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Der junge Genetiker David Astbury wird von der reichen Witwe Lady Palmbridge zu einer Expedition in den Urwald von Kongo überredet. Dort ist nämlich ihre Tochter Emily verschollen, die sich auf die Suche nach dem sagenumwobenen Kongosaurier Mokéle MBembé begeben hat. Das Erbgut dieses Sauriers soll dem Menschen ein überlegenes Immunsystem garantieren, mit welchem er auch in Zukunft die Erde beherrschen kann.
Da Emily Davids Jugendliebe war und er immer noch Gefühle für sie hegt, begibt er sich mit dem australischen Großwildjäger Maloney und dessen Freund, dem Aborigine Sixpence, nach Afrika. Unterstützt von der jungen Biologin Elieshi reisen die Gefährten in den tiefsten Dschungel des Kongos. Dort treffen sie bald auf die Reste eines grausamen Gemetzels. War dies das Werk von Mokelé? Die Wahrheit übertrifft alle Erwartungen ...
Thomas Thiemeyer ist Deutschlands Newcomer in Sachen Abenteuerroman und Wissenschaftsthriller. Nach "Der Schwarm" beweist der selbständige Illustrator und Umschlagdesigner, dass nicht nur Amerikaner gute und spannende Bücher verfassen können, die es wert sind für die große Leinwand verfilmt zu werden.
"Reptilia" ist nach "Medusa" Thiemeyers zweites belletristisches Buch und bewegt sich ebenfalls auf den Spuren praktischer Wissenschaft à la "Indiana Jones".
Dass sich der Autor dabei einer prähistorischen Thematik widmet, ist wenig erstaunlich, hat er doch bereits "Das große Buch der Saurier" zusammen mit Peter Klepsch für Ravensburger verfasst.
"Reptilia" ist ein rasantes und gut lesbares Buch, welches allerdings erst in Fahrt kommen muss. Nach einem sehr spannenden Prolog aus der Sicht des Pygmäen Egomo wird zunächst die Vorgeschichte zu der Expedition erzählt, einschließlich Vorstellung der Hauptcharaktere.
David Astbury berichtet aus der Ich-Perspektive und verleiht dem Roman damit eine sehr persönliche Note. Allerdings stellen die häufigen Beziehungskonflikte, denen er sich ausgesetzt sieht, die Nerven des Lesers auf die Zerreißprobe und trüben den Lesespaß ein wenig. In der Mitte des Buches gewinnt der Roman an Fahrt und die Handlung wird zum Selbstläufer. Grausame Schlachtplätze, mysteriöse Rätsel, lebensnahe Reibereien der Menschen untereinander und das Auftauchen des geheimnisvollen Mokelé MBembé lassen die Seiten nur so vorüberfliegen. Doch zum Ende hin scheint den Autor die Motivation zu verlassen. Die Handlung gleitet ins Unglaubwürdige ab, wirkt konstruiert und gezwungen dramatisch. Thiemeyer versucht scheinbar auf Biegen und Brechen dem Roman eine überraschende Wendung zu geben; eventuell auch, um sich keinem Vergleich mit "Jurassic Park" oder "Vergessene Welt" ausgesetzt zu sehen. Doch leider geht der Versuch in die Hose und der Leser ist von diesem übertrieben zuckersüßen Ende sichtlich enttäuscht.
Dessen ungeachtet muss dem Autor für seine gewissenhafte Recherche Respekt gezollt werden. Sowohl die technischen Daten, als auch die genetischen Exkurse zeugen von der guten Vorbereitung. Hinzu kommt eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem Mythos des Kongosauriers. Der im Roman erwähnte Marcellin Agnagna ist übrigens ein real existierender kongolesischer Wissenschaftler, der selbst an Expeditionen zur Erforschung Mokelés teilgenommen hat.
Die Aufmachung des Buches ist von hoher Qualität und graue Silhouetten afrikanischer Figuren und Tiere lockern den Roman zu Beginn der einzelnen Kapitel angenehm auf. Die Titelillustration stammt vom Autor persönlich und zeigt ein Trittsiegel des Kongosauriers. Zusammen mit dem reliefartigen Titel wird das Buch zum idealen Blickfänger.
Fazit: Gut lesbares und hervorragend recherchiertes Afrika-Abenteuer auf den Spuren der Kryptozoologie, dem zum Ende hin deutlich die Luft ausgeht.