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Rufus, von seinen Freunden "Rufus Rakete" genannt, weil er so schnell rennen kann, ist etwas verdrossen, denn die letzten Monate waren für ihn voller unerwünschter Überraschungen. Zuerst hat sich seine Mutter von seinem Vater getrennt, der trinkt, und nun hat sie einen neuen Freund. Dieser ist Schotte und trägt immerhin zum Glück keinen Rock. Da sich die beiden mit Rufus auf der Kanalinsel Jersey niederlassen wollen, suchen sie jetzt, in den Ferien, dort eine Unterkunft - vorläufig ohne Rufus.
Rufus sollte die Ferien bei seiner Oma verbringen. Schon nach wenigen Tagen musste sie jedoch ins Krankenhaus, und nun wird Rufus an seinen Onkel Oskar weitergereicht, der Seefahrer ist und gerade vorhat, sich als Rentner an der Nordseeküste gemütlich einzurichten. Oskar wirkt ziemlich verschroben, doch er und Rufus gewöhnen sich rasch aneinander. Alles sieht nach gemütlichen Ferien am Strand aus. Doch da tauchen drei bedrohliche Männer im Ort auf, die augenscheinlich Onkel Oskar suchen und ganz bestimmt nichts Gutes im Schilde führen. Rasch erkennen sie, dass Rufus zu Oskar gehört, und bedrohen ihn. Dank seiner Raketenschnelligkeit kann Rufus erst einmal fliehen und lernt in der Notsituation Mira von der Piratenblut-Bande kennen, ein unerschrockenes Mädchen in seinem Alter.
Die Piratenblut-Bande erfährt von der Gefahr, in der Rufus und Oskar sich befinden, und beschließt, zu helfen. Und Rufus kann diese Unterstützung bestens gebrauchen, denn nun folgen abenteuerliche und turbulente Tage, in denen sich alles um einen alten Piratenschatz zu drehen scheint.
Was am Anfang auf einen etwas langweiligen Urlaub in einem Nordseedorf hinauszulaufen scheint, läuft schon frühzeitig aus dem Ruder, nicht nur, als Rufus am Zielbahnhof feststellen muss, dass Onkel Oskar nicht wie vereinbart erschienen ist, um ihn abzuholen. Rufus erlebt eine Überraschung nach der anderen, wozu auch manch ungewöhnliche Charaktere beitragen, zum Beispiel der kauzige Oskar selbst, der Rufus "Rußfuß" nennt, und seine Vermieterin, die eine Flinte in der Küche stehen hat, um Marder aus dem Hühnerstall zu vertreiben.
Zu den Elementen, die diese Geschichte spannend und abwechslungsreich gestalten, zählt also nicht nur die sich stellenweise fulminant entwickelnde Handlung, sondern auch die bunte Mischung aus Charakteren, Kindern wie Erwachsenen, die immer wieder für allerlei Verblüffung und Verwirrung sorgen - Charaktere, wie Kinder sie mögen.
Rufus, der Protagonist, macht Kindern leicht, sich mit ihm zu identifizieren: Einerseits hat er eine tolle Fähigkeit, nämlich jene, blitzschnell zu rennen, er ist schlau und seinen Freunden gegenüber sehr loyal. Andererseits kennt er jedoch auch Angst, und auf Oskars Schiff, wohin es die Piratenblutbande zwischendurch verschlägt, wird ihm furchtbar übel.
Bei dieser Geschichte handelt es sich vor allem um ein spannendes und witziges Abenteuer. Nebenher klingen Probleme an, die heute vielen Kindern unmittelbar oder im Freundeskreis begegnen: das Zerbrechen der Familie und die Auseinandersetzung mit dem neuen Partner eines Elternteils sowie Alkoholismus. Der Autor beweist hier jedoch Augenmaß und zeigt vor allem auf, dass diese Probleme, vor allem die "Patchworkfamilie", mit etwas gutem Willen aller Beteiligten gelöst werden können.
Das Buch eignet sich für Jungen wie für Mädchen, nicht nur, weil in der Piratenblut-Bande das Mädchen Mira eine Führungsrolle innehat. Der nicht ganz geringe Umfang des Buchs freilich mag manchen potenziellen Leser aus der Zielgruppe ab acht Jahren zunächst ein wenig abschrecken; wurde mit der Lektüre erst einmal begonnen, so sorgt die Spannung fürs Durchhalten. Schwarzweiß-Illustrationen lockern den Text ein wenig auf.
Eine gut ausgedachte, mitreißende Abenteuergeschichte also mit ein bisschen Piratenromantik und allerlei überraschenden Wendungen. Billig ist das Buch nicht gerade, aber auf jeden Fall seinen Preis wert.