Es ist ein gut bezahlter, aber auch ein riskanter Job. Rasl stiehlt Kunst nach Auftrag. Er hat allerdings einen ganz speziellen Trick, um an die berühmten Gemälde zu kommen: Er benutzt den Drift. Zwei große Teile für die Arme, zwei kleine für die Beine, die alle ein wenig an Flugzeugturbinen erinnern und eine Maske. Wenn er diese seltsame Vorrichtung benutzt, kann Rasl in andere Realitäten springen, in Paralleluniversen. Das alles hat viel früher angefangen, als er noch mit seinem besten Freund an den Theorien von Nikola Tesla arbeitete. Sie hatten Geheimnisse aufgedeckt, die zu riskant waren, zu gefährlich, um sie der Menschheit zu überlassen. Das glaubt Rasl jedenfalls, sein Freund war anderer Meinung und diese Zwiespältigkeit das Ende ihrer Freundschaft. Doch mehr als eine Sache ist Rasl geblieben, unter anderem der Drift. Nur kann er den nicht mehr so gefahrlos einsetzen wie bisher, denn er wird verfolgt. Ein Typ mit einem merkwürdig echsenartigen Gesicht ist ihm auf der Spur. Nicht nur in seiner eigenen Realität, sondern quer durch die Universen. Rasl muss aufpassen, er hat Feinde. Mächtige Feinde, die nicht davor zurückschrecken zu morden, um zu bekommen, was sie wollen. Ihr Ziel sind seine Forschungen, sein Besitz. Oder besser gesagt das geheime Wissen von Nikola Tesla.
Jeff Smith' Meisterwerk "Bone" ist weit über die Comicszene hinaus bekannt. In dem neunbändigen Fantasyepos geht es humorvoll und niedlich zu, diese Aspekte seiner Arbeit sind bei "Rasl" fast komplett in den Hintergrund gerückt. Es ist eine harte, düstere Welt, die sich dem Leser mit all ihrer Verzweiflung, den Intrigen und voller Gewalt und Angst öffnet. Zu Anfang ist die Handlung noch wirr und unverständlich, es scheint als würde die Geschichte ohne eine Erklärung an einer beliebigen Stelle starten. Aber nach und nach klärt sich alles auf und der Leser taucht in die Geschichte von Rasl ein, dem Protagonisten, aber keineswegs reinen Helden der Erzählung. Es ist nötig, die Details erst nach und nach zu enthüllen, dadurch wird ein intensiver Spannungsbogen aufgebaut. Es ist essenziell für dieses Werk. In seiner mysteriösen Erzählstruktur und mit dem übernatürlichen Element erinnert der Comic ein wenig an eine Folge von "Akte X" oder The Outer Limits". Es werden auch ähnliche moralische Fragen gestellt, und zwar sowohl an den Leser als auch an den Protagonisten.
In vielen Details hat sich Jeff Smith dem Erscheinungsbild eines "Film Noir" angepasst. Das zeigt sich nicht nur in der optischen Darstellung vieler Panels, sondern auch in der negativen Weltsicht und Rasls Zynismus. Im Mittelpunkt stehen sowohl die ganz persönliche Lebensgeschichte von Rasl als auch die von Nikola Tesla, seine Erfindungen und sein Lebenslauf. Smith hat eine Menge lehrreicher Intermezzi eingefügt, in denen er Leben und Werk von Tesla ungewöhnlich ausführlich vorstellt. Er bringt seine Arbeiten außerdem auf meist fiktive, aber interessante Weise mit verschiedenen anderen realen Ereignissen in Verbindung. Stichworte sind hier Tunguska und das Philadelphia-Experiment. Ob gewollt oder nicht, wer diesen Comic liest, bekommt neben spannender Unterhaltung jede Menge historisches Wissen vermittelt. Nicht alle Fragen werden beantwortet, aber viele gestellt. Und auch wenn das Ende rätselhaft bleibt, so bietet es doch eine komplette Auflösung der Ereignisse.
"Rasl" ist anders als "Bone" oder andere Arbeiten von Jeff Smith und doch sind die Handschrift und der typische Stil des Autors und Zeichners zu jeder Zeit klar erfassbar. Der Popcom Verlag hat die Serie in einem Sammelband zusammenfasst, der 472 Seiten stark und ein echtes Schwergewicht ist. Mit nur knapp 30€ ist hier ein echtes Comic-Kleinod zu einem Schnäppchenpreis zu bekommen.
In diesem Video erzählt Jeff Smith ein wenig zu den Hintergründen des Comics:
Wer sich von der Genialität von "Rasl" mit einem Blick in den Comic überzeugen lassen will, findet auf der Verlagswebseite das komplette erste Kapitel als Leseprobe.