkreter Ansatzpunkt vorgegeben wird, auf den sich die nachfolgenden allgemeineren Erläuterungen zum entsprechenden Bildthema beziehen lassen. Nur in Einzelfällen, beispielsweise in dem Artikel zum Bildmotiv "Unterwerfung", überwiegt das exemplarische Fallbeispiel etwas zu sehr, die meisten Artikel überzeugen hingegen durch eine gelungene Rahmung, wie zum Beispiel im Artikel zur "Industrie".
Trotz des hohen fachlichen Anspruchs ist der Band auch für Laien gut verständlich, ohne etwa die notwendige fachliche Präzision einzubüßen. Großes Manko des Bandes ist hingegen die Bildqualität, welche im krassen Gegensatz zur inhaltlichen Qualität steht. Denn In vielen Fällen sind die Bilder viel zu klein und auch in zu geringer Auflösung abgedruckt, so dass im Text erwähnte Details nicht erkannt werden können. Da das Handbuch zudem durchgehend schwarz-weiß bebildert ist, fehlt weiterhin eine sinnliche Komponente, welche gerade in der politischen Ikonographie bedeutungstragend sein kann.
Fazit: Inhaltlich ein ausgezeichnetes Handbuch, welches gekonnt zwischen konkreten Fallbeispielen und allgemeinen Erkenntnissen wechselt. Schade ist nur, dass gerade die Bildqualität doch sehr zu wünschen übriglässt.
Weitere Informationen zum Buch finden sich auf der Webseite des Verlags.