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Das erstmals in deutscher Sprache erscheinende "Praktikum Allgemeine Zoologie" - es handelt sich um die fünfzehnte aktualisierte Auflage des englischsprachigen Buches der Professoren Charles F. Lytle und John R. Meyer der "North Carolina State University" - wendet sich an Studenten der Biologie.
Es gibt in zwanzig Kapiteln eine handlungsorientierte Anleitung, um den Zoologischen Grundkurs innerhalb des Studiums der Biologie, der Biowissenschaften oder des Bachelorstudiengangs durchführen zu können. In den ersten fünf Kapiteln wird eine Einführung in die Mikroskopie, Zellen und Gewebe von Tieren, die Vorgänge bei der Mitose und Meiose, die Entwicklungsbiologie der Tiere und in Systematik und Morphologie gegeben.
Kapitel sechs bis zwanzig beschäftigen sich mit einzelnen Tierarten und bildet einen Leitfaden für den Studenten, der die anatomischen und physiologischen Charakteristika der einzelnen Spezies in praktischen Übungen erlernen soll. Jedem Kapitel ist vorangestellt, welche Lernziele angestrebt werden und was der Student am Ende des Abschnitts wissen sollte. Einleitend werden in jedem Kapitel die verwendeten Versuchsmaterialien und mögliche Alternativen aufgelistet. Tabellen, Grafiken und Farbfotografien ergänzen den Text, ein Abschnitt mit Übungsaufgaben und einige Literaturhinweise schließen jedes Kapitel ab.
Behandelt werden Protozoen (Urtierchen), Porifera (Schwämme), Cnidarier (Nesseltiere), Plathelminthes (Plattwürmer), Nematoden und Rotarien (Fadenwürmer und Rädertierchen), Mollusken (Weichtiere), Anneliden (Ringelwürmer), Arthropoden (Gliederfüßler), Echinodermaten (Stachelhäuter), Chordaten (Chordatiere), Anatomie von Knorpelfischen (Chondrichthyes) am Beispiel des Hais, Anatomie von Knochenfischen (Osteichthyes) am Beispiel des Barsches, Anatomie von Amphibien (Amphibia) am Beispiel des Frosches, Fötus des Schweins (Säugetierembryologie) und Anatomie von Säugetieren (Mammalia) am Beispiel der Ratte.
Ein Glossar, der Bildnachweis und ein Register beschließen den 452-seitigen Praktikumsführer.
An einen Praktikumsführer - zumal an einen, der aus dem amerikanischen Raum stammt - richten sich hohe, sehr spezifische Anforderungen, wenn er für den deutschen Studenten nutzbar sein soll.
1. Er muss die an der eigenen Universität verwendeten Tierarten abdecken oder zumindest größtenteils erfassen und damit dem Verlauf des Praktikums entsprechen. Hier ist - zumindest aus der Warte eines Studenten der Ruhruniversität Bochum gesehen - der Leitfaden absolut verwendbar. Der theoretische Teil ist perfekt, die verwendeten Modellorganismen fast komplett dieselben und der Zugang mithilfe der Bilder, Grafiken und Tabellen problemlos möglich.
2. Das Buch muss die theoretischen Grundlagen aller im Kurs verwendeten Spezies in ausreichender Tiefe anbieten.Hier kann man dem Praktikumsführer nahezu Perfektion zusprechen. Es werden in didaktisch ansprechender Art und Weise sämtliche relevante Informationen angeboten und die nötigen Vertiefungen ermöglicht. Weitergehende Hilfen werden zu jeder Spezies angeboten und die Literarturliste sorgt für eine eventuell gewünschte Spezialisierung. Hier hat der Übersetzer Wolf-Michael Weber von der Uni Münster besonderen Wert auf eine im deutschen Sprachraum nutzbare, aktuelle Literatur gelegt.
3. Das Buch muss im Praktikumsverlauf direkte Hilfen geben!Hier muss man vielen Büchern zu diesem Thema ihre Nutzbarkeit teilweise absprechen. Der vorliegende Band kann jedoch in dieser Hinsicht überzeugen. Er gibt direkte Hilfen beim Sezieren, zeigt in vielen Farbfotos, wie das sezierte Tier, die jeweiligen Funktionsgruppen und Organe aussehen und spart nicht mit Tipps im Umgang mit dem Versuchsobjekt.
4. Der Leitfaden sollte kein Fachbuch ersetzen und sich auf den jeweiligen Versuchsgegenstand und die dabei anzustrebenden Lernziele konzentrieren.Es ist ein schmaler Grat zwischen einem im Praktikum nutzbaren Buch und einem überbordenden Fachbuch, dass allein im Heimstudium nutzbringend angewendet werden kann. Hier bietet das Buch eindeutig zu viel. Im Praktikumsalltag ist es schwierig, die jeweils entscheidenden Informationen auf der Stelle parat zu haben. Ohne eingehende Vorbereitung und Markierung ist es im Kurs nicht nutzbar. Es sei denn, man folgt den Bildern und Grafiken. Die geben eine äußerst gelungene, schnell erfassbare Übersicht und helfen sowohl beim Sezieren, als auch beim Zeichnen und Verstehen. Dennoch, weniger Informationen in der Breite wären mehr gewesen. Hier versucht das Buch fast ein Sachbuch zum Thema Zoologie zu ersetzen.
Das "Praktikum Allgemeine Zoologie" ist ein sehr gutes Buch, das im "Schnippelkurs" des Studiengangs der Biologie von hohem Nutzen sein kann. Wenn man es begleitend und selektiv verwendet, kann es rundherum überzeugen. Vor allem die hervorragenden Fotografien der sezierten Spezies sind äußerst hilfreich und geben einen erstklassigen Überblick über die Lernziele des jeweiligen Kursgegenstandes.
Als Ersatz eines Fachbuchs der Zoologie - wenn man sich den Umfang betrachtet, könnte man auf den Gedanken kommen, dass man ein solches in den Händen hat - taugt es jedoch nur sehr bedingt. Inhaltlich überfordert es den Studenten des Grundstudiums in Hinsicht auf die Informationsdichte deutlich, gibt ihm aber auch die Möglichkeit, sich für die Anforderungen des Hauptstudiums und des Bachelorstudiengangs zu wappnen.