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Das Königreich der Thüringer hatte nicht lange Bestand - begann die Herrschaft der Könige im fünften Jahrhundert, war sie doch im sechsten schon wieder vorbei. Nichtsdestotrotz hinterließ dieses Königreich, Spuren in der thüringischen Geschichte, die zum Teil bis heute sichtbar sind. Es winden sich Geschichten und Legenden um diese Ära und die legendäre Schlacht von Runibergun.
Der Historiker Michael Kirchschlager hat diesem kurzen Geschichtskapitel einen großformatigen Band gewidmet, der von Steffen Grosser mit farbigen Tuschezeichnungen illustriert wurde. Farbfotografien vom geschichtsträchtigen Opfermoor in Oberdorla (von Annelie Kolar), von Veranstaltungen wie den Römer- und Germanen-Tagen in Kalkriese und Rekonstruktionen von historischen Gegenständen bieten weiteres anschauliches und stimmungsvolles Material.
Gleich zu Beginn des Bandes begegnet man auf einem Foto aus dem Jahr 2009 dem Autor in seiner historischen Gewandung als freier Germane im Heerlager der Hermunduren. Kirchschlager ist aktives Mitglied der Germanengruppe 'Hermunduren' und nahm mit dieser an den alle zwei Jahre in Kalkriese stattfindenden Römer- und Germanen-Tagen teil. 2009 wurde dabei das erste Mal die historische Varusschlacht mit rund 400 Darstellern nachgestellt, darunter fanden sich auch die Ahnen der Thüringer: die Hermunduren. Diesen ist dann auch gleich das erste Kapitel in "Runibergun" gewidmet. Unter dem Namen 'Hermunduren' wurden dem Autor nach wohl mehrere Germanenstämme zusammengefasst, unter denen die der Thüringer eine große Anzahl hatten.
"Runibergun" bietet mit kurzen Kapiteln Einblicke in die Geschichte rund um das thüringische Königreich. So finden sich neben sachlichen Beschreibungen von damaligen Begebenheiten und Gebräuchen auch in die moderne Sprache übersetzte historische Texte. Informationen über die geographischen Ausmaße des Reiches der Thüringer sind vorhanden und auch über die Ursprünge desselben erfährt man Details. Die letzten Kapitel widmen sich dem Untergang des kurzlebigen Königreiches, im Besonderen auch der Schlacht bei Runibergun. Dort wurden die Thüringer in einer den Überlieferungen nach drei Tage andauernden schweren Schlacht von den Franken und Sachsen überrannt. Die Nachfolger der Thüringer bilden dann den Abschluss des Buches.
Nimmt man die Beschreibung des Verlages zur Hand, spricht dieser von einem Text-Bild-Band für alle Generationen. So ganz einfach ist es mit diesem Werk aber nicht. Zweifellos werden die nacherzählten, an Sagen erinnernden Geschichten, die an mehreren Stellen eingestreut sind, jüngeren Lesern Spaß machen. Diese Teile des Buches sind aber keineswegs kindlich erzählt, vermögen also wirklich generationsübergreifend zu fesseln und Interesse am historischen Thema zu wecken. Anders jedoch verhält es sich mit den Kapiteln, die sachliche Beschreibungen enthalten. Diese Textteile des Buches lassen sich nicht so leicht und flüssig lesen, reihen sich doch oft Namen aneinander, die man in keinerlei Bezug bringen kann, solange man sich vorher nicht mit diesem Teil der Geschichte auseinandergesetzt hat.
Das Kapitel "Thoringia" bietet ausführliche Details zur Lage des ehemaligen Thüringerreiches, jedoch fehlt dazu eine passende Karte, die das Gelesene visuell unterfüttern hätte können. Es gibt zwar eine doppelseitige Kartenillustration auf den zwei Folgeseiten, welche aber nicht alle genannten geographischen Details des kurzen Kapitels darstellt.
Die vielen Illustrationen und Fotos im Buch beleben dieses und fangen den Blick des Lesers ein. Passen die Zeichnungen immer gut zu den Texten auf den jeweiligen Seiten, kann man dies von den Fotos leider nicht immer behaupten. Bei den meisten Fotografien fehlt ein beschreibender Text. Dies hätte nicht viel mehr Platz gekostet - und Platz wäre in diesem großzügigen Band ganz sicher vorhanden gewesen - aber man hätte die abgelichteten Orte und historischen Nachbauten erläutern können. So jedoch entsteht der Eindruck, die Fotografien dienten größtenteils nur als hübsche Platzfüller.
Kurios mutet die letzte Illustration im Buch an, die einige Männer beim Bratwurst essen zeigt und in runenähnlichen Buchstaben mit www bratwurst museum net versehen ist. Handelt es sich hier vielleicht um eine Art des Sponsoring? Dieses Bild macht neugierig, auch wenn es nicht zum Text passt.
"Runibergun" bietet Interessierten fachliche und ausführliche Informationen rund um das thüringische Königreich und kann dabei mit seinen Legenden und Illustrationen auch junge Leser in den Bann ziehen. Für eine zweite Auflage wären aber ein paar kleine Nachbesserungen empfehlenswert.