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Terry Painter schließt Allison in ihr Herz. Dabei wollte sie niemandem mehr vertrauen, nachdem ihre letzte Untermieterin ihr drei Monatsmieten schuldete und verschwand. Doch Allison ist so lieb, lächelt so herzerfrischend und will so offensichtlich Terrys Gunst gewinnen, dass die Krankenschwester nachgibt und ihr das Gartenhäuschen vermietet.
Doch sie bereut es schnell. Irgendetwas stimmt nicht mit Allison. Irgendetwas führt diese junge, so lieb wirkende Frau im Schilde. Sie und ihr Bruder, der unvermittelt auftaucht, scheinen Terry Übles zu wollen, da ist sie sich sicher.
Doch immer wieder wird sie schwach und verzeiht Allison. Aber Gesprächsfetzen, die Terry mithört, ein offen im Gartenhaus liegendes Tagebuch, die Freundin von Allison und der seltsame K. C., der sie zu verfolgen scheint, machen ihr immer klarer, dass niemand sie wirklich mag, niemand ihr die Wahrheit erzählt hat. Auch die zarte Beziehung, die sie zu Josh, dem Sohn ihrer Lieblingspatientin, knüpft, scheint nur ein Tagtraum gewesen zu sein, denn er sagt mehrere Dates ab und wirkt nicht mehr interessiert.
In Terry keimt der Verdacht auf, dass Allison und ihr Bruder Lance, deren Freunde Denice und K. C. ihren Tod planen, zumal sie Lance mit dem Freund ihrer ehemaligen Mieterin Erika Holländer sieht. Doch was haben die fünf davon? Was bezwecken sie? Und warum haben sie gerade Terry Painter, eine vierzigjährige Krankenschwester ohne Vermögen und Freunde, ausgewählt?
420 Minuten dauert dieses Hörbuch. Leider, ist der Hörer geneigt auszurufen. Denn mindestens 300 Minuten sind eine endlose Litanei der Ich-Erzählerin Terry Painter. Ihre Ängste, ihre Hoffnungen, ihr Lebenslauf, ihre vergangenen Chancen, ihre Fehler, ihre grausame Kindheit, ihre furchtbare Mutter, ihr freudloses Leben, und immer wieder ihre Paranoia alle Menschen betreffend, die sich ihr freundschaftlich nähern. Die Frage, was diese "Freunde" bezwecken, was sie mit ihr vorhaben, wird so langatmig, so langsam und geduldig entwickelt, dass man von Spannung nicht sprechen kann. Der Stil der Autorin, aus Büchern wie dem genialen "Lauf Jane, lauf" als brillant und gekonnt psychologisierend geschätzt, verliert sich in diesem "Krimi" zu seltsamsten Metaphern und Stilblüten. Das Schicksal der Krankenschwester kümmert leider niemanden, auch den Leser nicht. Die "Heldin" gerät derart unsympathisch, so farblos und nichtssagend, dass es eine Qual ist, diesen fünf Stunden zu folgen.
Dieses Hörbuch wäre ein einziges Desaster, gäbe es nicht zwei Gesichtspunkte, die dem diametral entgegenwirken. Erstens sind die letzten, immerhin 120 Minuten wirklich gekonnt. Hier wird, entgegen allen Klischees, ein Feuerwerk an Ideen und eine so spannende Handlung erzählt, dass es eine Freude ist, zuzuhören. Zweitens liest dieses Hörbuch Hansi Jochmann. Und sie gibt eine Terry Painter ab, als wäre sie die Krankenschwester selbst. Jede Sekunde nimmt man ihr diesen schwierigen Charakter ab, jeden Moment vermittelt sie, dass sie jede einzelne Zeile dieses Romans, so schwer es auch fallen mag bei den langweiligen Stunden zu Anfang, versteht und korrekt zu interpretieren in der Lage ist. Wären nicht ihre launigen Kommentare, ihre lässige Art, die Gedanken von Terry Painter auszudrücken, ihre kalte, emotionslose Art, den Mitmenschen schlimmste Dinge zuzutrauen, niemand würde die ersten 300 Minuten unbeschadet überstehen und das Hörbuch lange vor dem Schluss verfluchen. Doch die Sprecherin schafft das fast Unmögliche: Man hört weiter zu, folgt ihrer Stimme durch dieses "Tal der Qual" und ist - fast atemlos vor Spannung - froh, dass es die letzten beiden Stunden zu hören gibt.
Fazit: Dank Hansi Jochmann und den letzten zwei Stunden ist es ein erträgliches Hörbuch. Die ersten zwei Drittel sind langweilig und öde, das letzte Drittel packend und grandios, dort gelingt es der Sprecherin, den Hörer zu begeistern. Auch wenn es viel zu lange dauert, bis wirklich Begeisterung aufkommt.
Warum der wundervolle Originaltitel "Whispers and Lies" in Deutschland zu dem völlig unpassenden "Schlaf nicht wenn es dunkel wird" konvertierte, ist ein Rätsel, das wohl nur der Verlag klären könnte.