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Arthur hat überhaupt keine Lust mit seinen Vettern zu spielen. Die Zwillinge sind Grobiane. Am liebsten ärgern sie den eher schüchternen Arthur und machen sich über ihn lustig. Heute aber sind sie wirklich erstaunt. Denn Arthur kommt mit einer Puppe im Arm die Treppe hinunter. Auch seiner Versicherung, bei ihm zu Hause hätte jeder Junge so eine Puppe, schenken sie kaum Glauben. Sie halten Arthur schlicht für durchgeknallt. Wenn die beiden wüssten, dass Arthur eine waschechte Fee in den Händen hält, ja, sogar eine Feenkönigin ...
Er hat sie in einem Menschenstrumpf gefunden. Hinein gestopft und zugeknotet und weggeworfen. Für immer verloren und bar jeder Macht. Potilla, wie sich die kleine, freche und ziemlich ungehaltene Fee vorgestellt hat, schimpft wie ein Rohrspatz auf den Übeltäter, der sie in den Socken gesteckt hat. Dieser Verbrecher. Der hat sie nicht nur aus ihrem Feenhügel vertrieben, sondern diesen auch noch in Besitz genommen. Wohl wissend, dass alle Feen des Waldes damit einen langsamen Tod sterben und vom Erdboden für immer verschwinden werden. Einzig sein Wunsch nach ewiger Jugend hat diesen Unhold dazu bewogen, den Feenhügel zu erobern. Er hat das nicht zum ersten Mal gemacht und sicher auch nicht zum letzten Mal.
Diesmal aber ist es ausgerechnet Arthur, der dem üblen Gesellen in die Quere kommt. Denn er hat nicht nur Potilla befreit, er verspricht ihr auch, dabei zu helfen, den Feenhügel wieder zurück zu erobern.
1992 erschien "Potilla", eine der ersten Geschichten von Cornelia Funke, erstmals. Und immer noch verkauft sich dieses Buch gut, findet sich in unzähligen Kinderzimmern wieder und wird gern von Erwachsenen vorgelesen. Denn auch Kinder, die noch nicht lesen können, erfreuen sich an dieser einfachen, liebenswerten und sogar ein wenig dramatischen Geschichte.
Dabei ist der Stil zweifellos noch nicht so ausgereift, wie man es von späteren Bestsellern der deutschen Autorin gewohnt ist. Etwas holperig, gelegentlich mit unmotivierten Wendungen und seltsam anmutenden Einfällen ist "Potilla" sicher nicht ihre beste Geschichte. Doch der liebenswerte Humor, die wunderschönen Bilder, die die Autorin beisteuert, und der dramatische Schluss machen das locker wieder wett. Kaum ein Kind, das nicht mit Potilla jubelt, sich nicht mit Arthur freut und den Zwillingen - den Dopplern - alles Schlechte wünscht. Und auch wenn das Ende des Okkupators zu plötzlich, fast skurril erscheint, gelingt es Cornelia Funke doch, sämtliche Kinderherzen mit ihrer fantasievollen Geschichte in ihren Bann zu schlagen.
Die sehr schön gestaltete Buchausgabe ist ihren Preis wert und gehört in jede gute Sammlung von Kinderbüchern. Bedauerlich ist eigentlich nur, dass Cornelia Funke nie ein weiteres Abenteuer der streitbaren Feenkönigin geschrieben hat - und das bei einem so schillernden, facettenreichen Charakter.