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Auf 285 Seiten erzählt Autor Frank Stieper seine neueste Hackergeschichte für Jugendliche ab zwölf Jahren in der gebundenen Fassung.
Der siebzehnjährige Ludger Stiller ist in Trauer. Sein Vater ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Dabei hatten er und sein Vater schon seit langem keinen Kontakt mehr miteinander und Ludgers Eltern lebten schon seit sieben Jahren getrennt.
Dann jedoch erreicht Stiller eine CD des Vaters mit der Nachricht, dieser habe ihm endlich die versprochenen Oldies aus den 70er Jahren gebrannt und die Songs hätten es wirklich in sich. Das haben sie in der Tat, denn nach langem Rätseln und Suchen entdeckt Stiller im ASCII-Code der MP3-Dateien Nachrichten seines Vaters, Daten und immer wieder den Namen eines Professors an der Kinderklinik.
Stiller erkennt nach und nach, dass er in eine brandheiße Sache geraten ist, die seinen Vater vermutlich das Leben kostete. Doch Stiller scheint zunächst nicht gewitzt genug, und so sind ihm die Verfolger, die das Leben seines Vaters auf dem Gewissen haben, nicht nur hinter ihm her, sondern bald auch hinter seinem Freund Mola ... und Stine, seiner Freundin.
Frank Stieper hat schon mehrfach gezeigt, dass er es durchaus versteht, eine spannende Geschichte zu erzählen, es ihm aber ebenso gut gelingt, einen solchen Ansatz völlig in den Sand zu setzen. Aus dieser Perspektive gesehen ist also jede Neuerscheinung eine Überraschung, da man nie weiß, was von beidem man zwischen den Buchdeckeln entdecken wird.
"Return to Sender" gehört zu den positiven Überraschungen des Autors.
Seine Figuren sind recht lebendig und glaubwürdig. Auch wenn die Authenzität an einigen Stellen hängt und man an so mancher Stelle feilen könnte, entwickelt sich ein realistisches Bild vor dem Leser und er bekommt die Gelegenheit, sich in die Protagonisten des Buches, hier primär Ludger, hinein zu denken.
Der Text ist flüssig zu lesen, seine wahre Leidenschaft zeigt Frank Stieper in den Szenen, in denen lang und breit IT-Wissen gefragt ist. Software und was sich hinter ihr verbirgt, was sie entdecken lässt ... für solche Dinge ist der Autor genau der Richtige.
Leider gibt es jedoch auch bei dieser Geschichte einige störende Elemente, auch wenn sie bis zum Schluss spannend geschrieben ist. Dies beginnt beim Namen des Protagonisten, der laut Buchrückseite Kevin heißt, im Buch selbst aber Ludger, erstreckt sich über die Tatsache, dass eine nicht allzu realistische Geschichte erzählt wird, die somit zwangsläufig an einigen Stellen bedenklich in das Fantastische abgleitet und endet damit, dass Frank Stieper das Rad nicht gern neu erfindet.
Letztere Aussage lässt sich leicht erklären: Wer "Sleepy Simon" des Autors gelesen hat, wird in diesem Roman einige Parallelen finden. Ob es sich um die Existenz einer Freundin oder eines kundigen Freundes handelt, den als Polizist beziehungsweise in diesem Buch Ordnungsbeamten getarnten Feind, die Falle eines unausgestellten Handys oder einfach die Tatsache, dass sich ein Jugendlicher gegen eine scheinbare Übermacht stellt - alles schon mindestens einmal da gewesen, enttäuschend.
Die Aufmachung des Buches allerdings ist wiederum gelungen. Das Cover passt gut zur Thematik und die gebundene Ausgabe bietet sogar ein Lesebändchen, farblich auf die Buchrückseitengestaltung abgestimmt.
Für Jugendliche, die sich für Computer und Thriller interessieren, ist dieses Buch auf jeden Fall eine Empfehlung wert. Wer "Sleepy Simon" bereits kennt, wird von einigen Parallelen enttäuscht sein, doch obwohl der Roman dichter am Popcorn als am Pulitzerpreis ist, bietet er doch eine nette Unterhaltung, die es stellenweise im Hinblick auf Gewaltvorkommen allerdings durchaus in sich hat.