Jahrelang konnte der gut gebaute Seifenopern-Star Graham sein Geheimnis hüten; dann machte im Netz ein privates Video die Runde, dass ihn beim Sex mit einem anderen Kerl zeigt, und zerstörte über Nacht seine Karriere. Um seine Wunden zu lecken, zieht er sich nach Palm Springs zurück.
Ähnlich geht es Vorzeige-Homo Try Reed. Anders als Graham hat er aus seiner Neigung nie ein Geheimnis gemacht, sondern sich jahrelang für die Homo-Ehe stark gemacht. Jetzt ist jedoch seine eigene Lebenspartnerschaft zerbrochen und daran weidet sich die Presse.

In dem noblen Appartment-Komplex, in dem sie sich eingemietet haben, treffen beide aufeinander. Obwohl sie auf den ersten Blick sehr unterschiedlich sind, fühlen sie sich schnell voneinander angezogen – zunächst nur körperlich, dann auch darüber hinaus …

Bereits die allererste Szene macht es deutlich: "Role/Play" ist ein Independentfilm, der mit einem sehr kleinen Budget realisiert wurde. In einer billig wirkenden Kulisse gibt ein wenig überzeugender Schauspieler ein Interview, das die Handlung einleitet. Auch wenn die beiden Hauptdarsteller bereits in anderen Szenefilmen mitgewirkt haben (u. a. in "East Side Story", "Eine Überraschung zum Fest" und "Redwoods"), wirken sie in der minimalistischen Kulisse recht hölzern. Das mag teilweise an der Regie und den zwischendurch platten Dialogen liegen, das macht aber das Ergebnis nicht befriedigender.

Diese Mängel versucht der Film offenbar dadurch auszugleichen, dass er Graham und Try möglichst oft dabei zeigt, wie sie sich nackt durch ihre Appartments bewegen oder im Pool schwimmen. Klar, dass sie sich dabei schnell näher kommen – und dann erst gar nicht mehr in ihre Klamotten schlüpfen. Ansonsten kommt der Film mit gerade mal fünf weiteren Darstellern aus, die ihre Sache leider auch nicht besser, teilweise sogar noch schlechter machen als ihre Kollegen (Jim Bullock als Grahams frustrierter Agent spielt so überzogen, dass es beinahe weh tut zuzuschauen). Insgesamt verströmt der Film über weite Strecken die Atmosphäre eines Pornostreifens, aus dem man die Sexszenen herausgeschnitten hat.

Schade, denn mit Fortschreiten der Handlung werden Themen aufgegriffen, die vor allem für die Homoszene durchaus interessant sind. Dabei erweist sich "Role/Play" als sehr treffender Titel, lotet der Film doch aus, welche Rollen wir in unserem Leben einnehmen, wie wir uns nach außen geben, wann wir echt sind und wann wir anderen etwas vorspielen – und was das aus uns macht. Allerdings nimmt sich Regisseur und Drehbuchautor Rob Williams nicht heraus, ein definitives Urteil zu fällen, sondern überlässt die Antwort dem Zuschauer – und wirbt für Verständnis für beide Seiten: Durch die Gespräche, die Graham und Try miteinander führen, wird deutlich, welche Motivation jemand hat, sich voll und ganz zur Homosexualität zu bekennen, aber auch, warum jemand sich bewusst dafür entscheidet, diese private Angelegenheit vor der Öffentlichkeit geheim zu halten. Auch der Umgang der Presse mit solchen Themen wird kritisch kommentiert – und zwar sowohl der allgemeinen als auch der einschlägigen Presse. Es ist interessant, welche Denkanstöße der Film dabei gibt – vor allem für das homosexuelle Publikum, für das der Film schlussendlich gemacht ist. Dies jedenfalls wertet den Film dankenswerterweise auf und rettet einen Stern.

Nett ausgefallen sind durchaus die Extras: Neben einem Audiokommentar des Regisseurs gibt es auch Outtakes, einen Einblick "Hinter die Kulissen" sowie eine Bildergalerie. Der Film wurde nicht synchronisiert; deutsche Untertitel sind anwählbar.

Insgesamt ist "Role/Play" ein nur mäßig unterhaltender Low Budget-Film für die Schwulenszene, der für die breite Masse uninteressant ist.

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