Im Jahr 2010 schenkte der Sammler Herbert Lange den Kunstsammlungen Chemnitz 129 bedeutende fotografische Arbeiten aus seinem Besitz, die in den Jahrzehnten zwischen 1925 und 2009 entstanden sind. Diese werden nun in einem Katalog präsentiert und erläutert.
Von 21 Fotografen stammen die von Lange geschenkten Bilder, und der Themenbogen ist ähnlich weit wie der Umfang der unterschiedlichen Stile, denen die Fotografien angehören. Laut eigener Aussage sammelte Lange zum Teil nach Motiven, dann auch wieder nach Künstlern und Stilrichtungen.
Im Katalog folgen auf das Vorwort der Generaldirektorin der Kunstammlungen Chemnitz ein Essay mit dem Titel "In Deutschland. Dokumentarische Konzepte der Fotografie in der Sammlung Herbert Lange" und ein Interview mit dem Geber. Im Anschluss findet der Leser und Betrachter die Fotos der einzelnen Fotografen, nach deren Namen in alphabetischer Ordnung und mit einem Künstlerportrait zu Beginn. Ein ausführliches Werkverzeichnis und eine Bibliographie schließen den Band ab.

Dank dem einleitenden Essay kann der Leser die Sammlung beziehungsweise die dort vertretenen Künstler gut in den stilistischen und inhaltlichen Kontext ihres Schaffens einordnen. Hierbei erweisen sich auch die Künstlerbiografien und Ausstellungsübersichten als sehr hilfreich.
Die meisten Fotos werden im Katalogteil auf je einer eigenen Seite präsentiert. So ergibt sich die Möglichkeit, die Bilder in einer angemessenen Größe zu betrachten; sehr viele Fotografien benötigen eine solche Darstellung auch, wenn sie etwa von grafischen Effekten leben oder vom Detail. Hingegen findet man im Buch die ein oder andere Serie etwas komprimierter, doch in diesem Fall soll der Betrachter offensichtlich die Gelegenheit nutzen können, mehrere Fotografien aus einem Themenkreis parallel anzusehen.
So ergibt sich ein einerseits nach Möglichkeit großzügiges, andererseits auch an den Bedürfnissen des Betrachters ausgerichtetes Layout. Als einwandfrei erweisen sich zudem die Druck- und Papierqualität: Auf den Fotos findet man keinerlei dem Papier geschuldete Reflexionen, und auch Farben – sofern es sich nicht um Schwarzweißfotos handelt -, Kontrast und Schärfe stimmen, was bei solch teils detailreichen Fotografien für die Wirkung essentiell ist.

Bei den portraitierten Künstlern handelt es sich um vor allem im deutschsprachigen Raum, teils auch international bedeutende Fotografen, die dem Interessierten mehr oder weniger gut bekannt sein dürften und die in der Fotografie sehr klare Akzente gesetzt haben. Ohne die Absicht einer Hervorhebung seien hier beispielhaft Bernd und Hilla Becher, Boris Becker, Duane Michals und Albert Renger-Patzsch genannt. Renger-Patzsch etwa ist mit einigen Fotos aus dem Ruhrgebiet vertreten, die, künstlerisch gestaltet, vor allem Industrie- und Siedlungsansichten zeigen sowie Objekte aus dem Labor. Von Duane Michals hat Lange eine Reihe von Prominentenportraits, beispielsweise Andy Warhol, René Magritte und Tennessee Williams, gesammelt.
Dank dem Abwechslungsreichtum der Fotografien erschließt sich dem Betrachter ein breites Spektrum an Stilen und Themen, ohne dass die Sammlung jedoch unübersichtlich wäre; im Gegenteil: etliche Serien bieten wiederum die Möglichkeit, sich intensiv mit einzelnen Motivwelten auseinanderzusetzen. So lohnt sich die Lektüre und Betrachtung auch für Interessierte, die vorläufig keinen Chemnitz-Besuch planen, das Buch also nicht primär als Ausstellungskatalog, sondern als Sachbuch beziehungsweise Bildband nutzen möchten.

Ein ausgezeichneter Band, der die Präsentation hochwertiger Fotografien mit informativen Textbeiträgen und Übersichten verbindet.

Auf der Website des Verlags gibt es einen kleinen Einblick in den Band (bei Klick auf das Cover).