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 Reisen im Skriptorium

Autoren: Paul Auster
Übersetzer: Werner Schmitz
Verlag: Rowohlt Tb

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Ein alter Mann erwacht in einem karg eingerichteten Raum. Er weiß nicht, wie er dort hingekommen ist, er weiß nicht einmal, wer er ist. Vage meint er zumindest zu wissen, dass er sich im 21. Jahrhundert befindet und dass er in den USA lebt.
Ist er in einem Heim, in einem Krankenhaus, in der Hand von Entführern? Was der alte Mann nicht weiß: Eine Kamera überwacht jede seiner Bewegungen, Mikrofone zeichnen jedes noch so kleine Geräusch auf. Ist der Mann, der hier mangels eines Namens nur Mr. Blank genannt wird, ein Gefangener - oder befindet er sich in einer Traumwelt? Auf dem Tisch in dem fast kahlen Zimmer befinden sich Fotos von Leuten, die Mr. Blank teilweise zu kennen glaubt, obwohl er sich an ihre Namen größtenteils nicht erinnern kann, und mehrere Manuskripte, von denen er eins sogleich zur Hand nimmt und zu lesen beginnt, in der Hoffnung, darin die Lösung für seine Situation zu finden …

Mit seinem aktuellen Roman "Reisen im Skriptorium" - eigentlich ist es mit etwas mehr als 150 Seiten fast eine Kurzgeschichte - kehrt Paul Auster wieder zu dem zurück, was er am besten und faszinierendsten beherrscht: zu den surrealistischen, versponnenen Ideen, zu einem Vexierspiel aus reiner Erzähllust, das den Leser bannt und bis zum Ende im Unklaren lässt, wie die einzelnen Puzzlestücke nun zusammengehören. Mit dem voran gegangenen Roman "Die Brooklyn-Revue" hatte Auster eher einen Ausflug in die Welt der Normalität unternommen, der kurzweilig und angenehm zu lesen war, jedoch nicht, wie von Auster gewohnt, abgehoben und außergewöhnlich.
Die Ausgangssituation von "Reisen im Skriptorium" - jemand erwacht in einem fremden Raum, weiß nicht, wo er ist und wie er dort hingekommen ist - ist schon spannend und beklemmend genug. Konsequent spielt sich die gesamte Handlung nur in diesem Raum ab. Die Personen, die wie auf einer Theaterbühne auf- und abtreten und den Protagonisten besuchen, sind teils liebenswert, teils merkwürdig, doch stets bleiben sie rätselhaft, da weder der arme Mr. Blank noch der Leser sie richtig einzuordnen wissen. Wie so oft erzählt Auster auch hier eine Geschichte in einer Geschichte. Eingebettet in die eigentliche Handlung ist die Handlung des Manuskripts, das Mr. Blank auf dem Schreibtisch vorfindet, und das letztendlich den Schlüssel zu der geheimnisvollen Situation bietet, in der der alte Mann sich befindet. Dennoch bleibt zum Schluss noch ein wenig Spielraum für den Leser, wie er das Ende genau interpretieren möchte.

Der Roman liest sich ausgesprochen angenehm, denn Auster beherrscht die Kunst der einfachen Sätze, der glasklaren Sprache - wo die Handlung verworren und geheimnisvoll scheint, bietet die klare Sprache dem Leser einen Halt und führt ihn sicher durch die Geschichte, die sich in wenigen Stunden, an einem einzigen Nachmittag gut lesen lässt.
Der neue Auster ist faszinierend, relativ minimalistisch und kurzweilig, angenehm verwirrend, ohne dabei wirr zu sein. Die Kürze ist für Fans bedauerlich, sie passt jedoch perfekt zu der erzählten Geschichte, der ein unnötiges Ausschmücken und Auswalzen nur um ein paar mehr Seiten willen nicht gut getan hätte. Der Preis für die wenigen Seiten ist - trotz der sehr gelungenen Aufmachung der Hardcover-Ausgabe - allerdings etwas zu hoch.

Ein Tipp am Ende: Der Klappentext der gebundenen Buchausgabe fasst praktisch das ganze Buch zusammen, bis hin zu seinem Ende. Man sollte diesen Klappentext also keinesfalls vor der Lektüre des Romans lesen.

Christina Liebeck



Hardcover | Erschienen: 01. Juli 2007 | ISBN: 9783498000745 | Originaltitel: Travels in the Scriptorium | Preis: 16,90 Euro | 160 Seiten | Sprache: Deutsch

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