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"Sanctum" von Markus Heitz ist der direkte Nachfolger des Romans "Ritus". Man muss den ersten Teil gelesen oder als Hörbuch gehört haben, sonst wird der Einstieg äußerst schwierig bis unmöglich. "Ritus" und "Sanctum" sind im Grunde genommen ein einziger Roman, der in der Mitte geteilt wurde. Die Geschichte geht daher in "Sanctum" nahtlos dort weiter, wo "Ritus" recht abrupt aufhörte, und ist wieder in zwei Erzählstränge geteilt:
Im Jahr 1767 kämpft der Wildhüter Jean Chastel immer noch gegen die Bestie und ihre Nachkommen. Seinen Sohn Antoine, der nach einem Angriff selbst zur Bestie geworden war, musste er töten, nun ist er auf den Fersen des Comte Francois de Morangiès, der ebenfalls infiziert ist. Außerdem ist das Kloster der Äbtissin Gregoria auf den Befehl des Jesuiten Giacomo Francesco niedergebrannt worden, Gregorias Mündel Florence wurde entführt. Nur mit Hilfe der geheimnisvollen Substanz "Sanctum", die sowohl Fluch als auch Wundermittel ist, konnte Gregoria unverletzt aus der Flammenhölle entkommen.
Die Äbtissin will nun unabhängig von Jean Chastel, mit dem sie eine geheime Liebschaft verbindet, nach Rom reisen, um dort den Vatikan von den finsteren Machenschaften des Legatus Francesco zu unterrichten. Sie ahnt zunächst nicht, dass sie damit einer Verschwörung des Vatikans auf die Spur kommt
In der Neuzeit, im Jahr 2004, kämpft Eric von Kastell, direkter Nachfahre von Jean Chastel, ebenfalls nach wie vor gegen die Werwölfe. Er will den Tod seines Vaters rächen und die Bestien ein für allemal besiegen - und damit auch den Fluch, der auf ihm selbst lastet. Eric macht sich auf den Weg nach Rom, um dort Lena, die vom Orden der "Schwestern vom Blute Christi" entführt wurde und die er kennen und lieben lernte, zu befreien
Zwei entführte Frauen, zwei Männer auf dem Weg nach Rom - "Sanctum" steigt diesmal mit deutlichen Parallelen der beiden Erzählstränge in die Handlung ein. Während sich der erste Teil "Ritus" noch stärker an einer Neubelebung der bekannten Sage um die "Bestie von Gévaudan" orientierte, verfolgt der zweite Teil nun stärker Markus Heitz eigene Story. Wieder bietet die Handlung einen kurzweiligen Mix aus Mythos, Fantasy, einem Schuss Horror und viel Action. Das Geschehen schaltet in raschen Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her. Wieder wirkt dabei der Erzählstrang im Frankreich des 18. Jahrhunderts gelungener als der, der im Jahr 2004 spielt. Das liegt zum großen Teil an dem übermäßig coolen und alles könnenden Helden der Geschichte - der im weißen Lackledermantel agierende Werwolfjäger Eric von Kastell ist teilweise einfach so unsympathisch und überzeichnet, dass man als Hörer lieber bei dem weitaus lebensechteren Jean Chastel im Jahr 1767 verweilt. Der Teil der Erzählung, der im Gévaudan und in Rom spielt, wirkt deutlich authentischer und lebendiger beschrieben, obwohl er mehr als 200 Jahre in der Vergangenheit spielt. Wer allerdings coole Action im Stil von "Blade" mag, dem wird vielleicht die Story um Eric von Kastell besser gefallen.
Sprachlich und stilistisch pflegt Markus Heitz den bereits bekannten Stil aus "Ritus", der kurzweilig und packend, aber eher seicht ist. Man sollte hier keine große Literatur erwarten, sondern einfach zur Unterhaltung abschalten. Eine Aufwertung bekommt die Geschichte durch die routinierte Lesung von Johannes Steck, der auch mittelmäßige Stellen überzeugend vorträgt. Allerdings liest Steck leider alle Charaktere mit der exakt gleichen Stimme und dem gleichen Ausdruck, so dass sie keinerlei eigene Stimmfärbung oder persönliche sprachliche Eigenarten erhalten. Warum Johannes Steck diesen zweiten Teil liest und nicht Jochen Nix die Lesung von Heitz Zweiteiler fortführt, die er mit "Ritus" als Sprecher begonnen hatte, wird nicht klar.
"Sanctum" macht definitiv nur in Verbindung mit dem Vorgängerband "Ritus" Sinn, als Standalone versteht man die Handlung nicht; ohnehin sind die beiden Teile ja quasi als einer konzipiert. Die Fortsetzung der Geschichte um den Wildhüter Jean Chastel und seinen modernen Ahnen Eric von Kastell wurde von den Fans sehnsüchtig erwartet. Endlich werden nun die offenen Fragen beantwortet, die nach dem ersten Teil blieben.
"Ritus" und "Sanctum" sind rasante und kurzweilige Spannungsliteratur ohne viel Tiefgang, aber mit durchaus interessanten Verknüpfungen von historischen Fakten und alten Mythen. Für Fans von Markus Heitz und Anhänger des Genres auf jeden Fall einen Blick wert! Die Lesung von Johannes Steck überzeugt zwar im Großen und Ganzen, ist jedoch auch nicht überragend, weil Steck mit etwas gezwungener Dramatik liest, ganz egal, welche Person gerade spricht oder handelt. Charakterliche Besonderheiten bleiben in dieser Lesung daher komplett auf der Strecke.