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Hätte der Assistent des Papstes, Philibert Etienne, doch nur weniger Ehrgeiz an den Tag gelegt. In seinem Bemühen, die Sünde so schrecklich wie möglich aussehen zu lassen, lies er kurzerhand die Bibel abändern, damit das Jenseits so abschreckend wie möglich aussehen sollte. Doch nun ist er gestorben und muss feststellen, dass seine Tat weit folgenreicher war, als gedacht. Er selbst ist der erste Bewohner des Refrigerium, das nun der neue Ort für alle Verstorbenen ist. Von Etienne ist nur ein Gerippe geblieben und er existiert ohne Ziel, ohne Hoffnung auf Erlösung. Während sich um ihn herum eine neue Gesellschaft gründet, mit neuen Verbrechen und neuen Oberhäuptern, sucht der Erschaffer dieser Welt eine Möglichkeit, für seine Sünden zu büßen. Leicht wird das nicht, hat er doch selber dafür gesorgt, dass keine Buße helfen wird.
Bereits 1998 erschien der erste Band der Reihe "Monsieur Mardi Gras" in dem Autor und Zeichner Éric Liberge die Geschichte um den verstorbenen Victor Tourterelle erzählte. Die zutiefst sarkastische und brillant gezeichnete Story wurde denn auch prompt mit dem den "Prix René Goscinny" auf dem "Festival International de la Bande Dessinée d’Angoulême" ausgezeichnet. Liberge selber gibt an, seit seinem zwölften Lebensjahr Skelette zu zeichnen und das kommt ihm sowohl in der Originalserie als auch in ihrem Prolog "Post aus dem Jenseits" zugute. Schafft er es doch wie kein anderer, die Gerippe mit Mimik und deutlichen Charaktereigenschaften zu versehen.
In den neuen Bänden ist der Postbote 23 die Hauptperson und Éric Liberge nimmt seine Geschichte, um die Ursprünge der fantastischen Welt zu erklären, in der seine Comics spielen. Eben jener Postbote, ein ehemaliger Kirchendiener, ist Schöpfer und Gefangener zugleich in dieser Welt, die nun vor den Augen des Lesers entsteht. Hilflos muss er mit ansehen, wie eine, wie er fand, gute Idee schreckliche Folgen hat. Immer mehr Seelen ergießen sich in das Weltall, verlieren das Fleisch auf den Knochen ebenso, wie ihre Erinnerungen und erschaffen eine Weltordnung, die zuerst von Diebstählen und Rauschzuständen, später dann durch eine strenge Religion und gnadenlose Oberhäupter geprägt ist.
Die nahezu komplett schwarz-weißen Bilder spiegeln einen unglaublich schwarzen, tief bitteren Humor wieder. Gerippe, die sich gegenseitig die Knochen stehlen, wuseliges Durcheinander, Wutausbrüche und Ratlosigkeit prägen die Bilder, lassen eine Unruhe entstehen, die sich durch die gesamte Handlung zieht und manchmal für Verwirrung sorgt. Hier zeigt sich eine Schwäche des Comics, denn die Personen werden in der Hauptsache von einem Wutausbruch zum nächsten Anflug von Verzweiflung getrieben. So ganz kann die Geschichte hier die Genialität der Bilder nicht halten, denn so gelungen die Zeichnungen sind, so ermüdend ist es, den Personen durch Jahrhunderte der Verlorenheit zu folgen. Es lohnt sich jedoch, den Comic nicht aus der Hand zu legen, denn die liebevollen Zeichnungen und diese einzigartige Welt der Toten wiegen die eine oder andere Länge in der Geschichte locker wieder auf.
"Post aus dem Jenseits" ist kreativ, ist ironisch, sarkastisch und wirft ein Schlaglicht auf das menschliche Leben, sei es vor oder nach dem Tod. Selten wurde der Tod so lebendig dargestellt. Autor Éric Liberge gehört großes Lob für seine wundervoll verrückte Idee und deren konsequente Umsetzung.
Ein Blick ins Buch ist auf der Verlagsseite möglich.