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Man hats nicht leicht, aber leicht hats einen: Nach seinen gefeierten Gangsterkomödien "Bube, Dame, König, grAs" und "Snatch - Schweine und Diamanten" ereilte den englischen Regisseur bereits mit seinem dritten Film, "Swept Away" mit seiner damaligen Ehefrau Madonna, der herbe Absturz - ein Flop auf der ganzen Linie. Auch "Revolver", Film Nummer vier, wurde von der Kritik verrissen und floppte in den britischen Kinos, sodass er in Deutschland nur als DVD-Premiere erschien. Doch ist diese plötzliche Ritchie-Abneigung wirklich gerechtfertigt? Der Gangsterthriller "Revolver", erschienen bei Ascot Elite Home Entertainment, beweist bei näherer Betrachtung das Gegenteil.
Jake Green (Jason Statham) ist der Beste seines Fachs - denkt er zumindest. Wenn er am Spieltisch Platz nimmt, zittern die reichen Zocker, deren Geld bald Jake gehören wird. Nach sieben Jahren Knast glaubt der Profispieler, dass er die ultimative Formel zum Gewinnen gefunden hat - und nimmt reihenweise Leute aus. Bis er an den Casinoboss Macha (Ray Liotta) gerät, der Jakes Spielchen nicht mitspielen will und prompt Killer auf ihn hetzt, die ihn umlegen sollen. Im Handumdrehen steht Jake mit dem Rücken zur Wand da, was ihn dazu verleitet, sich von den seltsam anmutenden Kredithaien Zack und Avi (Vincent Pastore und André "Outkast" Benjamin) helfen zu lassen. Doch die haben zwei Bedingungen, unter denen sie Jake den Rücken freihalten: Erstens muss er ihnen jede Frage beantworten und zweitens wird er all sein erspieltes Geld verlieren
Zurück zu den Wurzeln: Nach seinem peinlichen Strandausflug mit Madonna - gemeint ist natürlich "Swept Away" - kehrt Guy Ritchie mit seinem vierten Spielfilm ins Gangstermilieu zurück, was viele Fans von "Bube, Dame, König, grAs" und "Snatch" frohlocken ließ. Sie freuten sich auf einen Old-School-Ritchie-Film mit viel Style, viel Geballer und noch mehr coolem Humor. Und sie bekamen "Revolver", einen ziemlich ernsten Thriller, der gegen Ende eine philosophisch-metaphysische Komponente bekommt. Nicht das erwartete Potpourri serviert bekommen zu haben, hat offensichtlich Kinogängern und Kritikern gleichermaßen nicht sonderlich geschmeckt, was "Revolver" zu einem kommerziellen Flop werden ließ. Wer sich jedoch deswegen vom Ansehen abhalten lässt, verpasst einen sehr ungewöhnlichen und höchst nachdenklichen Film, der mit Sicherheit diese strikte Ablehnung nicht verdient hat. Am Anfang scheint alles beim Alten: Coole Typen mit Schießeisen, die an Spieltischen herumsitzen, markige Sprüche aus dem Off, Hochglanzoptik und Ritchie-typische Kamerafahrten sowie ein passender, mitreißender Soundtrack. Doch dann wird alles anders, alles dreht sich im Kreis, wie der Titel "Revolver" - damit ist nicht die Knarre gemeint! - vermuten lässt. Und hier scheiden sich vermutlich auch die Geister der Zuschauer: Was Ritchie gegen Ende zelebriert, ist eine sehr komplexe, bisweilen auch verwirrende Abhandlung über das Ich, über Selbstauffassungen, über Hass und die Wege, die das Leben so geht. Klar, leichte und lustige Thrillerunterhaltung ist das dann nicht mehr, und vielleicht ist das zu viel, was Ritchie da in einen Film packen will - aber es ist ein Versuch, und wenn man bereit ist, über das Gesehene nachzudenken, sogar ein gelungener. Wahrscheinlich ist es dieser Anspruch, den viele Zuschauer und auch Kritiker nicht mochten. Zugegeben, es ist schwierig, dem Film zu folgen, und es ist unerlässlich, dass man jede Sekunde aufmerksam zusieht. Wer das nicht will oder kann, sollte sich "Revolver" lieber gleich sparen, anstatt sich später darüber zu beschweren, der Film sei unverständlich und unlogisch. Ist er nicht, zumindest nicht, wenn man sich darauf einlässt. Überhaupt ist schwer zu verstehen, was gestandene Kritiker wie Roger Ebert zu solchen platten Hasstiraden verleitet, wie man sie auf dessen Seite nachlesen kann - denn selbst wenn man nicht alles versteht, bleibt der Film auf eine besondere Weise faszinierend und optisch hochgradig ansprechend. Letztendlich wird man ihn lieben oder hassen, aber gleichgültig ist er einem sicher nicht - weil er gewagt und unbequem ist wie kein anderer von Ritchies Filmen.
Da es sich beim vorliegenden Exemplar um eine Presse-DVD handelt, können Bild und Ton sowie Extras der Kaufversionen nicht bewertet werden.
Fazit: Wohl nicht Ritchies bester Film, aber aufwändiges und ungewöhnliches Gangsterkino mit Tiefgang.