Auf einem Stockholmer U-Bahnhof verschwindet ein siebenjähriger Junge, der an der Hand einer hilfsbereiten Frau die Treppe hinaufläuft, während sein Vater mit dem kleinen Bruder den Fahrstuhl nimmt. Ein verheerender Schicksalsschlag für die Eltern, der sich 42 Jahre später erneut wiederholt, als auch der zweite Sohn einer wohlhabenden Familie unter mysteriösen Umständen verschwindet und niemand weiß, was da geschehen ist. Von der Ehefrau des Vermissten beauftragt, macht sich der ehemalige Geheimagent und Freund des verschwundenen Danny Katz daran, den merkwürdigen Fall aufzuklären. Doch bevor dieser auf die Spuren eines alten Verbrechens stößt, gibt es weitere Tote und auch Danny Katz gerät schon bald in höchste Gefahr.

"Schattenjunge" wird in zwei Handlungssträngen erzählt, die aus der Sicht mehrerer Personen geschildert werden und in unterschiedlichen Zeitebenen ablaufen. Doch als wäre das dem Autor nicht genug, packt er in seinen Thriller eine Vielzahl von Thematiken, wie Spionage, Mord, Drogen, Entführung oder auch ein kompliziertes Familiendrama hinein und lässt auch noch einen Voodoozauber auf der Bildfläche erscheinen. Hinzu kommen mehrere verkorkste Figuren, wie etwa ein abgewrackter Agent mit aber unerwartet vielseitigen Fähigkeiten und ein Handlungsverlauf, der immer wieder neue Aspekte offenbart. Deshalb hat der Hörer oftmals das Gefühl, dass der Autor hier etwas zu viel wollte und sich unweigerlich verzettelt hat. Aber trotz dieser ausufernden Komplexität wechseln sich spannende Momente mit interessanten Hintergründen und geschickt konstruierten Zusammenhängen ab und wissen denjenigen, der aufmerksam das Geschehen verfolgt, gut zu unterhalten.

Gelesen wird der vielseitige Thriller von Wolfram Koch, der mit viel Einfühlungsvermögen und Professionalität zu Werke geht und trotz auftretender Spannungsschwankungen dem Geschehen eine spürbare Dramatik verleiht. So gelingt es ihm, den einzelnen Charakteren eine passende Stimme zu geben und ihre Handlungsweisen und Gefühle dermaßen nachvollziehbar zum Ausdruck zu bringen, dass der Hörer unweigerlich mit ihnen leidet, sie versteht oder ihre Taten abgrundtief verachtet. Eine Bandbreite, die dem sprunghaften Handlungsverlauf gut tut und tief in das Geschehen eintauchen lässt.

Fazit:
"Schattenjunge" ist ein wendungsreicher Thriller, dessen Handlung auf einer tragischen Familiengeschichte beruht, der aber durch zu viele brisante Ereignisse und dem mit ihnen einhergehenden Wust an Informationen Spannung einbüßt.

Eine Hörprobe gibt es auf der Verlags-Website.