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Wer wie die Rezensentin in den Sechziger- oder frühen Siebzigerjahren in einem Haushalt mit Quittenbaum aufgewachsen ist, wird die goldgelben Früchte dieses Baumes schon aufgrund ihres einprägsamen, köstlichen Duftes immer in Erinnerung behalten. Um Rezepte rund um die Quitte war es freilich lange Zeit schlecht bestellt. Quittengelee und vielleicht "Quittenbrot", ein weiter verdicktes und getrocknetes Gelee - viel mehr gab es nicht.
Dass man der Quitte ein großes Unrecht angetan hat, indem man sie mehr oder weniger vergaß, zeigt dieses Buch aus dem Verlag Hädecke. Darin findet der Leser zunächst zahlreiche Informationen über die Quitte: ihre vielen Namen, ihre etwas unklare Herkunft und Geschichte, ihre frühere und aktuelle Rolle in der Naturheilkunde, die verschiedenen Sorten sowie die Verwendung der Quitte in der Küche.
Auf diese Einführung folgen die Rezepte in der kochbüchertypischen Anordnung. Den Anfang macht ein überraschend bunter Reigen von Vorspeisen, Suppen eingeschlossen, vegetarische Gerichte schließen sich an, manche mit exotischer Prägung, viele auf die moderne einheimische Küche zugeschnitten.
Die Wandelbarkeit der gelben Frucht zeigt sich vielleicht am besten in den Fisch- und Fleischgerichten. Dass eine ganze Reihe von leckeren Rezepten zu süßen Gerichten und Desserts angeboten wird, wundert den Leser dann schon nicht mehr. Die meisten Rezepte freilich dienen dem Einmachen der Quitten, ob als Chutney, Kompott, Konfitüre und Gelee, Dicksaft, Likör oder in getrockneter Form; und dies sind keineswegs sämtliche aufgeführte Möglichkeiten, den Duft und Geschmack der Frucht über längere Zeit zu erhalten.
Abschließend findet man einige Grundrezepte, die im Hauptteil eingesetzt werden.
Selbst Quittenliebhaber wird die Vielfalt der hier vorgestellten Gerichte und Zubereitungen überraschen. Warum ist da keiner früher drauf gekommen, fragt man sich verwundert. Die Quitte mehr oder weniger als Zierbaum und -frucht? Reine Verschwendung, das beweist dieses informative Kochbuch.
Die in der Anleitung präsentierten Informationen über die Quitte als Kultur- und Heilpflanze (sie fand und findet in der Naturheilkunde unter anderem als Mittel gegen Mundgeruch und Rheuma Anwendung) deuten bereits an, welches Potenzial die auffällige Frucht in sich birgt. In den Rezepten entpuppt sich das roh zumindest bei den meisten einheimischen Sorten nicht genießbare Obst als wahrer Tausendsassa. Vor allem beim süßen Gebäck und bei den Desserts dominiert die Quitte. Fleisch- und Fischgerichten hingegen verleiht sie je nach Charakter eine besondere Note. So tritt sie beim Zander auf Lauch mit Quitten-Ingwer-Butter nur im Hintergrund in Erscheinung, während sie beim Lammfleisch mit roter Currysauce und Curry-Quitten einen sehr attraktiven Kontrast darstellt. Die vielen vegetarischen Hauptgerichte, oftmals mit exotischem Flair, machen die Quitte mal zum Hauptakteur, mal zu einer nur geringfügig vernehmbaren Stimme im Chor. Oftmals ist gar nicht viel Aufwand zur Zubereitung der vorgestellten Gerichte nötig. Kartoffel-Quitten-Röstis etwa lassen sich ganz einfach herstellen. Kaum mehr Aufwand bedeuten die apart auf die mexikanische Küche anspielenden Tortillas-Schnecken mit mariniertem Gemüse.
Wer seine Gäste wirklich verblüffen will, leitet das Menü mit einer von Quitten geprägten Vorspeise ein. "Bunter Herbstsalat mit Quitten an Quittendressing" schmeckt einfach köstlich und dürfte doch kaum jemandem im Freundeskreis bereits begegnet sein. Ein echter Hingucker sind die Quitten-Cottage-Cheeese-Burger. Exotisch präsentiert sich das Kokossüppchen mit Scampi und Curry-Quitten, etwas konservativer der Eintopf mit Wurzeln, Hafer und Quitten. Und wer in einem guten Quittenjahr der Fülle nicht Herr wird, sollte angesichts der abwechslungsreichen Einmachrezepte keine Probleme mit der Verarbeitung des Segens haben.
Die Vielseitigkeit der vorgestellten Einsatzmöglichkeiten der Quitte und die großartigen Geschmackserlebnisse gehören nebst den interessanten angebotenen Informationen zu den großen Pluspunkten dieses Buchs. Doch es besticht auch durch eine sehr ansprechende und praktische Aufmachung. Die Rezepte sind unterteilt in eine Zutatenliste, die gegebenenfalls eine Untergliederung nach "Einsatzbereich" aufweist, und eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, anhand derer auch Anfänger die Rezepte problemlos nachkochen und -backen können. Hier und da finden sich zusätzlich interessante Hinweise und Tricks.
Zu fast jedem Rezept wird ein großformatiges, attraktives Foto angeboten. Das Buch ist harmonisch unter häufiger Einbeziehung der Quittenfarbe gestaltet, sodass bereits das Durchblättern Vergnügen bereitet. Für jeden, der einen Quittenbaum besitzt, stellt dieses Buch das ideale Geschenk dar, und wer Quitten im Laden oder auf dem Markt bekommen kann und die Frucht mag, wird ebenfalls sehr viel Freude damit haben.